FitnessApps: Der Trend im Test
Während des Lockdowns kommen viele auf den Geschmack des Trainings ohne Studio. Marlene Volkmann probiert die Sportprogramme aus und spricht darüber mit einem Coach
AichachFriedberg Sport ging während der Pandemie nur daheim und allein, daher sind Fitness-Apps ein Ersatz fürs Studio geworden. Drei Beispiele und wie sie funktionieren und was ein Trainer dazu sagt.
Manuel Greber ist Sport- und Fitnessberater und Mentalcoach. Er sagt: „Es hat alles so seine Berechtigung.“Es komme immer auf das Ziel an, das man erreichen will. Das liege auch viel in der Eigenverantwortung. Wenn sich jemand gut motivieren kann, funktionieren die Programme für ihn. Aber Greber sieht die Gefahr, dass jemand etwas falsch machen kann: Dann fehlt der Trainer, der eine Verletzung verhindern kann. Solche Fitness-Programme findet Greber für erfahrene Leute, die sich selbst korrigieren können, gut.
Teilweise seien die Übungen sehr anspruchsvoll. Dann seien Vorkenntnisse wichtig. Apps rechnen auch nicht ein, wie fit der oder die Trainierende ist. „Es gibt gute Apps, die viel Individualität zulassen, aber es ist halt keine Eins-zueins-Betreuung.“Wenn Probleme nicht korrigiert werden, führen sie zu Beschwerden, und am Ende verliert die Person den Spaß am Sport.
Während Corona haben die Apps das Fitnessstudio ersetzt, und Greber findet: „Besser, als nichts zu machen.“Gutes Training ganz ohne Geräte funktioniere sicherlich, sagt er. Beim allgemeinen Fitnesstraining übt man zum Beispiel nicht eine einzelne Muskelpartie, sondern verschiedene im Zusammenspiel und nutzt sein eigenes Körpergewicht. Wenn allerdings noch nicht so ein Gefühl für den Körper da ist, kann man mehr falsch machen.
Daher gilt: „Generell ist wichtig, dass es für den Einzelnen passt.“Bei den Übungen müssen Intensität und Schwierigkeit richtig dosiert werden. Es darf nicht zu viel werden.
Beim Sport geht es vom Einfachen zum Schweren, und das immer mit dem festen Schema aus Aufwärmen, Hauptphase und Abkühlung. Es geht darum zu sehen: Wo steht der Trainierende? Wie ist sein Gesundheitszustand? Und was ist überhaupt sein Ziel? Dann kann der Trainer den Weg dahin aufzeigen, und man kann ihn ganzheitlich gehen. „Motivierter sind die Leute, wenn sie wissen, was sie warum machen“, weiß der Coach. Was man optimieren kann, kann eine Frage im Training sein. Die Übungen sollten in den Alltag integrierbar sein.
Eigentlich sollte jeder etwas tun, sagt der Fitness-Trainer. Dafür sei es aber wichtig, erst einmal einen Grundstock an Leistungsfähigkeit aufzubauen. Die Trainierenden müssen auf ihren inneren Kompass hören und sich fragen: Wie starte ich? Was tut mir gut?
Wie das in der Praxis laufen kann, hat unsere Redaktion getestet.
● NikeApp Die Nike-TrainingClub-App verlangt zuerst, dass man sich anmeldet, um Teil des Netzwerkes zu sein. Die App bietet unterschiedliche Work-outs an, es gibt außerdem die Möglichkeit, sich einen Trainingsplan erstellen zu lassen. Dazu muss man einige Daten wie Größe und Gewicht angeben. Man steigt mit unterschiedlichen Fragen ein, es geht zum Beispiel um das eigene Equipment. Bei der Nike-App ist cool, dass eigene Musik abgespielt werden kann. Am Ende muss der Nutzer das Work-out bewerten, damit die App sich anpassen kann. Der Trainer erklärt immer die Übungen, allerdings scheint das manchmal etwas verschoben zu sein: Wenn man die linke und die rechte Seite stretcht, kommt erst beim zweiten Versuch die Erklärung.
Der Ton bei den Übungen fehlt außerdem manchmal, und beim Dehnen taucht gleich zu Beginn ein Problem auf: „Ich schaue ange
strengt auf mein Handy, wie ich mich hinlegen soll. Währenddessen läuft aber schon der Countdown ab, und meine linke Seite muss ungestretcht bleiben“, hat Marlene festgestellt. Es gibt ein Aufwärmprogramm, das einen vorbereitet, genauso wie einen Cool-down mit Dehnübungen.
● PumaApp In der App von Puma läuft alles ganz ähnlich, man gibt seine Daten an und wird Teil eines Netzwerkes. Auch hier werden Fragen nach Trainingsverhalten und Fitness gestellt. Allerdings gibt es
keinen Trainingsplan, der für einen zusammengestellt wird. Man kann sich immer sein Work-out aussuchen, bekommt aber Empfehlungen. Und für Musik gibt es eine Verbindung zu Spotify.
Bei Puma kann der Nutzer Favoriten auswählen und dementsprechend trainieren. Wie bei Nike kann man aussuchen, wie oft und wie lange man Sport treiben möchte. Nur fehlt es an Erklärungen, eine Stimme nennt den Namen der Übungen, erklärt aber nicht so sehr, worauf es ankommt. Gut ist, dass immer ein
Warm-up und ein Cool-down angeboten werden.
● AdidasApp Die Anwendung von Adidas basiert ebenfalls darauf, dass sich die Nutzer in einem Netzwerk anmelden. Wieder werden die Fitnessziele abgefragt, dann kann man sein Training starten. Hier kann theoretisch jeder sehen, wann wer welche Sporteinheit absolviert hat. Außerdem wird man nachher dazu aufgefordert, seine Fortschritte mit einem Bild festzuhalten. Die Sichtbarkeit der privaten Angaben kann der Nutzer verändern.
Bei dieser Anwendung ist hervorzuheben, dass immer ein Aufwärmprogramm angeboten wird, aber kein Programm am Ende. Nachher wird dann geschaut, wie einem das Work-out gefallen hat. In der App wird angezeigt, wie lange man für das Training ungefähr braucht, einhalten kann Testperson Marlene die Zeiten im Selbstversuch selten.
● Fazit Ein wenig schade ist, dass bei den Apps meist die gleichen Übungen gemacht werden. Letztendlich sind die Anwendungen alle in Ordnung, es fehlt aber ein Trainer, der auf Fehler hinweisen könnte. Auch wird nicht auf persönliche Schwächen eingegangen. Die Übungen sind anstrengend, aber nicht zu sehr, und meist nicht so schwer umzusetzen.