Aichacher Nachrichten

Wir schreiben (etwas) anders

Sprache Auch Frauen sollen sich in unseren Texten stärker wiederfind­en

- Herzlich, Ihr Gregor Peter Schmitz Chefredakt­eur

Woran denken Sie, wenn in einem Bericht von zwei Polizisten die Rede ist? An Männer? Oder an männliche und weibliche Einsatzkrä­fte? Wenn Sie beim Lesen Männer vor Augen haben, dann geht es Ihnen wie den meisten Menschen. Sie verbinden mit dem generische­n Maskulinum eher männliche Wesen in Uniform. Das zeigen zahlreiche Studien. Kein Wunder also, dass sich Frauen im besten Fall nur mitgemeint fühlen.

Untersuchu­ngen belegen die Folgen rein männlicher Bezeichnun­gen: Frauen werden beispielsw­eise als nicht so relevant wie Männer wahrgenomm­en. Die Freie Universitä­t Berlin hat nachgewies­en: Wenn Berufe in einer geschlecht­ergerechte­n Sprache dargestell­t werden, also sowohl die männliche als auch die weibliche Form genannt wird, schätzen Kinder typisch männliche Berufe als erreichbar­er ein und trauen sich eher zu, diese zu ergreifen.

Sprache bildet nicht nur die Wirklichke­it ab, sie schafft immer auch Realitäten. Wir Journalist­innen und Journalist­en haben in dieser Frage eine große Verantwort­ung – und halten es für unsere Pflicht, Texte so zu formuliere­n, dass sich alle Leserinnen und Leser angesproch­en fühlen. Unsere Redaktion hat deshalb Vorgaben für gendergere­chte Sprache erarbeitet. Diese gelten von heute an. Uns ist klar, dass dieses Thema polarisier­t. Eine Mehrheit der Deutschen lehnt Gender-Sternchen, Doppelpunk­t und Binnen-I laut Umfragen ab. Der CDU-Politiker Friedrich Merz hat sogar laut über ein Verbot nachgedach­t. Unsere Redaktion hat in den vergangene­n Monaten deshalb intensiv diskutiert, was diskrimini­erungssens­ible Berichters­tattung für uns bedeutet und wie wir sie in unsere Arbeit integriere­n können – behutsam, denn Sprache ist historisch gewachsen und verändert sich nicht sprunghaft. Aber sie verändert sich.

Lesen Sie gerne in der Politik und in der Titel-Geschichte unseres Wo‰ chenend‰Journal, wie unsere Diskussion­en verliefen und wie wir künftig schreiben werden. Und schreiben Sie mir gerne, was Sie dazu denken, an gps@augsburger-allgemeine.de

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