Ein Österreicher will in Augsburg landen
Mit Eis fing die Karriere von Michael Tojner an. Batterien brachten ihm Glück und Immobilien Ärger ein. Nun reizt ihn der Kauf des Luftfahrtzulieferers Premium Aerotec
Der Drang zu Höherem wurde bei Michael Tojner früh offenbar. Mit 16 organisierte der Österreicher Konzerte mit Falco. Als es ihn zum Wirtschafts- und Jura-Studium vom niederösterreichischen Haag nach Wien zog, musste der Sohn einer Lehrerin und eines Installateurs früh selbst Geld verdienen. Dabei bewies der heute 55-Jährige einen Riecher für margenträchtige Geschäfte: Tojner stieg groß in den Eisverkauf in Schloss Schönbrunn ein, was sich als Goldgrube für ihn erweisen sollte. Der Unternehmer mit den auffällig wuscheligen grau-schwarz geschneckelten Haaren widerspricht nicht der Legende, er habe mit Eis seine erste Million eingeheimst – wenn damals auch noch in Schilling.
Der stets gebräunte Kitesurfer und Skifahrer sollte, unruhig und strebsam, wie er wirkt, Million um Million auftürmen, um am Ende Milliardär zu werden. Einmal auf den Geschmack gekommen, konnte er nicht mehr widerstehen. Längst leistet er es sich, etwa die Jugend des Fußballvereins SK Rapid Wien kräftig zu unterstützen.
Tojner, der verheiratet ist und sechs Kinder hat, testet seinen Geldinstinkt immer aufs Neue und wirkt dabei rastlos. Dabei hat er die unternehmerischen Fühler schon in die unterschiedlichsten Bereiche ausgestreckt und scheute nicht vor Branchen wie dem Online-SportwettenBusiness zurück, die nicht den besten Leumund genießen. Mit seiner ausgeprägten Neigung zu Immobiliengeschäften eckt der Aufsteiger immer wieder an, ob es um seine Pläne für ein sehr hohes Haus in Wien oder sein undurchsichtiges finanzielles Engagement im Bereich gemeinnütziger Wohnungen geht. Letztere Aktivitäten, mit denen sich österreichische Zeitungen intensiv und kritisch beschäftigen, riefen Ermittlungsbehörden auf den Plan. Auch wenn der Österreicher alle Vorwürfe zurückweist, wollen sie nicht verstummen.
Doch der doppelte Doktor (Jura und Wirtschaft) kann sich auch reichlich positiver Presse rühmen: Dass er der Deutschen Bank und der Familie Quandt den Batteriehersteller Varta für vergleichbar kleines Geld abgeluchst hat, gilt als sein Meisterstück. Er ahnte früh den Siegeszug kabelloser MiniKopfhörer und das Entstehen eines riesigen Marktes für winzige Batterien voraus.
Tojner versteht eine Menge von Risikokapital und Börsengängen. Seine Sinne dafür hat er einst in den USA geschärft und in der Praxis erprobt. Erfolge lassen ihn aber nicht ruhiger werden. So will er unbedingt einen weltweit vorne mitspielenden Luftfahrtzulieferer formen. Ihm wird starkes Interesse am Kauf großer Teile der zu Airbus gehörenden Augsburger Firma Premium Aerotec nachgesagt. Vorsorglich hat Tojner mit Kai Arndt einen führenden Manager der Firma für seinen Luftfahrtzulieferer Montana Aerospace abgeworben. Er provoziert gerne. Betriebsräte und IG Metall sind irritiert und wollen verhindern, dass der Österreicher in Augsburg landet. Sie befürchten, er könnte sonst hunderte Jobs bei Premium Aerotec streichen. Stefan Stahl