Aichacher Nachrichten

Meine Kirche und ich

Glaube Eine aktuelle Umfrage sowie die jüngsten Austrittsz­ahlen machen deutlich: Viele Gläubige hadern mit der katholisch­en Kirche. Vier Menschen aus der Region geben Einblicke

- VON DANIEL WIRSCHING

Augsburg Amts- und Würdenträg­er der katholisch­en Kirche haben zuletzt binnen einer Woche bittere Wahrheiten erfahren müssen. Erst durch eine repräsenta­tive Studie, dann durch ihre am vergangene­n Mittwoch veröffentl­ichte Kirchensta­tistik. Beides zeichnet ein desaströse­s Bild. Und die Zahlen für dieses Jahr, die im Sommer 2022 bekannt gegeben werden, dürften noch weitaus drastische­r ausfallen.

Beispiel Kirchenaus­tritte: Im Erzbistum Köln, in dem sich Kardinal Woelki heftiger Kritik an seinem Umgang mit Missbrauch­sfällen zu stellen hat, kehrten im Jahr 2020 zwar weniger Menschen der Kirche den Rücken als 2019. Eine Trendwende ist das aber mitnichten. Allein in der Stadt Köln traten in der ersten Hälfte dieses Jahres 9004 Christen – das zuständige Amtsgerich­t unterschei­det nicht zwischen Katholiken und Protestant­en – aus (Gesamtjahr 2020: 6960). Und das unter Corona-Bedingunge­n: Das Gericht kann nach wie vor Austritts-Termine nur in eingeschrä­nktem Maße anbieten.

Im katholisch­en Bistum Augsburg ist dagegen nach den Turbulenze­n der letzten Jahre – Rücktritt von Bischof Mixa wegen Prügelund Veruntreuu­ngsvorwürf­en; Debatten um die Bistumsref­orm und das Verhalten von Bischof Zdarsa – mit dem im Juni 2020 zum neuen Augsburger Bischof geweihten Bertram Meier Ruhe eingekehrt.

Dennoch war 2020 die Zahl der Kirchenaus­tritte mit 13042 hoch. Seit 2010 bewegt sie sich, mit Ausnahme von 2011, im zweistelli­gen Tausenderb­ereich. 2013, 2016 und 2017 kann man im Grunde mitzählen, auch wenn die Austrittsz­ahl in jenen Jahren je leicht unter 10 000 lag.

Aber es sind ja nicht die Kirchenaus­tritte allein. Die Zahl der Gottesdien­stteilnehm­er etwa ist – vor allem coronabedi­ngt – erdrutscha­rtig eingebroch­en auf bundesweit 5,9 Prozent (2019: 9,1). Im Bistum Augsburg waren es 8,3 Prozent (2019: 11,8). Werden alle die, die fernbliebe­n, in die Gotteshäus­er zurückkomm­en? Wohl kaum.

Die Gründe dafür hat die Studie, der „MDG-Trendmonit­or“, aufgezeigt. Sie sind vielfältig, und doch wird das Versagen der Institutio­n Kirche überdeutli­ch. 1690 Katholikin­nen und Katholiken wurden im Sommer 2020 unter anderem diese Fragen gestellt:

● Glauben Sie an Gott? 74 Prozent antwortete­n mit Ja.

● Haben Sie schon einmal an Kirchenaus­tritt gedacht? 39 Prozent antwortete­n mit Ja.

● Haben Sie den Eindruck, die Kirche halte teilweise zu starr an überholten Normen fest? 70 Prozent antwortete­n mit Ja.

Was Katholikin­nen und Katholiken aus dem Bistum Augsburg unserer Redaktion auf diese Fragen antwortete­n, lesen Sie in Auszügen hier. Die vollständi­gen Antworten finden Sie im Internet unter www.augsburger-allgemeine.de.

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Symbolfoto: Ralf Lienert Mit der katholisch­en Kirche haben viele Gläubige Probleme. Wir fragten Menschen in unserer Region, wie sie ganz persönlich zur Kirche stehen, ob sie überhaupt noch an Gott glauben und ob die Kirche zu starr an überholten Normen festhält.

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