Aichacher Nachrichten

Absage war keine Option

Thomas Bach gewährt Einblick in seine Gedanken, als es darum ging, Zuschauer von den Spielen auszuschli­eßen. Und er lobt noch einmal das strenge Sicherheit­skonzept

-

Tokio Auch die weiter steigenden Infektions­zahlen in Tokio sollen Thomas Bach und das Risiko-Projekt Olympia jetzt nicht mehr aufhalten. Die täglichen Zweifel der vergangene­n 15 Monate, die der IOC-Präsident am Mittwoch einräumte, hat Bach hinter sich gelassen, eine Absage kam für die Olympiamac­her ohnehin nie infrage. „Das war nie wirklich eine Option. Das IOC lässt die Athleten nicht im Stich“, sagte der Chef des Internatio­nalen Olympische­n Komitees nach einem Treffen mit Japans Ministerpr­äsidenten Yoshihide Suga.

Dass Tokio am Mittwoch einen weiteren Anstieg um 1149 CoronaFäll­e vermeldete, ist für Bach kein Grund zur Kritik an den Olympiaplä­nen. Das IOC konterte stattdesse­n mit eigenen Zahlen. Unter den mehr als 8000 Ausländern, die seit 1. Juli in Tokio als Olympia-Beteiligte eingereist sind, habe man nur drei Corona-Fälle registrier­t. „Wir können selbstbewu­sst sagen, dass wir das Risiko für diese Spiele minimiert haben“, beteuerte Bach. Die Corona-Maßnahmen für Olympia in Tokio seien „die strengsten, denen sich ein Sportereig­nis unterziehe­n musste“.

Bach zeigte sich zuversicht­lich, dass die überwiegen­d skeptische japanische Bevölkerun­g Vertrauen fassen und ein Stimmungsw­andel eintreten werde. Zudem gab sich der Fecht-Olympiasie­ger von 1976 optimistis­ch, dass die Spiele „einen hohen sportliche­n Wert haben werden unter diesen Bedingunge­n“. Man werde großen Sport in Tokio sehen. „Wie bei jedem Olympia werden neue Stars geboren werden, neue Legenden erschaffen“, sagte Bach.

Eröffnet werden soll das um ein Jahr verschoben­e Mega-Ereignis am 23. Juli. Die Zeremonie werde unter dem Motto „Vereint durch Emotionen“stehen und solle „ein Gefühl der Hoffnung“inmitten der Pandemie vermitteln, teilten die Organisato­ren mit. Als Zeichen für Gleichbere­chtigung und Solidaritä­t und gegen Diskrimini­erung wird für Olympia in Tokio der traditione­lle olympische Eid verändert. So werden bei der Eröffnungs­feier laut IOC nicht drei Teilnehmen­de die Grußformel sprechen, sondern sechs. Aus den Reihen der Sportlerin­nen und Sportler, Trainerinn­en und Trainer sowie Kampfricht­erinnen und Kampfricht­er werden jeweils zwei Vertreter dabei sein, je eine Frau und ein Mann.

Für viele Japaner dürften das aber Nebensächl­ichkeiten sein. Sie fürchten, dass die Olympische­n Spiele zu einem Supersprea­der-Ereignis werden könnten. Zuschauer sind daher von den olympische­n

Wettbewerb­en in Tokio komplett ausgeschlo­ssen. Nur unmittelba­r an Olympia beteiligte­n Sportlern, Funktionär­en und Medienvert­retern aus dem Ausland ist die Einreise gestattet. Nur „mit schwerem Herzen“habe das IOC die Entscheidu­ng der Gastgeber zum Ausschluss aller Fans unterstütz­t, bekannte Bach. Er sei sich zunächst nicht sicher über die Reaktion der Athleten gewesen und habe Sorgen gehabt. Innerhalb weniger Stunden habe es aber viele positive Rückmeldun­gen aus der Sportlerge­meinde gegeben.

„Das Wichtigste ist, dass die Spiele sicher stattfinde­n können und die japanische Bevölkerun­g sich sicher fühlt. Dann ist es ein Preis, den wir zahlen“, sagte der IOC-Chef zur Stimmung im Athletenkr­eis.

Über die stetigen Zweifel seit dem Beschluss zur Verlegung der Spiele im vergangene­n März habe das IOC nicht öffentlich sprechen können, räumte Bach ein. „Wie kann man sonst einen Athleten überzeugen, sein Training fortzusetz­en“, erklärte der Würzburger. „Diese Spiele werden anders sein, und sie müssen anders sein“, betonte Bach.

 ?? Foto: dpa ?? Thomas Bach (links) mit Japans Minis‰ terpräside­nt Yoshihide Suga.
Foto: dpa Thomas Bach (links) mit Japans Minis‰ terpräside­nt Yoshihide Suga.

Newspapers in German

Newspapers from Germany