So finden Eltern die passende Geburtsklinik
Große Klinik, Wohlfühlatmosphäre, Anzahl der Hebammen: Darauf sollten werdende Väter und Mütter achten
Königsbrunn Der Geburtstermin rückt für Kira Kaslack immer näher. Mitte Juli soll ihr erstes Kind auf die Welt kommen. Wo, das weiß sie jedoch noch nicht. Die 37-Jährige hat allerdings genaue Vorstellungen. Der Kreißsaal soll modern sein, gleichzeitig möchte sie nicht untergehen. An so einem bedeutenden Tag will sie nicht eine unter vielen sein. Kaslack sagt: „Mir ist es wichtig, dass ich mich wohlfühle.“
So wie Kira Kaslack geht es jedes Jahr hunderttausenden Frauen. Die Geburt eines Kindes ist für werdende Eltern einer der wichtigsten Tage in ihrem Leben. Davor wachsen mit dem Bauch auch Vorfreude und Nervosität. Vieles sollte vorbereitet sein, die Babytasche gepackt, das Kinderzimmer gestrichen. Und die Eltern sollten wissen, an welchem Ort das Kind zur Welt kommen wird. Manche entscheiden sich für eine Hausgeburt, andere gehen in ein Geburtshaus. Die große Mehrheit entbindet jedoch in einem Kreißsaal. Von den 773200 Kindern, die laut Statistischem Bundesamt 2020 in Deutschland geboren wurden, kamen rund 98 Prozent in Krankenhäusern auf die Welt.
Doch Klinik ist nicht gleich Klinik. Je nach Größe sind die Krankenhäuser unterschiedlich auf Geburten vorbereitet. Bei einer Entscheidung für eine Geburtsklinik geht es deshalb um viele Fragen: Wo ist die Betreuung am besten? Wo die medizinische Versorgung? Wo dürfen die Väter trotz Corona-Regeln nah bei ihrer Familie sein – und wo ist eine besonders entspannte Geburt möglich? Für werdende Eltern ist es oft schwer, einen Überblick über all diese Informationen zu bekommen. In Infoveranstaltungen und Kreißsaalführungen müssen sie jedes Krankenhaus in ihrer Umgebung abfragen. Um diesen Prozess zu erleichtern, hat das RechercheNetzwerk Science Media Centre (SMC) öffentliche Datenquellen analysiert und Geburtskliniken um Informationen gebeten. Aus diesen Informationen haben die Fachleute eine Navigationshilfe programmiert, die im Internet zu finden ist.
Kira Kaslack ist es besonders wichtig, dass sie und ihr Kind im Notfall die beste medizinische Versorgung erhalten. Die 37-Jährige wohnt in Königsbrunn (Landkreis Augsburg), die nächsten Kliniken wären in Bobingen und Schwabmünchen. Allerdings gibt es dort keine Kinder-Intensivstation, weswegen die Krankenhäuser für Kaslack nicht infrage kommen. Denn wenn etwas mit dem Kind passieren würde, müsste es schnell in eine Klinik mit einer solchen Station gebracht werden und wäre dann von den Eltern getrennt. Das wollen Kaslack und ihr Partner nicht. Deshalb setzen sie nun auf die Krankenhäuser in Augsburg und Landsberg.
Das Recherche-Netzwerk SMC empfiehlt werdenden Eltern, neben der medizinischen Versorgung vor allem auf die Zahl der Hebammen in einer Klinik zu achten. Nach einer aktuellen Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe sollte eine Hebamme nur eine werdende Mutter unter der Geburt betreuen. Das senkt nach Ansicht der Experten insgesamt die Zahl der Kaiserschnitte und Geburtsverletzungen. Eine solche Eins-zu-eins-Betreuung gibt es in den meisten Geburtskliniken jedoch nur selten. Aus einem vom Bundesgesundheitsministerium beauftragten Gutachten des IGES-Instituts geht hervor, dass lediglich zwei Prozent der befragten Hebammen nur eine Frau während der gesamten Geburt betreuen. Fast die Hälfte kümmert sich dagegen um drei Frauen auf einmal.
Astrid Gerblinger war genau diese persönliche Betreuung von Hebammen wichtig. Die heute 30-Jährige aus Augsburg hat 2019 ihr erstes Kind bekommen, im Krankenhaus in Friedberg. Dort hatte sie auch einen Geburtsvorbereitungskurs gemacht und kannte die Hebamme, die am Tag der Geburt Dienst hatte. Diese familiäre, entspannte Atmosphäre war Gerblinger wichtig. „Unser Sohn kam über Nacht und wir waren allein mit der Hebamme, sie hatte Zeit nur für uns.“
Gerblinger empfiehlt werdenden Eltern, sich deshalb als Erstes zu fragen, ob es eine große oder eine kleine Klinik sein soll. Große Kliniken sind meist besser mit medizinischem Fachpersonal aus verschiedenen Bereichen ausgerüstet, kleinere Kliniken haben dagegen nach ihrer Erfahrung eine persönlichere Betreuung. Am Ende ist es laut Gerblinger dennoch eine Bauchentscheidung. „Man muss sich einfach wohlfühlen.“