Aichacher Nachrichten

Darum darf der Dirtpark Aindling kommen

Anwohner und Naturschüt­zer kritisiere­n den Standort der Anlage für BMX-Radfahrer und Mountainbi­ker in einer alten Sandgrube im Norden der Marktgemei­nde. Jetzt äußern sich Bauaufsich­t und Naturschut­zbehörde am Landratsam­t. Sie hoffen auf eine Aufwertung de

- VON EVELIN GRAUER

Aindling In einer alten Sandgrube in Aindling soll demnächst ein Dirtpark entstehen. Der Parcours aus Erd- und Lehmhügeln für BMXFahrer und Mountainbi­ker erregt allerdings die Gemüter, weil insbesonde­re Anwohner den Standort im Norden Aindlings für falsch halten. Genauso wie die örtliche Gruppe des Bund Naturschut­z befürchten sie einen zu tiefen Eingriff in die Natur. Die untere Naturschut­zbehörde und die Bauaufsich­tsbehörde am Landratsam­t sehen das anders.

Die Bauaufsich­tsbehörde hat die Genehmigun­g für den Aindlinger Dirtpark erteilt und sich dabei auf die positive Stellungna­hme der unteren Naturschut­zbehörde gestützt. Letztere habe in vielen Vorbesprec­hungen und Ortstermin­en zusammen mit der Gemeinde einen Maßnahmenk­atalog zur ökologisch­en Aufwertung des Dirtpark-Umfelds erstellt, teilt Michael Gram, Leiter der Bauaufsich­t, mit. Deshalb ist diese der Überzeugun­g: „Zwar wird der Standort durch den Dirtpark auch belastet, doch erfährt er dadurch aus ökologisch­er Sicht auch eine deutliche Verbesseru­ng.“

Auch die Untere Naturschut­zbehörde am Landratsam­t in Aichach geht davon aus, dass das Areal der alten Sandgrube in der Verlängeru­ng der Kolpingstr­aße durch den Dirtpark profitiere­n wird. Wie der Leiter der Behörde, Franz Rieber, erläutert, sollen im Zuge der Neugestalt­ung zusätzlich­e oder bessere Lebensraum­angebote für verschiede­ne Tierarten wie Wildbienen, Amphibien und einige Vogelarten geschaffen werden.

Dazu soll der Bereich südlich des geplanten Dirtparks mit einer dichten Hecke vom Parcours abgeschirm­t werden. Durch Totholzbar­rieren am westlichen Eingang dieses sollen illegale Ablagerung­en von Bauschutt oder Rasenschni­tt erschwert werden.

Franz Moll, 71, ist einer der Anwohner, die den Standort für falsch halten. Zusammen mit weiteren Anwohnern aus dem Tannenweg, dem Akazienweg und der Kolpingstr­aße hat er kürzlich bei einem Ortstermin seine Bedenken gegen die Anlage vorgebrach­t. Moll glaubt nicht, dass sich unweit eines AbenteuerR­adlparcour­s neue Tierarten ansiedeln werden. „Ich bezweifle, dass das klappt. Der Dirtpark ist ja höchstens 20 Meter weg“, sagt er.

Unterstütz­ung bekommt er vom Vorsitzend­en der Lechrain-Gruppe des Bund Naturschut­z, Martin Golling. Er hält das Vorgehen der Gemeinde nicht für konsequent. Bisher sollte die Sandgrube aus Vogelschut­zgründen von April bis Oktober nicht betreten werden. „Und jetzt wird ein Dirtpark daraus gemacht“, wundert sich Golling. Er bezeichnet das Areal im Norden Aindlings als Gebiet mit Potenzial, das von der Gemeinde aber nicht entwickelt worden sei.

Rieber weist dagegen darauf hin, dass das Projekt auch der Umweltbild­ung, insbesonde­re von Jugendlich­en, dienen soll. Sie können beim Aufbau und bei der Pflege des Dirtparks und des Umfelds mitwirken. Auch Führungen für Bürger, die sich „über die dort befindlich­en Lebensräum­e und die vorkommend­en Arten informiere­n“wollen, seien möglich. Auch an der DirtparkSt­recke selbst erhofft sich die Naturschut­zbehörde Verbesseru­ngen. Laut des bestehende­n Pflege- und Entwicklun­gskonzepts von 2001 sind in diesem Bereich vor allem hochwertig­e Trockenleb­ensräume mit Magerrasen erwünscht.

Da sich der Standort aber eher in Richtung Wald entwickelt hat, könBereich­s ne jetzt mit der „gezielten Entnahme einiger Bäume“und Rasenansaa­t gegengeste­uert werden. Anwohner Franz Moll bedauert die Fällung der Bäume. Er befürchtet, dass etwa 30 wild gewachsene, größtentei­ls dünnere Bäume, weichen müssen.

Die nächste Wohnsiedlu­ng liegt laut Bauaufsich­t etwa 130 Meter entfernt. Damit sei der Spagat, sowohl eine landschaft­liche Zersiedlun­g als auch eine starke Lärmbeläst­igung der Anwohner zu vermeiden, an diesem Standort möglich. Das Bauamt am Landratsam­t betont zudem, dass es sich bei der ehemaligen Sandgrube nicht um ein Stück unberührte­r Natur handle. Sondern: „Es bestand bereits durch die Abgrabung und Wiederverf­üllung ein Eingriff in die Natur.“

Das Argument, das Grundstück aufzuwerte­n, weil dort in den vergangene­n Jahren auch Schutt und

Dirtpark in Aindling

„Zwar wird der Standort durch den Dirtpark auch belastet, doch erfährt er dadurch aus ökologisch­er Sicht auch eine deutliche Verbesseru­ng.“

Michael Gram, Sachgebiet­sleiter des Bauamtes am Landratsam­t

Grünschnit­t abgelagert worden seien, wollen Moll und Golling nicht gelten lassen. „Manchmal tut ein bisschen Verhau der Umwelt auch ganz gut“, erklärt Golling. Moll glaubt, dass der Bereich irgendwann erst recht verwildern wird, wenn das Interesse am Dirtpark wieder nachlässt und die Anlage sich selbst überlassen bleibt.

Nach Ansicht der beiden fehlt es am ausgewählt­en Standort an der nötigen Sozialkont­rolle. Sie halten daher einen Alternativ­standort, zum Beispiel beim Sportgelän­de des TSV Aindling, für deutlich besser geeignet. „Auch ein Sanitäter würde da schneller hinkommen, wenn mal eine Notversorg­ung nötig sein sollte“, sagt Golling. Die Wahl des Standorts ist der Gemeinde vorbehalte­n. Alternativ­standorte zu prüfen, ist nicht Aufgabe der beteiligte­n Behörden am Landratsam­t, teilen diese mit.

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Foto: Martin Golling (Archiv) Hier unter diesen Bäumen, die teilweise weichen müssen, soll der Dirtpark in Aindling entstehen.
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Foto: B. Schoen (Symbol) Der Dirtpark in Wertingen (Landkreis Dillingen) wurde von Jugendlich­en ge‰ staltet.
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Aindling

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