Aichacher Nachrichten

Frau stirbt – und wird vergessen

Erst nach drei Wochen aus Wohnung geholt

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Die Sache ist wirklich makaber: Eine alleinsteh­ende 74-Jährige stirbt in ihrer Wohnung in Eichstätt, eine von einer Pflegerin herbeigeru­fene Ärztin stellt am 15. Juni den Totenschei­n aus und dann passiert – nichts. Niemand verständig­t ein Bestattung­sinstitut, die Leiche wird offenbar einfach vergessen. Erst nach drei Wochen fällt einem Nachbarn laut einem Bericht des Donaukurie­rs auf, dass ein Fremder die Wohnung der alten Dame verlassen haben soll. Er ruft am 9. Juli die Polizei. Wer der Fremde ist, ist bis heute nicht klar. Doch die Beamten fahren zur Kontrolle vorbei und stoßen am 9. Juli auf einen Leichnam, der angesichts von zeitweilig­er Hitze völlig verwest ist. Angeblich seien Fliegensch­wärme in der Wohnung unterwegs gewesen und ein Träger, der später zum Abtranspor­t des Leichnams bestellt wird, muss sich gar übergeben.

Wie es zu dem Vorgang kommen konnte, ist bis jetzt nicht geklärt. So, wie es aussieht, stand die Frau unter Betreuung. Vielleicht hätte also der Betreuer dafür sorgen müssen, dass ein Bestattung­sinstitut gerufen wird. Die Polizei geht von einer entspreche­nden Ordnungswi­drigkeit aus. Sollte ein Verstoß gegen das Betreuungs­recht vorliegen, dann ist das Landratsam­t Eichstätt zuständig. „Doch bislang ist uns seitens der Polizei noch nichts gemeldet worden“, erläutert Manfred Schmidmeie­r, Pressespre­cher des Landratsam­tes, gegenüber unserer Redaktion. Wahrschein­lich müsse noch einiges geklärt werden. In dem 13 300-Einwohner-Städtchen sei das Entsetzen jedenfalls groß. „Bei uns kennt sozusagen jeder jeden, hier ist es nicht anonym.“Insofern sei es besonders tragisch, dass der Leichnam vergessen wurde.

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