Abifahrt:Zahl der CoronaFälle steigt
Pandemie Die Befürchtungen bestätigen sich: Nach einer Abifahrt auf Korfu sind inzwischen etliche Schüler des Aichacher DHG positiv getestet. Es gibt auch Kritik am Ablauf der Reise
Aichach Nimmt man die blanken Zahlen zum Maßstab, ist die CoronaLage im Wittelsbacher Land äußerst entspannt. Am Freitag meldete das Robert-Koch-Institut (RKI) die Inzidenz 3,7, seit Wochen bewegt sich der Wert im niedrigen einstelligen Bereich. An diesem Wochenende dürfte es damit jedoch vorbei sein. Grund dafür ist die privat organisierte Abiturfahrt von 40 Schülerinnen und Schülern des DeutschherrenGymnasiums (DHG) Aichach auf die griechische Insel Korfu. Befürchtungen, dass nach den ersten beiden bekannten Fällen die Zahl der Infizierten weiter steigt, haben sich nun bestätigt.
Wie das Landratsamt am Freitag auf Anfrage unserer Redaktion mitteilte, sind inzwischen 17 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Reise positiv getestet worden. Damit hat sich – Stand jetzt – fast die Hälfte der Reisegruppe aus Aichach infiziert. Nach Angaben des Landratsamts zeigt der „überwiegende Teil“der positiv Getesteten leichte Erkältungssymptome. Fünf Personen aus der Gruppe sind bereits vollständig geimpft, zwei davon sind positiv. Die eine hat keine, die andere leichte Symptome. Dass die Zahl steigen würde, hatte sich bereits zuvor abgezeichnet. Am Donnerstag hatte das Landratsamt in einer Mitteilung erklärt, „dass mit weiteren beziehungsweise Folgeinfektionen zu rechnen ist“. An der Reise nach Korfu hatten zahlreiche weitere Schüler-Reisegruppen aus verschiedenen bayerischen Landkreisen teilgenommen. Auch dort waren bereits mehrere Infektionsfälle bekannt geworden. Die 40 DHG-Schülerinnen und -Schüler kehrten in der Nacht auf Donnerstag nach anderthalb Wochen aus Griechenland zurück. Sie mussten sich auf Anweisung der Taskforce Infektiologie zunächst daheim isolieren.
Da das Gesundheitsamt AichachFriedberg im Rahmen seiner Ermittlungen zum Schluss kam, dass Kontakte kaum noch nachvollzogen werden konnten, ordnete es für alle aus dem Landkreis, die an der Abifahrt teilgenommen hatten, eine sogenannte Kohortenisolation über 14 Tage an. Bedeutet: Der halbe Abiturjahrgang musste sich in häusliche Quarantäne begeben. Dr. Viktoria Schaefer, kommissarische Leiterin des Gesundheitsamts Aichach-Friedberg, sagt: „Die Einschätzung als ,diffuse Infektionsentwicklung‘ innerhalb des Abifahrt-Herds, mit der Anordnung der Kohortenisolation, zu der wir im Laufe der Entwicklungen am Donnerstag gekommen waren, hat sich als richtig erwiesen.“Nicht in Kohortenquarantäne mussten laut Landratsamt Genesene und vollständig Geimpfte, sofern sie gesund sind. Kurz vor Ende der Quarantäne soll es einen Reihentest geben. Isolierte Schüler, die in der Zwischenzeit erkranken, müssen eine Teststelle aufsuchen.
Wie konnte es zu so vielen Fällen auf einmal kommen? Nach Informationen unserer Redaktion berichteten Betroffene von „sehr laschen Vorkehrungen“, die vor Ort geherrscht hätten. Selbst als innerhalb der Gesamt-Reisegruppe, bestehend aus mehreren Abschlussklassen, der erste Corona-Fall bekannt geworden sei, seien die Schüler „sich selbst überlassen“worden. Was offenbar erschwerend hinzukam: Hin- und Rückfahrt, jeweils 30 Stunden lang, erfolgten in einem voll besetzten Bus. Der Reiseveranstalter, das auf Eventreisen spezialisierte Unternehmen Crystal Tours, betont auf Anfrage unserer
Redaktion, er habe sich stets an die gesetzlichen Vorgaben gehalten. Vor der Hinfahrt habe jedes Mitglied der Gruppe einen Nachweis erbringen müssen, geimpft, genesen oder negativ getestet zu sein. Einen Tag vor der Rückkehr sei ein privater Arzt in allen Hotels vorbeigefahren, um einen Antigen-Schnelltest oder PCR-Test anzubieten. „Dieses Angebot haben sehr viele angenommen, aber eben nicht alle.“Im Bus selbst habe Maskenpflicht gegolten. Die Verantwortung liege letztlich bei den Reisenden: „Der Veranstalter weiß natürlich nicht, wie sich jeder einzelne Gast während der Reise verhält.“Das zu kontrollieren, sei nicht möglich und auch nicht verhältnismäßig.
Das Gesundheitsamt erklärt, ob Corona-Sicherheitsmaßnahmen missachtet worden seien, sei „nicht Kerngegenstand unserer Ermittlungen“. Vielmehr gehe es jetzt um das Infektionsgeschehen im Landkreis – und das verändert sich durch die Abifahrt naturgemäß. Gesundheitsamtsleiterin Schaefer erklärt: „Die Inzidenz wird jetzt auf etwa 20 ansteigen, aber danach voraussichtlich genauso rasch auch wieder absinken.“Durch die sofortige Isolation nach der Rückkehr und die anschließende Kohortenisolation „dürfte es auch in den Haushalten beziehungsweise in den Familien keine weiteren Kontaktpersonen innerhalb unseres Landkreises geben, sofern sich alle an die behördlichen Anordnungen halten“. Trotz allem fand am Freitagnachmittag die Abiturfeier des DeutschherrenGymnasiums wie geplant statt. Teilnehmen durften nur Schülerinnen und Schüler, die nicht bei der Abifahrt dabei waren, sowie die Geimpften und Genesenen, sofern sie gesund waren.
Zusammen mit den Fällen der Abifahrt sind in den vergangenen sieben Tagen im Landkreis 22 Personen positiv getestet worden. Davon kommen zwölf aus Aichach, drei aus Friedberg und zwei aus Mering. Einen Fall meldet das Landratsamt von der Theresia-Gerhardinger-Grundschule Friedberg. Dort wurde eine Person positiv getestet, fünf Kontaktpersonen sind in Quarantäne.