Werden Merching und Schmiechen abgehängt?
Verkehr I Schon ab Dezember könnten die Züge der Ammerseebahn in Mering keinen direkten Anschluss mehr nach München haben. Vor Ort ist der Ärger groß. Die Eisenbahngesellschaft widerspricht der Kritik
AichachFriedberg Für Bahnpendler aus Schmiechen und Merching könnte sich die Anbindung vor allem nach München drastisch verschlechtern, das ist die Sorge vor Ort. Denn nach den Plänen der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG), die wohl über den Augsburger Verkehrsverbund (AVV) die örtliche Politik erreichten, soll die Ammerseebahn schon ab dem Fahrplanwechsel im Dezember stärker auf den Knotenpunkt Geltendorf ausgerichtet werden – mit deutlichen Auswirkungen auf die Bahnkunden im Landkreissüden.
Landrat Klaus Metzger führt diese in einem Schreiben auf, das er an den BEG-Geschäftsführer Thomas Prechtl adressiert hat. Demnach soll die letzte Abendverbindung von Augsburg – derzeit 00.01 Uhr – entfallen. Damit hat der letzte ICE, der um 23.52 Uhr aus Stuttgart ankommt, keinen Anschluss mehr. Wie der Fahrgastverband ProBahn auf unsere Nachfrage betont, betrifft diese Verschlechterung nicht nur Merching und Schmiechen, sondern auch Kissing und Mering, da um diese Zeit auch kein FuggerExpress mehr fährt.
Es ist jedoch eine andere Änderung, die Landrat Metzger die größten Sorgen bereitet: Demnach ist es im neuen Fahrplan wohl so, dass die Fahrgäste aus Schmiechen und Merching ab 9 Uhr vormittags in Mering keine direkten Anschlüsse mehr nach München haben. „Dies ist aus unserer Sicht völlig inakzeptabel“, so Metzger. Seinen Informationen nach, soll die Ammerseebahn künftig auf Geltendorf als Umsteigepunkt ausgerichtet werden. Das habe zur Folge, dass Bahn-Fahrer aus Merching über Geltendorf nach München künftig 58 Minuten – mit Umsteigezeit – unterwegs sind statt bisher über Mering in 34 Minuten. Dazu ist diese Strecke auch noch teurer. Laut Landrat kostet die Monatskarte für die Fahrt von Merching über Geltendorf nach München 256,40 Euro – die Monatskarte via Mering kostet derzeit 237,70 Euro. „Ich bitte Sie, Ihre Planungen noch einmal gründlich zu überdenken und zum Wohl der Fahrgäste auf der Ammerseebahn anzupassen“, appelliert Landrat Klaus Metzger an den BEG-Geschäftsführer.
Dass nun zum einen der Anschluss über Mering nicht mehr klappt und auch noch die letzte ICEVerbindung aus Richtung Stuttgart mit den Änderungen wegfällt, be
Jörg Lange, Sprecher des Fahrgastverbands ProBahn als äußerst ärgerlich. „Solche Verschlechterungen kommen immer sehr schlecht an und wir fürchten, dass dadurch weiter Bahnkunden abspringen“, sagt er. Problematisch sei auch die Informationspolitik. „Die BEG macht es grundsätzlich so, dass die Fahrplanänderungen erst zwei Monate vorher bekannt gegeben werden. Für solche gravierenden Veränderungen halten wir das für zu knapp“, sagt er. ProBahn würde sich eine frühzeitigere Information der Kunden wünschen.
Besonders groß sind Sorge und Unmut in den betroffenen Orten. Schmiechens Bürgermeister Josef Wecker fürchtet, für Schmiechener werde die Ammerseebahn ein ganzes Stück weit unattraktiver. Im Nachbarort Merching findet sein Amtskollege Helmut Luichtl, angesichts übervoller Straßen und dringendem Handlungsbedarf beim Klimaschutz müsste der Personennahverkehr ausgebaut werden.
Auch die örtlichen Landtagsabgeordneten machen sich für die Orte an der Ammerseebahn stark. So hat sich der CSU-Abgeordnete Peter Tomaschko bereits um Unterstützung an die bayerische Verkehrsministerin Kerstin Schreyer gewandt. Und auch Grünen-Landtagsabgeordnete Christina Haubrich hat die Eisenbahngesellschaft angeschrieben, mit dem dringenden Appell die geplanten Änderungen noch einmal zu überprüfen.
Die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) bestätigt auf Nachfrage unserer Redaktion im Wesentlichen die anstehenden Veränderungen, widerspricht jedoch der Aussage, dass diese eine massive Verschlechterung bedeuten. Auslöser der Verschiebung des Taktes der Ammerseebahn um etwa 30 Minuten sei die Neuordnung des Fahrplans auf der durch den Knotenbahnhof Geltendorf führenden Bahnstrecke München – Buchloe. Der dortige Fern- und Regionalzugverkehr werde mit der Aufnahme des elektrischen Betriebes im Dezember 2021 deutlich beschleunigt. Dies bringe ein geändertes Fahrplangefüge mit sich erläutert die BEG-Pressestelle. Die BEG habe den geänderten Fahrplan der Ammerseebahn einer intensiven Abwägung unterzogen. „Wir haben im Zeitraum Ende 2016/Anfang 2017 auch den Augsburger Verkehrsverbund (AVV) in die Erörterungen zum künftigen Fahrplanzeichnet konzept der ’Augsburger Netze‘, deren Teil auch die Ammerseebahn ist, mit einbezogen“, heißt es in der Stellungnahme. Dabei habe besonders die lokale Verkehrsnachfrage eine Rolle gespielt. Entsprechend habe man vor allem versucht, die Direktverbindungen nach Augsburg und gute Anschlüsse von der Ammerseebahn von und nach München sicherzustellen. Dies sei nur mit einer Taktverschiebung um 30 Minuten möglich.
In diesem Zusammenhang widerspricht die BEG dem Eindruck von erheblichen Verschlechterungen: „Die größten Fahrgastströme sind in Richtung Augsburg ausgerichtet, das weiterhin mindestens stündlich umsteigefrei erreicht wird“, heißt es. Auch die Einbindung der Ammerseebahn in den Anschlussknoten Geltendorf funktioniere weiterhin, mit Anschlüssen in Richtung München und ins Allgäu. Der für die Stationen Schmiechen und Merching wichtige Anschluss in Mering in Richtung München bestehe zu den Hauptverkehrszeiten auch weiterhin. Die Anbindung an München zu den anderen Tageszeiten und am Wochenende über Geltendorf und die damit verbundene Reisezeitverlängerung betreffe nur wenige Fahrgäste.
Die BEG will auch mit DB Netz und der Bayerischen Regiobahn (BRB) im Vorfeld des endgültigen Trassenbestellschlusses im September untersuchen, ob sich durch geringe Anpassungen im Minutenbereich noch die Möglichkeit weiterer Anschlussverbindungen in Mering ergibt. Sie geht aber davon aus, dass sich hier nur wenige Möglichkeiten bieten. Bezüglich der wegfallenden Spätverbindung verweist die BEG auf die geringe Nachfrage mit sonntags bis donnerstags bis Mering von unter 20 und weiter südlich weniger als zehn Reisenden. Mit der Verlegung der letzten Fahrt werde eine zusätzliche Reisemöglichkeit von der Ammerseebahn nach München und in Richtung Buchloe geschaffen, die 30 Minuten später als heute liegt.
Zu ihrer Informationspolitik betont die BEG, dass sie bereits vor einigen Jahren erste Informationen zu ihrem neuen Konzept weiter gegeben habe. Zudem habe sie wie in jedem Jahr alle Landkreise und kreisfreien Städte zu Regionalkonferenzen eingeladen. Für Schwaben findet diese digital am 19. Juli statt. Darin werde man noch einmal im Detail auf die Fahrplanänderungen der Ammerseebahn ab Dezember 2021 eingehen.