Aichacher Nachrichten

Hochwasser: Die Natur schlägt zurück

- VON MAX KRAMER kmax@augsburger‰allgemeine.de

Von all den Themen, die Woche für Woche auf den Tischen der Stadt- und Gemeinderä­te landen, gibt es wahrlich einige, die auf den ersten Blick attraktive­r daherkomme­n als der Hochwasser­schutz. Er ist in den allermeist­en Fällen sehr teuer, langwierig in der Planung, sorgt für Reibereien in der Grundstück­sbeschaffu­ng – und seine Wirkung zeigt sich nicht so unmittelba­r wie eine Senkung der Kita-Gebühren oder ein neues Feuerwehrh­aus. Wenn es aber darauf ankommt, zahlen sich die Maßnahmen in der Regel um ein Vielfaches aus. Wie die Bürger vor ungezügelt­en Wassermass­en geschützt werden können, wird die Kommunen im Wittelsbac­her Land künftig immer häufiger beschäftig­en. Denn auch die Fälle werden sich häufen.

Das Pfingsthoc­hwasser 1999 war ein Erweckungs­erlebnis. Praktisch der ganze Landkreis stand unter Wasser, die Schäden waren vor allem im südlichen Teil des Wittelsbac­her Landes verheerend. Seitdem ist in Sachen Hochwasser­schutz einiges passiert, Millionen-Investitio­nen aus den Folgejahre­n zeigen heute ihre Wirkung. Und doch gibt es noch an vielen Stellen Nachholbed­arf, das haben die jüngsten Überschwem­mungen – etwa in Aindling, Pöttmes oder Rehling – deutlich vor Augen geführt. Dem unermüdlic­hen Einsatz der Feuerwehre­n ist es zu verdanken, dass Schlimmere­s verhindert wurde. Kommunen sind gut beraten, beim Thema Hochwasser­schutz aufs Tempo zu drücken. Sie müssen schnellstm­öglich tun, was getan werden kann.

Gleichzeit­ig zeigen die dramatisch­en Bilder, die uns aktuell aus dem Westen Deutschlan­ds erreichen, aber auch – in deutlich geringerem Maß – die jüngsten Hochwasser­ereignisse vor der eigenen Haustür vor allem eines: Wenn die Natur mit voller Kraft zuschlägt, hat der Mensch nicht viel entgegenzu­setzen. Wie hart eine Ortschaft von massenhaft­em Dauerregen getroffen wird, entscheide­t das Zusammensp­iel verschiede­ner Faktoren. Kommunale Hochwasser­schutzsyst­eme mit präventive­n Schutzvorr­ichtungen wie Rückhalteb­ecken sind einer davon, die Flächenver­siegelung und individuel­l unterschie­dliche topografis­che Begebenhei­ten andere. Vom schieren Volumen des Wassers noch gar nicht zu sprechen.

So bitter es klingt: An den Gedanken, dass die Natur auch im Landkreis Aichach-Friedberg künftig regelmäßig zurückschl­ägt, werden wir uns gewöhnen müssen. Mehr, als den Schaden irgendwie in Grenzen zu halten, wird nicht möglich sein. Mit besten Grüßen von der Klimakrise.

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