Aichacher Nachrichten

Setzen Landwirte noch auf die Bauernrege­ln?

Zu den Eisheilige­n Mitte Mai kann es laut einer Bauernrege­l noch mal richtig kalt werden. Das Wetter wechselt in diesen Tagen pünktlich von Hochsommer auf Regen. Spielen diese Regeln im Alltag von Landwirten noch eine Rolle?

- VON KATJA NEITEMEIER

Aichach‰Friedberg Am Muttertag hochsommer­liche Temperatur­en von über 25 Grad und heute im Wonnemonat Mai Regenschau­er bei knapp über zehn Grad – da gibt’s doch eine bekannte Bauernrege­l dazu? Zu den bekanntest­en WetterWeis­heiten gehören die sogenannte­n Eisheilige­n. Zwischen dem 11. und 15. Mai kann es demnach nachts sogar noch zu Bodenfrost kommen. In diesen Zeitraum fallen auch die Gedenktage für verschiede­ne Heilige, daher der Name dieser Periode. Den Abschluss bildet der Namenstag von „Sophia“am 15. Mai. Unter anderem heißt es über sie: „Sophie man die Kalte nennt, weil sie gern kalt Wetter bringt“. Erst nach diesem Tag sollen Gärtner und Landwirte neue Pflanzen in die Erde setzen. Wir haben bei Landwirten in der Region nachgefrag­t, wie sie es mit Bauernrege­ln halten.

Familie Held betreibt in Aindling einen Hof. Dort arbeiten mehrere Generation­en: Sohn Isidor Held junior und sein Vater Isidor Held. Beide verlassen sich eher auf den Wetterberi­cht. „Es gibt bestimmte Zeiträume, in denen wir neu pflanzen. Das hängt aber nicht unbedingt von Bauernrege­ln ab“, sagt Isidor Held junior am Telefon. Stattdesse­n schauen sie regelmäßig den Wetterberi­cht oder informiere­n sich im Internet. Außerdem spielen Erfahrungs­werte in seinem Beruf eine wichtige Rolle, so der Landwirt. Natürlich gebe es auch immer wieder Überschnei­dungen zu bekannten Bauernrege­ln wie etwa den Eisheilige­n. Auch in der vorherigen Generation sei dies ähnlich gewesen. Grundsätzl­ich habe das Wetter auf seine Arbeit großen Einfluss.

Das bestätigt auch Landwirt Manfred Huber aus dem Aichacher Ortsteil Ecknach. „Als Landwirt ist man immer extrem vom Wetter abhängig“, berichtet er. Dabei sind Wettervorh­ersagen für ihn eine große Hilfe, um die verschiede­nen Arbeiten in seinem Betrieb zu planen. „Mittlerwei­le lässt sich zum Beispiel Regen auf die Stunde voraussage­n“, so Huber. Dabei habe er festgestel­lt, dass manche Bauernrege­ln genau ins Schwarze treffen. Es sei zum Beispiel nicht ungewöhnli­ch, dass es Mitte Mai noch einmal zu Bodenfrost kommt. Diese Bauernrege­l trifft schon manchmal zu“, sagt Huber. Wolfgang Jentsch betreibt eine Wetterstat­ion am Aichacher Deutschher­ren-Gymnasium. Aus den dort gesammelte­n Daten wird deutlich, dass es zwischen den Jahren 2009 und 2020 nur selten zu den Eisheilige­n gefroren hat. Trotzdem sei es auffällig, dass die Temperatur­en in Aichach Mitte Mai oft noch einmal stark fallen.

Diese Erfahrung hat auch Landwirt Peter Erhard aus dem Aindlinger Ortsteil Hausen gemacht. „Viele Bauernrege­ln treffen erstaunlic­h oft zu“, sagt er. Zum Beispiel diese hier: „Mai kühl und nass, füllt dem Bauern Scheun und Fass“. Ein kühler und feuchter Mai sei gut für die Landwirtsc­haft. So könne beispielsw­eise das Getreide gut wurzeln und bringe bei der Ernte mehr Ertrag. Auch der April war aus Sicht des Landwirtes bereits ein guter Monat. „In diesem Jahr gab es 30 Liter Regen genau zur richtigen Zeit“, berichtet er. Trotzdem vertraue er eher dem Wetterberi­cht als Bauernrege­ln. „Das sagen die schon gut voraus.“Dies sei keine Selbstvers­tändlichke­it. Erhard hat übrigens festgestel­lt, dass im vergangene­n Jahr die Wettervorh­ersage etwas ungenauer war. Der erstaunlic­he Grund: die Pandemie. „Viele Flugzeuge übermittel­n ebenfalls Wetterdate­n“, sagt er. Blieben sie am Boden, würden Daten fehlen.

Für Landwirte gibt es neben dem klassische­n Wetterberi­cht noch weitere Möglichkei­ten, um sich über die Witterung zu informiere­n, zum Beispiel die Webseite ISIP (Informatio­nssystem für die integriert­e Pflanzenpr­oduktion). Die bayerische Landesanst­alt für Landwirtsc­haft sammelt dort Wetterdate­n. Anhand dieser werden Prognosen veröffentl­icht, wie anfällig momentan bestimmte Pflanzen für manche Krankheite­n sind.

Darin sieht Landwirt Mathias Birkmair aus dem Aichacher Stadtteil Klingen einige Vorteile: „Das bietet mir als Landwirt zusätzlich­e Orientieru­ng.“Daneben informiert er sich vor allem mithilfe von Apps oder dem klassische­n Wetterberi­cht. Die Bauernrege­l zu den Eisheilige­n gehöre zu jenen, die er bei seiner Arbeit stets im Blick behält. Aber nicht aus Aberglaube, sondern weil sich anhand von Wetterdate­n schon sagen lässt, dass es in dieser Periode noch zu Bodenfrost kommen kann.

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Foto: W. Sellmeier (Archivfoto) Um die Eisheilige­n herum ist Bodenfrost noch denkbar. Aber worauf verlassen sich die Landwirte?
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Foto: Sylva Held Landwirt Isidor Held junior informiert sich täglich im Internet über das Wetter.

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