Kirche und Jugend: Passt das zusammen?
Zwei junge Frauen und ein Pater sprechen über Jugend in den Gemeinden. Sie beschreiben den Umgang junger Menschen mit der Institution
Friedberg/Dasing In der Kirche sind meist eher alte Menschen anzutreffen, allerdings gibt es auch Jüngere, die sich in Kirchengemeinden engagieren. Was spricht seitens junger Menschen für und gegen die Kirche und wie denkt ein Pallottiner über die Situation?
Grundsätzlich sei sie in einer katholischen Familie aufgewachsen, sagt Anna Mayr. Die 19-Jährige erzählt, dass sie regelmäßig in die Kirche gegangen sei und zwei Jahre lang Ministrantin gewesen war. Aber dann habe sie angefangen, die Aussagen, die in der Kirche getroffen werden, zu hinterfragen. Für sie sei es unerträglich geworden, in die Kirche zu gehen. Sie habe Freundinnen mit einem katholischen Umfeld und erlebe bei ihnen auch viel Abneigung gegen die Kirche. Allerdings sei sie auch mal in Hannover bei einem Gottesdienst gewesen, wo die Predigten interessant waren. Nachher hätten dort alle miteinander gefrühstückt und sich unterhalten, was der Schülerin gefallen hat. Die Kirche müsse offener sein, findet die 19-Jährige. Dass zum Beispiel etwas wie die gleichgeschlechtliche Ehe nicht akzeptiert wird, sei nicht in Ordnung. Die Kirche müsse „einfach so sein, wie wir Jugendlichen leben“, sagt Anna. Sie weiß aber auch vom Grundgerüst eines Gottesdienstes, das eingehalten werden muss. Bei ihren Großeltern erlebt Anna, dass ihnen die Kirche Kraft gibt, hier können sie ihre Bekannten treffen und Dorfklatsch austauschen. Es sei eine verbindende Tradition. Ob sie selbst gläubig ist, weiß Anna nicht so genau. „Eigentlich eher nicht“, sagt sie, ganz festgelegt ist sie aber nicht.
Clara von Linden ist 17 und sagt: „Die Kirche gibt mir Gemeinschaft, und vor allem eine Gruppe von sehr guten Freunden.“Sie ist schon in der Kirche aktiv, seit sie nach der Erstkommunion mit dem Ministieren angefangen hat. Diese Aufgabe erfüllt sie immer noch, seit 2019 ist sie außerdem im Begleiterteam. 2017 ist sie in die Pfarrjugendleitung eingetreten und seit 2020 deren Leiterin. Bei Kirche denkt sie zuerst an die Gottesdienste und Feiertage und dann an die Jugendarbeit und das Ehrenamt.
Die Gemeinschaft mit den anderen sei ihr wichtig, beschreibt die Schülerin. Außerdem gebe es viele tolle Aktionen, die man rund um den Glauben erfahren kann. Sie erzählt, dass es wichtig sei, in Gemeinschaft den Glauben leben und teilen zu können. Außerdem müsse man sich in seiner Gemeinde wohlfühlen. Abgeschreckt werden könnten junge Menschen durch die Traditionen. Clara betont aber, dass dahinter viel mehr stecke. „Abseits von Corona gibt es in vielen Gemeinden ein aktiGlaube
Clara von Linden engagiert sich selbst in der Kirche. ves Gemeindeleben und viele tolle Aktionen“, meint die 17-Jährige. Sie berichtet von der Jugendwallfahrt oder dem Chill-out 2.0, das sind Angebote, die es in Friedberg für Jugendliche gibt. Man kann dort seine Freizeit zusammen verbringen oder den Glauben erleben.
Im Allgemeinen müsse sich die Kirche schon verändern, um junge Menschen anzuziehen, erklärt Clara. Die vielen Traditionen sollten vielleicht aufgelockert werden. „Doch generell sollte die Kirche ihre Werte nicht verlieren, sondern vielleicht nur etwas moderner verpacken“, findet sie. Clara berichtet, dass es viele Gemeinden gibt, die ein modernes Gemeindeleben pflegen und deshalb eine aktive Jugend haben. Pater Christoph Lentz ist Rektor der Pallottiner in Friedberg und Schulseelsorger in Augsburg. Bei der Jugendarbeit sei entscheidend, dass die Jugendlichen zweckfrei dort sein dürfen, sagt er. Lentz war selbst vor wenigen Jahren für die verbandliche Jugendarbeit im Bistum Augsburg zuständig.
Er sagt, die Jugendlichen ziehe an, wenn die Gottesdienste eine „Lebensrelevanz“bieten. Lentz sagt, dass die Jugendlichen merkten, wenn die Kirche glaubhaft und authentisch ist. Werte, wie Toleranz, seien den Jugendlichen wichtig, sagt Lentz.
So gebe es dann viele Hürden, die die Kirche überwinden muss, um Jugendlichen die kirchlichen Werte zu vermitteln. Lentz sagt, dass die Leute ein Wertesystem haben, ein Glaube spiele schon eine Rolle. Die Jugendlichen brauchen die Kirche nicht unbedingt, und das müsse man akzeptieren.