„Ich will in Augsburg bleiben“
Nach zwei schwächeren Jahren sucht der Österreicher Michael Gregoritsch beim Fußball-Bundesligisten wieder den Anschluss. Wie er sich seine Zukunft vorstellt und was er an sich verändern will
Vielleicht liegt es an der Heimat, der herrlichen Umgebung, den Bergen, dem Walchsee und den sonnigen Aussichten auf der Hotelterrasse. Vielleicht auch an der Europameisterschaft. Oder an der Vorstellung, wieder beim FC Augsburg an Bedeutung zu gewinnen. Jedenfalls wirkt Michael Gregoritsch, 27, gelöst und aufgeräumt wie lange nicht. Weil er es so wollte, stieg er früher als andere Nationalspieler in die Vorbereitung ein. Ein gemeinsames Gespräch mit seinem Berater, Sportgeschäftsführer Stefan Reuter, Finanzchef Michael Ströll, Lizenzspieler-Leiter Christoph Janker und ihm selbst hat eine Perspektive aufgezeigt: Alle wollen es nochmals miteinander versuchen. Das sagt Michael Gregoritsch…
… zur vergangenen Saison: „Ab dem Winter war es für mich persönlich eine Katastrophe. Weil ich nicht mehr dorthin gekommen bin, wo ich hinwill: auf den Platz. Am Ende ist es gut ausgegangen und ich konnte meinen Teil dazu beitragen. Zum Glück kam die Europameisterschaft, die mir wirklich gutgetan und mir einen Aufschwung gegeben hat. Weil man sieht, es ist nicht alles schlecht.“
…zu seinem Tief in der Rückrunde: „Ich habe die hohen Erwartungen an mich nicht immer erfüllen können. Dann gab es Phasen, in denen die Mannschaft gute Ergebnisse geholt hat, die es mir aber schwer gemacht haben. Jeder Offensivspieler hatte eine solche Phase, nur bin ich nicht mehr reingekommen.“ …zur Zusammenarbeit mit ExTrai ner Heiko Herrlich: „Nach der Winterpause und dem Spiel gegen Stuttgart sind wir auf keinen grünen Zweig mehr gekommen. Der Trainer war der Meinung, dass ich der Mannschaft nicht mehr helfen kann. Das muss ich akzeptieren. Ein Trainer kann nicht jeden Tag eine Stunde mit einem Spieler reden, er muss sich mir gegenüber nicht erklären.“…zu seiner eigenen Erwartung: „Mein Anspruch ist immer, dass ich von Anfang spiele und der Mannschaft mit guten Leistungen, Toren und Assists helfe. Es liegt jetzt an mir, dass ich das mit der Mannschaft und dem Trainerteam wieder hinbekomme.“
…zu seinen 13 Toren in der ersten FCASaison: „Für mich ist es schwierig, weil ich mich selbst immer an Toren messe und verzweifle, wenn ich drei, vier Spiele nicht treffe. Andererseits ist es schwer, wenn die Erwartung da ist, man nicht trifft und in einen Abwärtsstrudel gerät. Aber: Wenn man es einmal geschafft hat, kann man es nochmals schaffen. Dass ich Tore machen kann, weiß ich und erlebe ich. Jetzt gilt es, Vollgas zu geben und sich das wieder zu erarbeiten.“
…zu seiner Zukunft beim FCA: „Ich habe das Vertrauen, hier wieder durchstarten zu können. Das ist seit vier Jahren mein Verein. Ich habe mal Mist gebaut und mich drei Tage aufgeführt (Wollte weg vom FCA und klagte öffentlich über seine Situation, Anm. d. R.). Das hängt mir noch nach, aber danach habe ich mich wieder komplett untergeordnet. Ich bin überzeugt, dass ich mit dem FCA wieder erfolgreich sein kann.“
…zu einem möglichen Wechsel in diesem Sommer: „Ich will auf jeden Fall in Augsburg bleiben und habe nichts anderes im Kopf. Für mich ist wichtig, dass der Verein der Meinung ist, dass ich helfen kann. Ich bin hundert Prozent für den Verein da, wenn ich Vertrauen spüre. Ich habe keine Idee, was nächsten Sommer ist. Ich will bis Weihnachten so viele Punkte wie möglich holen und im Pokal Erfolg haben. Das zählt für mich.“
…zur verbreiteten Meinung, er kön ne nur erfolgreich spielen, wenn die Mannschaft erfolgreich spielt: „Das kann ich voll verstehen. Daran muss ich arbeiten, das muss ich ändern. Ich brauche eine Körpersprache, die die anderen mit- und nicht runterzieht. Für einen Verein wie den FC Augsburg ist Körpersprache wichtig. Wille haben reicht nicht, man muss ihn zeigen. Wenn es nicht läuft, darf ich nicht verzweifeln. Und wenn es läuft, darf ich das nicht als selbstverständlich ansehen.“
… zu den Erlebnissen bei der Europa meisterschaft: „Dieses Turnier war das Beste, was ich bisher im Fußball erlebt habe. Das war Weltklasse. Davon kann ich ewig zehren, davon werde ich noch in 50 Jahren erzählen. Das ist für mich aber auch Ansporn für mehr: Bei der WM in eineinhalb Jahren will ich wieder dabei sein.“