Jetzt startet der TikTokKlon
Medien Die chinesische Videoplattform ist zu einer ernsthaften Konkurrenz für bereits etablierte Anbieter geworden. Nun reagiert Youtube darauf – mit seinem Kurzvideo-Dienst „Shorts“
Augsburg Eine Frau, die Karotten zu „veganem Speck“frittiert, eine Gans, die ihr Hinterteil rhythmisch zur Musik bewegt: Das sind zwei der beliebtesten Videos der Plattform TikTok aus dem vergangenen Jahr. Das Unternehmen gehört zum chinesischen Konzern Bytedance und wurde seit seiner Gründung vor fünf Jahren immer beliebter. Nutzerinnen und Nutzer erstellen mit ihrem Handy kurze Videos und können Musik und Texte hinterlegen. Und das machen sie sehr gerne. Im September 2020 bedankte sich TikTok auf seiner Homepage für 100 Millionen Nutzer in Europa.
Eine starke Konkurrenz also für die anderen Anbieter und sozialen
Netzwerke. Und tatsächlich haben einige davon mittlerweile versucht, das Erfolgsrezept für Kurzvideos von TikTok zu kopieren. Auf Instagram gibt es „Reels“, Snapchat lockt mit „Spotlight“– nur Youtube hinkte bislang etwas hinterher. Doch nun zieht das Videoportal mit „Youtube Shorts“nach.
Das System ist vollständig in die bereits bestehende App von Youtube integriert. Über das große Plussymbol in der unteren Menüleiste können Nutzer direkt ein Kurzvideo hinzufügen. Es gibt eine sogenannte Multisegmentkamera. Das heißt, dass sich mehrere Videoclips aneinanderreihen lassen. Außerdem kann die Geschwindigkeit der Videoschnipsel verändert sowie Texte und Filter hinzugefügt werden. Über einen Timer lässt sich einstellen, dass der Videodreh erst nach einer gewissen Zeit startet – sodass man in Position gehen kann. Auch ansonsten ähnelt der Aufbau von „Youtube Shorts“dem Vorbild TikTok. So ist der Dienst auch lediglich für Smartphones verfügbar, Videos werden im Vertikal-Format abgespielt und ein Algorithmus gibt neue Empfehlungen. Durch eine Wischbewegung nach oben gelangt man zum nächsten Video. Ein Video darf bei Youtube bis zu einer Minute lang sein. TikTok hat bereits angekündigt, die Ausspieldauer auf drei Minuten zu verlängern.
Dennoch glaubt man bei Youtube, man habe einen entscheidenden Vorteil: „Millionen von Songs und Musikkataloge von über 250 Labels und Verlagen“möchte Youtube nach eigenen Angaben in „Youtube Shorts“integrieren. Zudem soll es Nutzern möglich sein, auf die Tonspuren aller verfügbaren YoutubeVideos zuzugreifen und diese direkt für eigene Projekte zu verwenden.
Bei der Vorstellung der GoogleZahlen zum ersten Quartal hieß es, die Kurzvideos von Youtube kämen inzwischen bereits auf 6,5 Milliarden Abrufe pro Tag. Im September des vergangenen Jahres war „Youtube Shorts“erstmals vorgestellt worden. Der Dienst startete später, zunächst in Indien. Bislang folgten insgesamt 26 Länder. Seit Mittwoch ist „Youtube Shorts“nun auch in Deutschland verfügbar. Als BetaVersion, also als früher Entwicklungsstand des neuen Dienstes.