Aichacher Gärtnerin treibt Einbrecher in die Flucht
Polizei In der Nacht auf Mittwoch erwischt die Inhaberin einer Aichacher Gärtnerei einen Einbrecher auf frischer Tat. Es kommt zur Konfrontation. Wie die Frau den Vorfall erlebt und was die Polizei in einem solchen Fall empfiehlt
Aichach Plötzlich steht sie da, eine Person wie ein Schatten im Dunkel der Nacht. Sie ist schwarz gekleidet, trägt eine Maske und steht im Gang, in ihrer Hand eine Taschenlampe. Offenbar ist sie auf der Suche nach Geld oder Sonstigem mit Wert. Szenen wie diese sind aus dem Fernsehen bestens bekannt. Eine Aichacher Gärtnerin hat sie in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch am eigenen Leib erlebt. Sie konfrontierte einen Einbrecher, der gerade mitten in ihrem Geschäft in der Martinstraße am Werk war – eine Begegnung, die sie auch am Tag danach noch um Fassung ringen lässt.
Weil sie eine größere Blumenlieferung aus Italien erwartete, schlief die Frau in dieser Nacht zufällig in ihrem Geschäft. Um 3.15 Uhr nahm das Geschehen seinen Lauf. „Ich habe tief geschlafen, irgendwann hat es dann an der Tür geruckelt, ‘Bom,
Bom, Bom’“, schildert die Frau. „Ich dachte zuerst, dass das vielleicht der Lieferant war, aber der ruft sonst davor immer an. Die Katze war auch nicht da. Dann habe ich mich umgedreht – und da stand plötzlich dieser Mann im Gang. Wahnsinn, bin ich erschrocken.“Nach einem kurzen Moment sei sie dann in die Offensive gegangen: „Mit einem Besenstiel in der Hand habe ich laut gerufen: Was tun Sie hier?“
Die Überraschung gelang. „Der ist komplett erschrocken und hat gleich einen Satz nach hinten gemacht. Er hat mir noch kurz ins Gesicht geleuchtet und ist dann ohne einen Mucks zu machen aus der Tür schnell raus.“Er sei anschließend ohne Beute über den Zaun gehüpft – und damit verschwunden. Die Frau rief die Polizei, wenige Minuten später trafen die Beamten in der Gärtnerei ein. Sie durchsuchten das Gärtnereigelände und leiteten eine
Fahndung nach dem Täter ein – bislang ohne Erfolg.
Dass es zu einer direkten Konfrontation mit einem Einbrecher kommt, ist nach Einschätzung von Erich Weberstetter, Leiter der Polizeiinspektion Aichach, eher selten.
„Die meisten Einbrüche sind schon vorbei, wenn sie festgestellt werden.“Wie gefährlich die Situation für die Frau tatsächlich gewesen sei, lasse sich nur schwer einschätzen. „Manche Täter gehen in die Offensive, wenn sie sich in die Enge getrieben fühlen. Wenn es aber eine gute Fluchtmöglichkeit gibt, sind sie meistens schnell wieder weg. Die wenigsten sind an einer Konfrontation interessiert.“
Nach Weberstetters Angaben wird am Tatort nach Spuren gesucht. „Wir schauen, ob er etwas verloren hat, ob er wo hängengeblieben ist, ob er etwas berührt hat.“Vermutlich habe der Täter jedoch Handschuhe getragen. Das erschwere die Ermittlungen ebenso wie die Tatsache, dass es weder Zeugen noch Videoaufnahmen gebe. Wer einen Einbruch beobachte oder einen entsprechenden Verdacht habe, solle so früh wie möglich die Polizei rufen. „Oft will man sich nicht die Blöße geben und etwas Nichtiges melden. Aber lieber einmal zu früh anrufen, als sich in Gefahr zu begeben.“Wenn es doch zur Konfrontation kommt, rät Weberstetter zu Zurückhaltung. „Selbst in die Offensive zu gehen, ist das Schlechteste, was man in dieser Situation tun kann.“
Die Aichacher Gärtnerin ist froh, die Begegnung unbeschadet überstanden zu haben. „Geschlafen habe ich danach nicht mehr, das hätte schon auch anders ausgehen können. Aber jetzt geht’s mir schon wieder besser. Ich habe viel Kraft und bin ganz stabil.“Schon vor etwa zehn Jahren habe sie eine Erfahrung mit einem Dieb gemacht, damals allerdings am helllichten Tag. „Der ist am Muttertag reinspaziert, hat in die Kasse gegriffen und war wieder weg.“Um ein drittes Mal zu verhindern, werde sie nun rund um das Geschäft Videokameras installieren. „Dann ist hoffentlich Ruhe.“