Hochwasser: Die Natur schlägt zurück
Von all den Themen, die Woche für Woche auf den Tischen der Stadt- und Gemeinderäte landen, gibt es wahrlich einige, die auf den ersten Blick attraktiver daherkommen als der Hochwasserschutz. Er ist in den allermeisten Fällen sehr teuer, langwierig in der Planung, sorgt für Reibereien in der Grundstücksbeschaffung – und seine Wirkung zeigt sich nicht so unmittelbar wie eine Senkung der Kita-Gebühren oder ein neues Feuerwehrhaus. Wenn es aber darauf ankommt, zahlen sich die Maßnahmen in der Regel um ein Vielfaches aus. Wie die Bürger vor ungezügelten Wassermassen geschützt werden können, wird die Kommunen im Wittelsbacher Land künftig immer häufiger beschäftigen. Denn auch die Fälle werden sich häufen.
Das Pfingsthochwasser 1999 war ein Erweckungserlebnis. Praktisch der ganze Landkreis stand unter Wasser, die Schäden waren vor allem im südlichen Teil des Wittelsbacher Landes verheerend. Seitdem ist in Sachen Hochwasserschutz einiges passiert, Millionen-Investitionen aus den Folgejahren zeigen heute ihre Wirkung. Und doch gibt es noch an vielen Stellen Nachholbedarf, das haben die jüngsten Überschwemmungen – etwa in Aindling, Pöttmes oder Rehling – deutlich vor Augen geführt. Dem unermüdlichen Einsatz der Feuerwehren ist es zu verdanken, dass Schlimmeres verhindert wurde. Kommunen sind gut beraten, beim Thema Hochwasserschutz aufs Tempo zu drücken. Sie müssen schnellstmöglich tun, was getan werden kann.
Gleichzeitig zeigen die dramatischen Bilder, die uns aktuell aus dem Westen Deutschlands erreichen, aber auch – in deutlich geringerem Maß – die jüngsten Hochwasserereignisse vor der eigenen Haustür vor allem eines: Wenn die Natur mit voller Kraft zuschlägt, hat der Mensch nicht viel entgegenzusetzen. Wie hart eine Ortschaft von massenhaftem Dauerregen getroffen wird, entscheidet das Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Kommunale Hochwasserschutzsysteme mit präventiven Schutzvorrichtungen wie Rückhaltebecken sind einer davon, die Flächenversiegelung und individuell unterschiedliche topografische Begebenheiten andere. Vom schieren Volumen des Wassers noch gar nicht zu sprechen.
So bitter es klingt: An den Gedanken, dass die Natur auch im Landkreis Aichach-Friedberg künftig regelmäßig zurückschlägt, werden wir uns gewöhnen müssen. Mehr, als den Schaden irgendwie in Grenzen zu halten, wird nicht möglich sein. Mit besten Grüßen von der Klimakrise.