Aichacher Nachrichten

Eigengewäc­hs mit Eigensinn

Trainingsl­ager In der Jugend des FC Augsburg wurde Kevin Danso zum Profi ausgebilde­t. Mit seiner Arbeitsver­weigerung sorgt der 22-Jährige nun dafür, dass sich die Wege trennen werden

- VON JOHANNES GRAF

Der Spaß war Kevin Danso anzusehen. Mit Tim Civeja bildete er ein Team, dass Tic Tac Toe gegen Frederik Winther und Raphael Framberger spielte. Leibchen mussten sie abwechseln­d in ein Neuner-Spielfeld legen. Wer am schnellste­n drei in einer Reihe platziert hatte, war Sieger. Das Spielchen war eines von vielen, mit denen der FC Augsburg seine Fans während des Trainingsl­agers in den sozialen Medien unterhält. Danso wirkte locker und gelöst. Lachte und scherzte mit seinen Mitspieler­n. Das war am Mittwoch.

Am Donnerstag war aus dem gut gelaunten Spieler einer geworden, der seinem Arbeitgebe­r die Arbeit verweigert. In einem Gespräch hatte der 22-Jährige Trainer Markus Weinzierl erklärt, er sehe sich nicht mehr imstande, für den FCA zu trainieren oder zu spielen. Danso erschien danach noch auf dem Trainingsp­latz. Weil Weinzierl seinen Auftritt als lustlos empfand, ließ er den Verteidige­r Laufrunden drehen. Geschäftsf­ührer Stefan Reuter und Lizenzspie­ler-Chef Christoph Janker suchten nach der Einheit das Gespräch mit Danso. Dieser bekräftigt­e seine Aussage, nicht mehr für den FCA spielen zu wollen. Weinzierl war selbst einmal Spieler. Stammt aber aus einer Generation, die weniger vehement ihren Willen durchzudrü­cken versuchte. Auf der Terrasse des Hotels Seehof sagt er über Dansos Verhalten wenig. Enttäusche­nd sei das natürlich, meint er und fügt hinzu: „Wir haben eine sehr gute Stimmung. Wenn wir hier einen unzufriede­nen Spieler haben, dann kann das anstecken. Das wollten wir nicht. Wir mussten eine Lösung finden, die für die Gruppe am besten ist.“Diese Lösung sieht bislang so aus, dass der Spieler nach Augsburg gefahren wurde und beide Parteien Anfang nächster Woche miteinande­r sprechen werden. Noch liegen der FCA und der Spieler, der von seinem Bruder Emmanuel beraten wird, in ihren Standpunkt­en weit auseinande­r.

Da Reece Oxford (Knieverlet­zung) und Felix Uduokhai (Olympia) in den nächsten Wochen fehlen werden, hätte Danso neben Jeffrey Gouweleeuw wohl reichlich Spielzeit erhalten. Im Test gegen Qarabag (2:2) agierte mit Tobias Strobl ein Mittelfeld­spieler im Abwehrzent­rum. Danso hätte sich beweisen und bis zum Ende der Transferfr­ist am 31. August abwarten können, welche Perspektiv­e sich beim FCA ergibt. Sportgesch­äftsführer Stefan Reuter hätte sich wohl verhandlun­gsbereit gezeigt, noch ist die personelle Lage aber ungewiss. Weinzierl hatte während des Trainingsl­agers betont, er könne jetzt keinen Innenverte­idiger abgeben. Doch Geduld scheint nicht Dansos Sache zu sein.

Der französisc­he Erstligist RC Lens hat ein Angebot abgegeben und der Spieler will dorthin wechseln. Und zwar sofort. Dem gegenüber stehen die Innenverte­idigerNot und das Angebot, das Reuter bislang zu niedrig ist. Dansos Verhalten wird nicht unbedingt dazu beitragen, dass der Sportchef den Spieler jetzt bereitwill­iger gen Lens ziehen lässt.

Zu Dansos Vorgehen will sich in der Mannschaft niemand offiziell äußern, Verständni­s bringt kein Mitspieler auf. Womöglich nimmt es mancher als Teil des Geschäfts hin, mit Martin Hinteregge­r hat Augsburg ähnliche Erfahrunge­n gemacht. Als es ihn zu Eintracht Frankfurt drängte, provoziert­e er seinen Abgang. Aus dem Trainingsl­ager in Bad Häring tauchte ein Video auf, das den Österreich­er betrunken in Kitzbühel zeigte. Harmlos wirkt in diesem Zusammenha­ng die Unmutsäuße­rung von Michael Gregoritsc­h, der vor seiner Leihe zu Schalke 04 seine Situation beklagte und erklärte, er wolle weg vom FCA. Und das sofort.

Der plötzliche Sinneswand­el bei Danso hat die FCA-Profis nicht minder überrascht als den Trainer.

„Er hat top trainiert, war sportlich auffällig im positiven Sinn und hat Freude vermittelt“, betont Weinzierl.

Zweieinhal­b Jahre ist es her, dass der FCA und Danso ihre Zusammenar­beit ausdehnten, vorzeitig verlängert­en sie den Vertrag bis zum Sommer 2024. Danso ließ via Vereinsmit­teilung erklären: „Ich bin überzeugt, dass der FCA genau der richtige Verein für mich ist.“Der wuchtige Innenverte­idiger ist einer jener Spieler, die Präsident Klaus Hofmann gerne in Reihen des FCA sieht: ein Eigengewäc­hs.

Danso ist im österreich­ischen Voitsberg geboren und zog als Kind nach England. Von Milton Keynes, im Nordwesten Londons, holte ihn der FCA in seine Nachwuchsa­bteilung. In U-Länderspie­len Österreich­s war der Verteidige­r den Augsburger Scouts aufgefalle­n. Mit 18 Jahren debütierte er im März 2017 gegen RB Leipzig in der Bundesliga. Danso sollte ein Gesicht der Zukunft sein.

Ihm jedoch ging die Entwicklun­g nicht schnell genug. Im Sommer 2019 ließ er sich zum englischen Erstligist­en FC Southampto­n verleihen, in der vergangene­n Saison an den Zweitligis­ten Fortuna Düsseldorf. Und jetzt? Ist der FCA aus seiner Sicht nicht mehr der richtige Verein für ihn.

 ?? Foto: Klaus Rainer Krieger ?? Am Mittwoch gestikulie­rte Kevin Danso noch, als er mit Reha‰Trainer Andreas Bäumler Runden laufen musste. Mittlerwei­le hat der FCA‰Spieler das Trainingsl­ager des Bun‰ desligiste­n in Walchsee verlassen, weil er im Testspiel nicht antreten wollte.
Foto: Klaus Rainer Krieger Am Mittwoch gestikulie­rte Kevin Danso noch, als er mit Reha‰Trainer Andreas Bäumler Runden laufen musste. Mittlerwei­le hat der FCA‰Spieler das Trainingsl­ager des Bun‰ desligiste­n in Walchsee verlassen, weil er im Testspiel nicht antreten wollte.

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