Auf diese Menschen setzt der Bischof
Kirche Der Augsburger Oberhirte Bertram Meier verleiht mit seinen Personalentscheidungen neuen Schwerpunkten Ausdruck und heilt alte Wunden. Was sich künftig alles verändern wird
Augsburg Im ersten Jahr, so lautet die goldene Regel, sollte ein neuer Chef möglichst wenig Personal austauschen. Der Augsburger Bischof Bertram Meier ist nun schon fünfzehn Monate im Amt und treibt das Personalkarussell in der Diözese immer schneller an. Mit seinen Neubesetzungen verleiht der Bischof neuen Schwerpunkten Ausdruck – und nimmt Korrekturen am Kurs seiner Vorgänger Mixa und Zdarsa vor. Priester, die damals in Ungnade gefallen sind, finden sich nun in verantwortlichen Positionen wieder.
Aufsehen erregte vor allem der Wechsel des Generalvikars. Fast beiläufig gab Meier ihn am Ende der Chrisammesse in der Karwoche im Dom bekannt: Mit sofortiger Wirkung werde sich der Neue als Stellvertreter einarbeiten und am 1. Juli das Ruder übernehmen. Drei Atemzüge zuvor hatte der Bischof noch dem amtierenden Generalvikar Harald Heinrich für den „machtvollen Einsatz und unermüdlichen Fleiß, mit dem er täglich seinen Auftrag erfüllt“, gedankt. Erst drei Wochen später erfuhren die Diözesanen, dass Domkapitular Heinrich der neue Stadtpfarrer in Dillingen werde. Ein Abstieg? Keinesfalls, versichert man im Ordinariat. Der 54-Jährige freue sich auf die Rückkehr zur Seelsorge.
darf sich auch Domdekan Wolfgang Hacker, der so plötzlich zum „zweiten Ich“des Bischofs geworden ist. Im Verlauf seiner kirchlichen Karriere hat der 58-Jährige, der sich in den katholischen Verbänden als Sachwalter und Inspirator hohe Wertschätzung erworben hat, bitter erfahren, was es heißt, in die zweite Reihe treten zu müssen. Von Wiedergutmachung solle aber keine Rede sein, heißt es. Hackers zugewandte Art passe vielmehr ins Konzept des Bischofs, vom Organisatorischen mehr zum Seelsorgerlichen überzugehen. Die Pastorale Raumplanung 2025, die Heinrich unter Bischof Zdarsa nach einer anfänglichen Welle der Empörung unter den Gläubigen („Lasst die Kirche im Dorf!“) mit mehr Fingerspitzengefühl in den Pfarreien umgesetzt hat, ließ viele heimatlos werden.
Selbstkritisch merkt Bischof Meier an: „Wir beschäftigen uns viel mit Verwaltung, Finanzen und Recht. Das bindet Zeit, Kraft und Energie. Dabei rutscht mitunter unser Markenkern in den Hintergrund: die Besinnung auf unser spirituelles Fundament und die Verkündigung des Evangeliums.“Deshalb berief er Pfarrer Christian Hartl zum Beauftragten für das geistliche Leben im Bistum Augsburg. Zwischenzeitlich war der 56-Jährige Hauptgeschäftsführer des Hilfswerks Renovabis, seit ihn Bischof Mixa 2009 als Regens des Priesterseminars entließ.
In diese Linie passt es, dass Pfarrer Wolfgang Schneck, 65, bisher in Dillingen tätig, neuer Leiter der Priesterseelsorge wird. Bischof Meier erwartet von ihm „neue Akzente“bei der spirituellen Begleitung der Geistlichen, denn „komplex und anspruchsvoll“sei in unserer Zeit die priesterliche Existenz geworden. Krisenintervention greift zu kurz, da viele Priester übers Limit belastet sind und vorm Burn-out stehen.
Überhaupt folgen die Personalentscheidungen des neuen Augsburger Bischofs längerfristigen Überlegungen. Wer sollte noch auf neuen pastoralen Gebieten reifen? Welche Begabungen sollten gewinnbringender für die Diözese genutzt werden? Wo tut es gut, innere Ausrichtung und (Führungs-)Stil zu verändern? Das 2012 von Bischof Konrad Zdarsa gegründete Institut für Neuevangelisierung wird Meier neu aufstellen. Es soll mehr in die Breite wirken, bisher war es sehr auf Katechese und Anbetung ausgerichtet. „Evangelisierung ist weder exklusiv noch pure Selbstbestärkung“, erklärt der Bischof. Das Führungspersonal hat er ausgetauscht, der Hauptabteilungsleiter Florian Markter geht als Pfarrer nach Mering, Pfarrer Reinfried Rimmel, der in Pfaffenhofen/ Roth auch die Gebetsstätte MarienFreuen fried im Auge hatte, wird Leiter des Instituts. Das „Basical“, bisher eine eingeschworene katholische Wohngemeinschaft, soll künftig zu einem Jahr der Orientierung anleiten.
Bischof Meier geht mitunter ins Risiko. Die noch junge Gemeinschaft „Familie Mariens“soll zum September die Allgäuer Gebetsstätte Wigratzbad übernehmen. „Ich hege die Hoffnung, dass die Gemeinschaft das in sie gesetzte Vertrauen einlösen wird“, sagte Meier. Offenbar hat der Diözesanpriester Nikolaus Maier den Pilgerbetrieb dort in zehn Jahren so weit stabilisiert und die recht traditionell orientierte Gebetsstätte ins kirchliche Leben des Bistums mehr eingebettet, dass er nun wieder für andere Aufgaben zur Verfügung stehen soll.
Fast übersehen wurde eine Personalie im Bistum, die nur oberflächlich betrachtet nichts Wesentliches verändert. Bischof Meier bestellte mit einer ausführlichen Begründung Rechtsdirektor Reiner Sroka zum Kanzler des Ordinariats und damit zur zentralen Aufsicht der Aktenaufbewahrung. Im Zuge der Missbrauchsaufklärung hat diese lange lässig gehandhabte Aufgabe hohe Bedeutsamkeit erlangt. Sroka wird sicherstellen, dass die Personalakten wirklich vollständig geführt werden und jederzeit dem Bischof zur Einsicht zur Verfügung stehen.