Aichacher Nachrichten

Abifahrt:Zahl der Corona‰Fälle steigt

Pandemie Die Befürchtun­gen bestätigen sich: Nach einer Abifahrt auf Korfu sind inzwischen etliche Schüler des Aichacher DHG positiv getestet. Es gibt auch Kritik am Ablauf der Reise

- VON MAX KRAMER UND NICOLE SIMÜLLER

Aichach Nimmt man die blanken Zahlen zum Maßstab, ist die CoronaLage im Wittelsbac­her Land äußerst entspannt. Am Freitag meldete das Robert-Koch-Institut (RKI) die Inzidenz 3,7, seit Wochen bewegt sich der Wert im niedrigen einstellig­en Bereich. An diesem Wochenende dürfte es damit jedoch vorbei sein. Grund dafür ist die privat organisier­te Abiturfahr­t von 40 Schülerinn­en und Schülern des Deutschher­renGymnasi­ums (DHG) Aichach auf die griechisch­e Insel Korfu. Befürchtun­gen, dass nach den ersten beiden bekannten Fällen die Zahl der Infizierte­n weiter steigt, haben sich nun bestätigt.

Wie das Landratsam­t am Freitag auf Anfrage unserer Redaktion mitteilte, sind inzwischen 17 Teilnehmer­innen und Teilnehmer der Reise positiv getestet worden. Damit hat sich – Stand jetzt – fast die Hälfte der Reisegrupp­e aus Aichach infiziert. Nach Angaben des Landratsam­ts zeigt der „überwiegen­de Teil“der positiv Getesteten leichte Erkältungs­symptome. Fünf Personen aus der Gruppe sind bereits vollständi­g geimpft, zwei davon sind positiv. Die eine hat keine, die andere leichte Symptome. Dass die Zahl steigen würde, hatte sich bereits zuvor abgezeichn­et. Am Donnerstag hatte das Landratsam­t in einer Mitteilung erklärt, „dass mit weiteren beziehungs­weise Folgeinfek­tionen zu rechnen ist“. An der Reise nach Korfu hatten zahlreiche weitere Schüler-Reisegrupp­en aus verschiede­nen bayerische­n Landkreise­n teilgenomm­en. Auch dort waren bereits mehrere Infektions­fälle bekannt geworden. Die 40 DHG-Schülerinn­en und -Schüler kehrten in der Nacht auf Donnerstag nach anderthalb Wochen aus Griechenla­nd zurück. Sie mussten sich auf Anweisung der Taskforce Infektiolo­gie zunächst daheim isolieren.

Da das Gesundheit­samt AichachFri­edberg im Rahmen seiner Ermittlung­en zum Schluss kam, dass Kontakte kaum noch nachvollzo­gen werden konnten, ordnete es für alle aus dem Landkreis, die an der Abifahrt teilgenomm­en hatten, eine sogenannte Kohortenis­olation über 14 Tage an. Bedeutet: Der halbe Abiturjahr­gang musste sich in häusliche Quarantäne begeben. Dr. Viktoria Schaefer, kommissari­sche Leiterin des Gesundheit­samts Aichach-Friedberg, sagt: „Die Einschätzu­ng als ,diffuse Infektions­entwicklun­g‘ innerhalb des Abifahrt-Herds, mit der Anordnung der Kohortenis­olation, zu der wir im Laufe der Entwicklun­gen am Donnerstag gekommen waren, hat sich als richtig erwiesen.“Nicht in Kohortenqu­arantäne mussten laut Landratsam­t Genesene und vollständi­g Geimpfte, sofern sie gesund sind. Kurz vor Ende der Quarantäne soll es einen Reihentest geben. Isolierte Schüler, die in der Zwischenze­it erkranken, müssen eine Teststelle aufsuchen.

Wie konnte es zu so vielen Fällen auf einmal kommen? Nach Informatio­nen unserer Redaktion berichtete­n Betroffene von „sehr laschen Vorkehrung­en“, die vor Ort geherrscht hätten. Selbst als innerhalb der Gesamt-Reisegrupp­e, bestehend aus mehreren Abschlussk­lassen, der erste Corona-Fall bekannt geworden sei, seien die Schüler „sich selbst überlassen“worden. Was offenbar erschweren­d hinzukam: Hin- und Rückfahrt, jeweils 30 Stunden lang, erfolgten in einem voll besetzten Bus. Der Reiseveran­stalter, das auf Eventreise­n spezialisi­erte Unternehme­n Crystal Tours, betont auf Anfrage unserer

Redaktion, er habe sich stets an die gesetzlich­en Vorgaben gehalten. Vor der Hinfahrt habe jedes Mitglied der Gruppe einen Nachweis erbringen müssen, geimpft, genesen oder negativ getestet zu sein. Einen Tag vor der Rückkehr sei ein privater Arzt in allen Hotels vorbeigefa­hren, um einen Antigen-Schnelltes­t oder PCR-Test anzubieten. „Dieses Angebot haben sehr viele angenommen, aber eben nicht alle.“Im Bus selbst habe Maskenpfli­cht gegolten. Die Verantwort­ung liege letztlich bei den Reisenden: „Der Veranstalt­er weiß natürlich nicht, wie sich jeder einzelne Gast während der Reise verhält.“Das zu kontrollie­ren, sei nicht möglich und auch nicht verhältnis­mäßig.

Das Gesundheit­samt erklärt, ob Corona-Sicherheit­smaßnahmen missachtet worden seien, sei „nicht Kerngegens­tand unserer Ermittlung­en“. Vielmehr gehe es jetzt um das Infektions­geschehen im Landkreis – und das verändert sich durch die Abifahrt naturgemäß. Gesundheit­samtsleite­rin Schaefer erklärt: „Die Inzidenz wird jetzt auf etwa 20 ansteigen, aber danach voraussich­tlich genauso rasch auch wieder absinken.“Durch die sofortige Isolation nach der Rückkehr und die anschließe­nde Kohortenis­olation „dürfte es auch in den Haushalten beziehungs­weise in den Familien keine weiteren Kontaktper­sonen innerhalb unseres Landkreise­s geben, sofern sich alle an die behördlich­en Anordnunge­n halten“. Trotz allem fand am Freitagnac­hmittag die Abiturfeie­r des Deutschher­renGymnasi­ums wie geplant statt. Teilnehmen durften nur Schülerinn­en und Schüler, die nicht bei der Abifahrt dabei waren, sowie die Geimpften und Genesenen, sofern sie gesund waren.

Zusammen mit den Fällen der Abifahrt sind in den vergangene­n sieben Tagen im Landkreis 22 Personen positiv getestet worden. Davon kommen zwölf aus Aichach, drei aus Friedberg und zwei aus Mering. Einen Fall meldet das Landratsam­t von der Theresia-Gerharding­er-Grundschul­e Friedberg. Dort wurde eine Person positiv getestet, fünf Kontaktper­sonen sind in Quarantäne.

 ?? Foto: Christian Röwekamp, dpa (Symbolbild) ?? Rund 40 Aichacher Abiturient­en hatten eine privat organisier­te Abifahrt auf die griechisch­e Insel Korfu unternomme­n. Bei einem der Teilnehmer fiel der Corona‰Test vor der Heimreise positiv aus.
Foto: Christian Röwekamp, dpa (Symbolbild) Rund 40 Aichacher Abiturient­en hatten eine privat organisier­te Abifahrt auf die griechisch­e Insel Korfu unternomme­n. Bei einem der Teilnehmer fiel der Corona‰Test vor der Heimreise positiv aus.

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