Ab Pfingsten empfängt Bayern wieder Urlauber
In Regionen mit niedrigen Inzidenzen können Hotels und Pensionen öffnen
München/Kempten Seilbahnen, Schifffahrt auf Seen und Flüssen, offene Campingplätze und Hotels: Vom Pfingstwochenende an soll Bayern vor dem Hintergrund gesunkener Corona-Zahlen wieder ein Stück lebenswerter werden, zumindest dort, wo die Sieben-Tage-Inzidenz unter 100 liegt. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) spekuliert zwar öffentlich über eine Verlängerung des Lockdowns bis in den Juli hinein – gleichzeitig aber lockert seine Regierung für Teile Bayerns die strengen Corona-Sperren.
In Landkreisen mit acht Tagen stabiler Inzidenz unter 100 kann ab 21. Mai die Öffnung von Hotels, Pensionen oder Campingplätzen genehmigt werden. Voraussetzung für die Beherbergung von Gästen sind bei der Anreise ein höchstens 24 Stunden alter Corona-Test oder ein Selbsttest unter Aufsicht. Während des Aufenthalts sind weitere Tests alle 48 Stunden nötig. Die Öffnung der Hotel-Gastronomie oder von Schwimmbädern und Saunen für Gäste ist dann ebenfalls erlaubt.
Auch in der Kultur geht es voran: Vom 21. Mai an sollen Theater unter freiem Himmel spielen dürfen. Kapellen, Bands, Amateurtheater und andere Gruppen dürfen bei stabilen Corona-Zahlen wieder gemeinsam proben. Voraussetzung ist auch hier, dass die Inzidenz stabil unter 100 liegt. Die genauen Modalitäten müssen nach Auskunft von Staatskanzleichef Florian Herrmann allerdings noch geklärt werden.
Die Corona-Krise hatte den Fremdenverkehr in Bayern nahezu zum Erliegen gebracht. Im ersten Quartal zählten die Behörden nur knapp 985000 Gäste – ein Minus von fast 84 Prozent. Mit bangem Blick verfolgen auch viele Tourismusbetriebe in der Region die Entwicklung. Im Allgäu liegt die Inzidenz im Moment nur im Landkreis Lindau unter 100. Als die Staatsregierung Öffnungen für Mai angekündigt hatte, habe „eine große Euphorie geherrscht“, sagt Bernhard Joachim, einer der Geschäftsführer der für den Tourismus zuständigen Allgäu GmbH. „Wir hatten eine Aufbruchstimmung.“Doch nachdem die Werte zuletzt überall in der Region gestiegen sind, habe sich dies ins Gegenteil verkehrt. „Die Betriebe wären nun auf eine Öffnung vorbereitet, doch jetzt spielen die Inzidenzen wieder nicht mit.“
Söder schließt eine Verlängerung des Lockdowns über Ende Juni hinaus deshalb nicht aus: „Bloß weil ein Gesetz endet, ist Corona nicht vorbei,“sagt er. Der stellvertretende Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Michael Theurer, kritisiert dies scharf: „Herrn Söders Einlassungen entspringen offenbar eher autoritären Fantasien als sinnvollem Pandemiemanagement“, betonte er gegenüber unserer Redaktion. Söder solle sich lieber darum kümmern, „endlich Öffnungskonzepte für die Schulen zu erarbeiten, statt jetzt schon darüber zu reden, die Freiheit der Bürger länger einzuschränken als nötig.“Auch bei den Grünen herrscht Unverständnis. Ekin Deligöz, die Sprecherin der Grünen-Landesgruppe im Bundestag, sagt: „Herr Söder lockert jetzt in Bayern, spricht aber gleichzeitig von einer möglichen Verlängerung der Lockdown-Maßnahmen auch über den 30. Juni hinaus. Das ist mal wieder typischer Söderismus – etwas in Aussicht stellen und das Gegenteil machen.“
Zur Zurückhaltung beim Reisen hat Gesundheitsminister Jens Spahn die Menschen in Deutschland aufgerufen. Bei den Reisen seien nicht allein die Inzidenzwerte am Zielort entscheidend, sondern auch der Weg. Jeder Öffnungsschritt müsse stark von Tests begleitet werden.
FDP: Söder hat autoritäre Fantasien