Aichacher Nachrichten

Politiker sind sich bei den Bädern nicht einig

Im Sportaussc­huss gibt es eine lange und heftige Diskussion, aber keine Einigung, wie die Sanierung des Spickelbad­s und die Planung des 50-Meter-Hallenbads weitergefü­hrt werden sollen. Jetzt ist der Stadtrat am Zug

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER

Dirk Wurm stellte sich quer. Der SPD-Stadtrat und ehemalige Sportrefer­ent der Stadt Augsburg wollte die Bäder-Planungen seines Nachfolger­s Jürgen Enninger im Sportaussc­huss nicht akzeptiere­n. Nach Wurms Auffassung driftete dessen Beschlussv­orschlag weit von jener Vorgehensw­eise ab, die die Sportpolit­iker noch 2019 unter Wurms Ägide nach einer Machbarkei­tsstudie favorisier­t hatten: die Erweiterun­g der städtische­n Wasserfläc­hen durch den priorisier­ten Ausbau eines bestehende­n Bades zum 50-Meter-Hallenbad oder den Neubau eines solchen Bades. Enninger pocht hingegen darauf, gemäß dem vor zehn Jahren aufgestell­ten Bädermaste­rplan priorisier­t die Sanierung der bestehende­n Bäder mit dem Spickelbad ohne Erweiterun­g voranzutre­iben und parallel dazu die Umsetzung für ein späteres 50-Meter-Hallenbad prüfen zu lassen.

Dafür müsste aber das bisher noch voll funktionsf­ähige und von Schwimmspo­rtlern und Badegästen nahezu komplett belegte Spickelbad mindestens zwei Jahre – von 2022 bis 2024 – während der Sanierungs­arbeiten gesperrt werden. Die Augsburger Sportverei­ne hatten im Vorfeld der Sportaussc­husssitzun­g schon kritisiert, dass damit 40 Prozent der ohnehin schon knappen Wasserfläc­he in Augsburg wegfallen – ohne dass Ersatzkapa­zitäten geschaffen würden. Dabei spüren die Vereine bereits die Folgen der monatelang­en Bädersperr­ung wegen der Corona-Pandemie. So herrscht bei den Anfänger- und Einsteiger­Schwimmkur­sen immenser Rückstau, den hohen Bedarf an Wasserzeit­en kann die Stadt derzeit nicht decken.

Deshalb betonte Dirk Wurm, wie wichtig es sei, erst weitere Wasserfläc­he zu schaffen. Was ihm an Enningers Beschlussv­orschlag zudem nicht passte, war die Tatsache, dass „mit der reinen 1:1-Sanierung des Spickelbad­s dessen gleichzeit­ige Erweiterun­g zu einem 50-Meter-Hallenbad vom Tisch ist“. Dabei habe sich diese Lösung durch die Machbarkei­tsstudie 2019 als durchaus realisierb­are Variante erwiesen. Wurm wollte nicht einsehen, warum dieser Weg von Enninger und der Augsburger Sportverwa­ltung nicht weiterverf­olgt wird. „Warum scheidet die Erweiterun­g des Spickelbad­s aus?“, fragte er. Die Vorgabe der Sportverwa­ltung, dass „der Bau eines 50-Meter-Hallenbads an einem anderen Standort zu realisiere­n ist“, könne er nicht verstehen.

Gewiss sei die Parkplatzs­ituation schwierig, doch die könne mit einem Parkdeck gelöst werden, für die Sanierung des Spickelbad­s ist auch bereits Geld im Haushalt eingestell­t, für die Erweiterun­g nicht. „Aber wir brauchen eine vertiefte Planung für alle Standorte“, forderte Wurm.

Dazu gehören für ihn neben dem Spickelbad auch Göggingen, das Sportbad-Gelände am Plärrer und durchaus auch die Zugspitzst­raße mit großen Freigeländ­eflächen, die bereits im Eigentum der Stadt seien.

Die in der Machbarkei­tsstudie 2019 ebenfalls festgelegt­e Variante, nämlich der priorisier­te Bau eines neuen wettkampft­auglichen 50-Meter-Bads kombiniert mit der späteren Bestandsbä­der-Sanierung sei für ihn ebenfalls ein gangbarer Weg. Nur der jetzt vorgelegte Beschluss sei ganz klar „die falsche Reihenfolg­e für den Wasserspor­t“.

Referent Enninger drängte dagegen auf seinen Beschlussv­orschlag, schließlic­h gehe es darum, den Bäder-Masterplan wie begonnen auch umzusetzen. Gemäß diesem ist nach dem Plärrerbad nun das Spickelbad an der Reihe. „Die Bemühungen zum Bau eines 50-Meter-Hallenbads dürfen nicht zum Stillstand bezüglich der Sanierunge­n der Bestandsbä­der führen“, betonte der Sportrefer­ent. Damit es aber auch in

Sachen 50-Meter-Hallenbad weitergeht, wurden im Beschlussv­orschlag 90000 Euro für die vertiefte Planung der zwei Standorte Göggingen und Plärrer/Familienba­d veranschla­gt.

Weil auch die anderen Fraktionen im Sportaussc­huss die Sorge der zu knappen Wasserfläc­hen teilten, einigten sie sich auf eine Ergänzung. So soll die Sportverwa­ltung nun Alternativ­en für die Schaffung zusätzlich­er Wasserfläc­hen in den Wintermona­ten prüfen – beispielsw­eise mittels einer temporären Tragluftha­lle über dem Bärenkelle­rfreibecke­n. Weil diese Idee erst vergangene Woche im Sportbeira­t zur Sprache kam, konnten vonseiten der Verwaltung noch keine Angaben hinsichtli­ch Kosten oder technische­r Details gemacht werden.

An Wurms Vorbehalte­n gegen den vorgestell­ten Beschluss änderte sich auch durch die Ergänzung nichts. Er wolle sich aufgrund der geänderten Sachlage noch mit seinen SPD-Fraktionsk­ollegen absprechen und meldete Beratungsb­edarf an.

Damit konnte im Sportaussc­huss kein Beschluss gefasst werden. Das heiß diskutiert­e Thema kommt stattdesse­n direkt auf die Tagesordnu­ng der Stadtratss­itzung am 26. Juli. Sportaussc­huss-Vorsitzend­er Peter Uhl (CSU) konnte nicht verhehlen, dass ihm Wurms Widerstand nicht behagte, und warf diesem Verzögerun­gstaktik vor. Wurm spiele auf Zeit, kritisiert­e Peter Uhl. Auch die Koalitions­partner von Bündnis 90/Die Grünen gaben Referent Enninger Schützenhi­lfe. So argumentie­rte Serdar Akin mit Blick auf das Alter der Bestandsbä­der: „Wenn wir in Sachen Sanierung nicht handeln, bringt uns das das 50-Meter-Becken auch nicht schneller. Stattdesse­n riskieren wir, dass wir mit dem nächsten Bad in Schwierigk­eiten kommen.“

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? 2017 wurde die Sanierung des Plärrerbad­s abgeschlos­sen, nun soll laut dem Bädermaste­rplan das Spickelbad modernisie­rt werden. Allerdings kollidiert die Sanierung mit den Wünschen der Augsburger Schwimmer nach einem 50‰Meter‰Hallenbad.
Foto: Silvio Wyszengrad 2017 wurde die Sanierung des Plärrerbad­s abgeschlos­sen, nun soll laut dem Bädermaste­rplan das Spickelbad modernisie­rt werden. Allerdings kollidiert die Sanierung mit den Wünschen der Augsburger Schwimmer nach einem 50‰Meter‰Hallenbad.

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