Aichacher Nachrichten

Rufe nach günstigere­n Tarifen im AVV werden lauter

Ein 365-Euro-Abo wird von fast allen im Stadtrat gewünscht. Doch mit konkreten Schritten tut man sich schwer

- VON STEFAN KROG

Aus der Stadt wächst der Druck in Richtung Augsburger Verkehrsve­rbund (AVV), neue günstigere Ticketform­en einzuführe­n. Dazu zählt auch ein 365-Euro-Abo für alle Bürger ohne zeitliche Einschränk­ung (bisher gilt es erst ab 9 Uhr). Mit einer baldigen Einführung ist deswegen zwar noch nicht zu rechnen, in einem ersten Schritt sollen Mitglieder des Wirtschaft­sausschuss­es des Stadtrats aber Vorschläge erarbeiten, um eine „zeitgemäße und attraktive­re Weiterentw­icklung des AVV“zu erreichen. Dafür gab es ein einstimmig­es Votum.

Losgetrete­n hatte die Debatte die Sozialfrak­tion, die forderte, den AVV neu auszuricht­en und bis zum Jahr 2023 ein 365-Euro-Ticket einzuführe­n. „Die Tarifrefor­m vor drei Jahren hatte doch vor allem das Ziel, die Wirtschaft­lichkeit zu erhöhen. Dieses Ziel wurde erfüllt“, so Stadtrat Dirk Wurm. Dass Fahrgäste durch Tarifänder­ungen teils verärgert wurden, habe die Mehrheit damals in Kauf genommen. Die SPD hatte damals gegen die Reform gestimmt. „Inzwischen gibt es aber noch andere Ziele wie Klimaschut­z und Verkehrswe­nde, die stärker in den Vordergrun­d rücken müssen“, so Wurm. Sollten CSU und Grüne mit dem Zeitplan zum 365-EuroTicket ein Problem haben, könne man ja zumindest über die AVVNeuausr­ichtung abstimmen.

Schwarz-Grün schwankte bei dem Thema erkennbar zwischen Zustimmung und Ablehnung. Wirtschaft­sreferent Wolfgang Hübschle sagte, die Ziele des Antrags seien nachvollzi­ehbar. „Aber angesichts der kommunalen Haushaltsl­age macht es überhaupt keinen Sinn, mit

München über Zuschüsse für ein 365-Euro-Ticket zu sprechen“, so Hübschle. Grundsätzl­ich müssten die Tarife aber runter. „Für das Ziel eines komfortabl­en Nahverkehr­s kämpfen wir gemeinsam“, so Matthias Fink (CSU). Der AVV arbeite aber doch schon an diesen Themen. Auch Matthias Lorentzen (Grüne) schlug in dieselbe Kerbe – wobei die Grünen im Wahlkampf immer ein 365-Euro-Ticket gefordert und auch ihre Zustimmung zur umstritten­en Tarifrefor­m damit begründet hatten, so den Einstieg ins 365-Euro-Abo finden zu wollen. „Wir wollen den Antrag ablehnen, aber nicht, weil die Forderung falsch ist, sondern weil es auf ein überstürzt­es Vorgehen hinausläuf­t“, so Lorentzen. Man könne kein 365-Euro-Abo ankündigen, ohne zu wissen, wie man es bezahlt. „Das ist gegenüber den Bürgern nicht ehrlich.“

Doch aus der Opposition wurde der Druck hoch gehalten. „Nachdem alle ja augenschei­nlich Fans des 365-Euro-Tickets sind, wundert es mich sehr, dass der Antrag abgelehnt werden soll“, so Christine Wilholm (Sozialfrak­tion). Die Weiterentw­icklung des Nahverkehr­s sei maßgeblich für die Stadt. „Jetzt sagen alle: ‘Toll, das machen wir irgendwann.’ Aber wir brauchen es bald“, so Wilholm. Margarete Hein- rich (parteilos) sagte, man könne sich bei dem Thema nicht immer aufs Geld berufen. „Es gehören jetzt mal Pflöcke eingehauen mit der Botschaft: Dort wollen wir hin.“Wer den Klimaschut­z sozial verträglic­h gestalten wolle, komme um einen günstigen Nahverkehr nicht herum.

Nach einer zehnminüti­gen Sitzungsun­terbrechun­g, in der alle Fraktionen über einen Vorschlag brüteten, dem alle zustimmen konnten, kam es zu der Einigung. Ohne Zuschüsse von Bund und Land wären Verbesseru­ngen bei den Tarifen nicht zu stemmen. Allein fürs Stadtgebie­t wäre bei einer Einführung des 365-Euro-Tickets mit zwölf bis 13 Millionen Euro Weniger-Einnahmen aus dem Fahrkarten­verkauf zu rechnen.

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Foto: Silvio Wyszengrad (Archivbild) Der öffentlich­e Nahverkehr soll günstiger werden.

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