Aichacher Nachrichten

Erst der Kaiser, dann der Clown

Bregenz Die Festspiele am Bodensee starten vor vollen Rängen

- VON INGRID GROHE

Ein Staatsober­haupt, ein Kaiser und ein Clown: Sie eröffnen in der kommenden Woche die Bregenzer Festspiele. Und zwar auf großer Bühne und vor vollen Rängen. Österreich setzt auf die Drei-G-Regel und erlaubt kulturelle Veranstalt­ungen drinnen wie draußen in gewohntem Umfang. Nach eineinhalb Jahren weitgehend­er Stille am Bregenzer Bodenseeuf­er ist bei Künstleren­sembles und Publikum die Freude riesengroß auf den Startschus­s fürs Festival, den Bundespräs­ident Alexander van der Bellen gibt, und auf die folgenden Opernpremi­eren: „Nero“von Arrigo Boito am Mittwoch im Festspielh­aus und „Rigoletto“von Giuseppe Verdi am Donnerstag auf der zum Clownskopf umgebauten Seebühne.

Eigentlich stünde 2021 „Madame Butterfly“als Seeoper auf dem Programm. Sie wurde verschoben, umdie 2020 wegen Corona ausgefalle­ne Wiederaufn­ahme von Rigoletto zu ermögliche­n. Die Inszenieru­ng von Philipp Stölzl löste vor zwei Jahren bei Gästen wie Kritikern Begeisteru­ng aus. Nach einer überlangen Winterpaus­e ist die hochkomple­xe Bühnentech­nik jetzt ebenso wieder in Bewegung wie der bunte Fesselball­on, der an 28 Aufführung­sabenden vor bis zu 7000 Zuschauern in den nächtliche­n Himmel steigen soll.

Seit viereinhal­b Wochen proben Solisten und Stuntleute auf der

Clowns-Bühne. Die Bedingunge­n waren zuletzt miserabel, doch vom strömenden Regen lassen sich die Künstler nicht von den Proben abhalten. „Sie sind auf diese Bedingunge­n eingestell­t“, sagt Michael Czar, Direktor des künstleris­chen Betriebsbü­ros. Nach monatelang­em, erzwungene­m Nichtstun herrsche jetzt große Euphorie bei Chören, Orchester und Solisten. „Unser strenges Prävention­skonzept tragen sie gern mit.“Alle 48 Stunden werden die Festspielb­eschäftigt­en getestet, für sie gilt – im Gegensatz zum Publikum – Maskenpfli­cht. Als

„größten Hebel“der Prävention bezeichnet Czar die Impfung. „Unsere Impfquote ist hoch, in manchen Ensembles über 80 Prozent.“

Regisseur Stölzl hat seinen Rigoletto nicht nachgebess­ert. „Wir waren 2019 so glücklich mit der Aufführung“, sagt er. „Zu meinen, man müsste etwas verändern, könnte ein großer Fehler sein.“Zwei Drittel des Solistenen­sembles kennen die Inszenieru­ng vom ersten Jahr. Am Pult der Wiener Symphonike­r steht indes eine Neue: die britische Dirigentin Julia Jones, die eigentlich für Madame Butterfly engagiert war.

Die Oper „Nero“, an der Arrigo Boito fast sein ganzes Leben lang gearbeitet hat, dirigiert Dirk Kaftan, der von 2009 bis 2014 in Augsburg als Generalmus­ikdirektor wirkte. Regie führt Olivier Tambosi. Die beiden arbeiteten in Bregenz bereits 2014 bei der Oper „Hamlet“von Franco Faccio zusammen. Als Nero ist der mexikanisc­he Tenor Rafael Rojas zu erleben.

Gut 60 Veranstalt­ungen umfasst das Festspielp­rogramm bis 22. August, darunter Musiktheat­er (auch Uraufführu­ngen), Schauspiel, Konzerte. Für alle Seeopernab­ende gibt es noch Karten. Besucher müssen den Nachweis erbringen, dass sie genesen, getestet oder geimpft sind. Es empfiehlt sich, die aktuellen Vorgaben nachzulese­n.

Tickets unter 0043/5574/4076.

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www.bregenzerf­estspiele.com

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Archivfoto: Ralf Lienert Der Rigoletto‰Clown darf vor 7000 Men‰ schen spielen.

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