Dürfen Urlauber kommen?
Ferienregionen hoffen und bangen
Oberstdorf Am Freitag beginnt für Karl-Arnold Schüle eine Zitterpartie. „Von da an läuft die Bemessung“, sagt der 62 Jahre alte Hotelier aus Oberstdorf im Oberallgäu. „Wenn die Inzidenz dann nicht unter 100 liegt, ist eine Öffnung nicht möglich.“Schüles Wellnesshotel mit 85 Mitarbeitern könnte nach der coronabedingten Schließung im November 2020 am 21. Mai wieder öffnen dürfen – aber nur, wenn die Corona-Zahlen im Landkreis weiter sinken. Eine stabile Sieben-TageInzidenz von unter 100 Neuinfektionen pro 100000 Einwohner hat das bayerische Kabinett am Montag als Bedingung für Öffnungen touristischer Betriebe beschlossen. Was das konkret bedeute, werde noch erarbeitet, hieß es am Dienstag aus dem Wirtschaftsministerium.
„Jetzt schwanke ich zwischen Hoffen und Bangen“, sagt Hotelier Schüle. Am Dienstag lag der Inzidenzwert für den Landkreis Oberallgäu nach Angaben des RobertKoch-Instituts bei 137,2.
„Das ist so schwierig gestaltet, dass man keine Zuverlässigkeit hat“, sagt Wolfgang Sommer, Leiter eines Hotels in Füssen (Landkreis Ostallgäu, Inzidenz: 126,1). „Die Gäste rufen an und fragen, ob wir am 31. Mai geöffnet haben. Da konnten wir ihnen nur sagen, rufen Sie mal bei Herrn Söder an.“Sein Betrieb werde nun voraussichtlich erst am 4. Juni öffnen, der Planungssicherheit wegen: „Es bringt ja nichts, bei einer Inzidenz von 99 zu öffnen, nur um die Gäste nach drei Tagen wieder nach Hause schicken zu müssen.“
Denn laut Beschluss des Kabinetts müssen touristische Betriebe wieder schließen, wenn die CoronaZahlen in der Region wieder über eine Sieben-Tage-Inzidenz von 100 steigen. Innerhalb von drei Tagen müssten die Gäste dann wieder abreisen. Im Berchtesgadener Land hat man diese Erfahrung im vergangenen Jahr schon einmal gemacht: Mitten in den Herbstferien mussten Urlauber wegen drastisch gestiegener Zahlen eilig ihre Koffer packen. „Das können wir uns nicht noch einmal erlauben. Wenn wir jetzt öffnen, muss gewährleistet sein, dass die Betriebe geöffnet bleiben können“, sagt Richard Lenz, Zweiter Bürgermeister von Schönau am Königssee.