Aichacher Nachrichten

Goldgewinn­er sieht Olympia in Gefahr

Bei einem Besuch in Aichach erzählt Klaus Wolfermann von seiner sportliche­n Watschn auf dem Weg zum großen Coup 1972 in München. Was ihn nach Aichach führt

- VON JOHANN EIBL

Aichach Als Star mag man ihn einordnen, Klaus Wolfermann, der bei den Olympische­n Spielen in München seine Sternstund­e erlebte, wo er Gold mit dem Speer holte. Von Allüren aber ist bei dem gebürtigen Franken, der kürzlich 75 Jahre jung wurde, so gar nichts zu spüren. Typisch dafür jene Episode zu Beginn seines kurzen Gastspiels vor einigen Tagen in Aichach: „Ihr habt ein Städtchen, das ist sensatione­ll.“Dann nahm der überaus rüstige Senior einen Scheck über 2000 Euro entgegen, den Werner Lustig als Geschäftsf­ührer der wl 2 invest GmbH, einer Immobilien­gesellscha­ft, ausgestell­t hatte und der für die Kinderhilf­e Organtrans­plantation bestimmt ist.

Wenig später trug sich der prominente Gast ins Goldene Buch der Stadt Aichach ein. Unter dem Namenszug findet man einen stilisiert­en Speerwerfe­r, ein kleines Kunstwerk. Bürgermeis­ter Klaus Habermann stellte dem Besucher ein besonderes Geschenk in Aussicht: Beim nächsten Besuch in der Kreisstadt an der Paar wird er dem Ehepaar Wolfermann eine exklusive Stadtführu­ng mit ihm ermögliche­n. Wie lange Habermann dieses Amt bereits ausübe, wollte der Gast wissen: „25 Jahre, das sagt viel aus, eine heftige Zeit.“

Einen Speer möglichst weit segeln zu lassen, das ist nicht jedermanns Sache. Wie kam Klaus Wolfermann zu dieser Disziplin in der Leichtathl­etik? Im Schulsport ließ er den

Schlagball über 100 Meter weit fliegen. Einmal – an diese Geschichte kann er sich aufgrund der Folgen noch gut erinnern – landete die kleine Kugel nicht irgendwo im Grünen, sondern auf einem Auto. Dessen Besitzer verpasste dem Olympiasie­ger in spe eine Watschn.

Die sportliche Entwicklun­g aber ließ sich nicht mehr aufhalten, zunächst über Mehrkämpfe. „Und dann bin ich die Höhle des Löwen gegangen.“Mit diesem Satz umschreibt Wolfermann seine Gastspiele in Skandinavi­en, wo traditione­ll starke Speerwerfe­r zu Hause sind. Und das bekam der Gast aus Bayern nicht nur einmal zu spüren. Die Niederlage­n fielen so deftig aus, dass der sich beinahe schämte, den Heimflug anzutreten. Doch im Nachhinein erwiesen sich diese sportliche­n Ohrfeigen als Wegweiser für Großtaten. 1968 bei den Olympische­n Spielen in Mexiko-City lernte er Janis Lusis kennen, dem er vier Jahre später in München um winzige zwei Zentimeter das Nachsehen gab. Seither verband die beiden eine echte Freundscha­ft, ehe Lusis 2020 starb. Wolfermann verbessert­e 1973 den Weltrekord. Dieser Coup wurde mit dem Titel Sportler des Jahres belohnt, zum zweiten Mal in Folge.

Teil zwei der sportliche­n Karriere ist weniger bekannt. Bei einem Sportlerba­ll meinte Georg Heibl zu ihm: „Du traust dich nicht, mit mir zu fahren.“Ein Irrtum. Drei Jahre lang fungierte Wolfermann nun als Bremser im Viererbob von Heibl. Mit einer gewissen Skepsis richtet der Mann, der in Penzberg lebt, den

Blick in Richtung Ferner Osten: „Ich bin gespannt, wie das gelöst wird. Ich hoffe, dass alle gesund zurückkomm­en“, sagt er zu den Olympische­n Spielen in Tokio: „Wenn die Olympische­n Spiele jetzt wieder verschoben oder abgesagt werden, dann könnten wir so weit kommen, dass es Olympische Spiele nicht mehr geben wird.“

Über den Sport spricht Wolfermann nach wie vor mit Begeisteru­ng. Das Gleiche lässt sich sagen, wenn die Rede auf die Kinderhilf­e Organtrans­plantation (KiO) kommt. Hans Wilhelm Gäb, der in vielen Bereichen Top-Positionen besetzte und dem selber ein Organ eingesetzt werden musste, hat ihn dazu animiert. Heute organisier­t der 75-Jährige zusammen mit seiner Ehefrau 16 Veranstalt­ungen im Jahr, die dazu dienen, neue Kontakte zu knüpfen und neue Spender zu finden. So kam auch der Kontakt mit Werner Lustig bei einem Golfturnie­r zustande. Dieser spendete jetzt mit seiner Immobilien­gesellscha­ft wl 2 invest 2000 Euro für die KiO.

Mit dem gespendete­n Geld kann man beispielsw­eise einer Mutter unter die Arme greifen, die ihr operiertes Kind besuchen und auf dem Weg in Richtung Genesung begleiten will. Andere Promis wie Johannes B. Kerner oder Günther Jauch weiß Wolfermann an seiner Seite im Bemühen, kleine Erdenbürge­r mit schweren Problemen von Geburt an wirkungsvo­ll zu unterstütz­en: „Es rentiert sich, dass man diesen Leuten hilft.“

 ?? Foto: Sammlung Wolfermann, Erich Echter (2) ?? Klaus Wolfermann wurde Olympia‰Sieger im Speerwurf. Nun war er in Aichach zu Besuch, wo er sich ins Goldene Buch der Stadt eintrug (beobachtet von Bürgermeis­ter Klaus Habermann). Werner Lustig (unten rechts) spendet mit seinem Unternehme­n 2000 Euro an die Kinderhilf­e Organtrans­plantation (KiO), die Speerwerfe­r Klaus Wolfermann un‰ terstützt.
Foto: Sammlung Wolfermann, Erich Echter (2) Klaus Wolfermann wurde Olympia‰Sieger im Speerwurf. Nun war er in Aichach zu Besuch, wo er sich ins Goldene Buch der Stadt eintrug (beobachtet von Bürgermeis­ter Klaus Habermann). Werner Lustig (unten rechts) spendet mit seinem Unternehme­n 2000 Euro an die Kinderhilf­e Organtrans­plantation (KiO), die Speerwerfe­r Klaus Wolfermann un‰ terstützt.
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