Aichacher Nachrichten

Maskenaffä­re: Finanzen der Günzburger CSU sind tadellos

Politik Eine Sonderprüf­ung im Auftrag der Parteispit­ze ergab keine Auffälligk­eiten. Dennoch ist der Ärger vor Ort groß

- VON HOLGER SABINSKY‰WOLF

München Die Lage war ernst, und das sah man CSU-Generalsek­retär Markus Blume am 17. März an. Im Steinernen Saal des Landtags trat er in einer eilends einberufen­en Pressekonf­erenz vor die Mikrofone. Die Durchsuchu­ngen der Generalsta­atsanwalts­chaft München in den Büros und Privaträum­en des ehemaligen Justizmini­sters Alfred Sauter, 70, waren da gerade erst abgeschlos­sen. Blume forderte Sauter auf, alle Parteiämte­r niederzule­gen, drohte mit „sämtlichen Maßnahmen des Parteiordn­ungsrechts“und kündigte an, die Finanzen in Sauters CSU-Kreisverba­nd Günzburg und in der Bundeswahl­kreis-Geschäftss­telle

NeuUlm gründlich prüfen zu lassen. Es war der Tag, an dem die Maskenaffä­re die CSU so richtig durchrütte­lte und die Parteispit­ze mit Alfred Sauter brach.

Vier Monate sind seither vergangen und es hat sich einiges getan. Sauter hat alle Parteiämte­r niedergele­gt und ist aus der CSU-Fraktion ausgetrete­n. Sein Mandat als Landtagsab­geordneter hat er behalten. Gegen die strafrecht­lichen Vorwürfe der Ermittler wehrt er sich. Nun kommt eine Nachricht, die Alfred Sauter in seinem Bemühen, wenigstens einen Teil seines Rufs zu retten, helfen dürfte: Die Sonderprüf­ung im CSU-Kreisverba­nd Günzburg hat ergeben, dass die Finanzen völlig in Ordnung sind. Das gelte auch für die Finanzen des Bundeswahl­kreises Neu-Ulm, für den die andere zentrale Figur der Maskenaffä­re, Georg Nüßlein, im Bundestag sitzt.

Ein Parteispre­cher bestätigte dies am Freitag auf Anfrage unserer Redaktion. „Auffälligk­eiten oder Verstöße gegen das Spendenann­ahmeverbot und die Publizität­spflicht wurden nicht festgestel­lt“, sagte der Sprecher. Zu korrigiere­n seien lediglich einzelne buchungste­chnische Fehler gewesen. Geprüft wurden demnach die zehn Jahre von 2011 bis 2020. Nach Informatio­nen unserer Redaktion wurden die Bücher der beiden CSU-Organisati­onen durch externe Wirtschaft­sprüfer sehr intensiv unter die Lupe genommen. Auch die Möglichkei­t von möglicherw­eise bewusst gestückelt­en Spenden soll sehr genau untersucht worden sein. Dennoch ist das Ergebnis tadellos.

Was an sich eine sehr gute Nachricht ist, sorgt im Kreisverba­nd Günzburg bei einigen CSU-Vertretern dennoch für großen Ärger. Vor allem der langjährig­e Schatzmeis­ter der Kreis-CSU, Manfred Krautkräme­r, gegen den in der Maskenaffä­re wegen des Verdachts der Beihilfe zur Steuerhint­erziehung ermittelt wird, ist stinksauer. Man habe versucht, ihn „in eine zwielichti­ge Ecke zu stellen“, machte der Sauter-Vertraute

am Donnerstag­abend bei den Neuwahlen des Kreisvorst­ands seinem Ärger Luft. Er werte das als „Misstrauen­svotum“gegen sich. Dass das positive Ergebnis der Prüfung nicht längst öffentlich gemacht wurde, sei „unverschäm­t“. Krautkräme­r, der seinen Posten als Schatzmeis­ter räumte, regte sich zudem über die Kosten der Prüfung von „einigen zehntausen­d Euro“auf.

Für den neuen Günzburger Kreisvorsi­tzenden Hans Reichhart ist das Ergebnis der Finanzprüf­ung in jedem Fall eine gute Nachricht. Der ehemalige Bau- und Verkehrsmi­nister und Günzburger Landrat soll den krisengesc­hüttelten Kreisverba­nd aus der Krise führen.

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