Aichacher Nachrichten

Friedberge­r Supermarkt­inhaber verteidigt sich

Internet Der Edeka-Chef Michael Wollny löst auf Facebook mit „Student*innen Futter“eine Gender-Debatte aus

- VON SEBASTIAN RICHLY

Friedberg Mit solchen Reaktionen hatte Michael Wollny nicht gerechnet. Nichtsahne­nd postet der Friedberge­r Supermarkt­inhaber das Bild eines neuen Produktes auf Facebook – und löst damit eine Gender-Debatte im Internet aus. Bei der Ware handelt sich um eine Nuss-Mischung, die als „Student*innen Futter“deklariert ist. Dabei hat der 50-Jährige mit dem Gendern gar nichts am Hut. Der eigentlich­e Grund für die Aufnahme des Produkts ist ein anderer.

„Als ich das Produkt beim Zwischenhä­ndler gesehen habe, musste ich schmunzeln. Ich gebe zu, dass ich wusste, dass das Produkt durch das Etikett für einige Kunden interessan­t ist.“Nach der Veröffentl­ichung auf Facebook und der Diskussion – in einer Woche generierte der Beitrag fast 500 Likes und mehr als 300 Kommentare – ist das Produkt, das vor drei Wochen in das Sortiment aufgenomme­n wurde, ausverkauf­t: „Wir haben nicht Unmengen bestellt, dennoch bin ich überrascht, dass wir alle verkauft haben. Reich werde ich dadurch aber nicht. Es gab auch Kunden, die ganz speziell danach gefragt haben.“

Warum hat der Supermarkt­inhaber das Produkt ins Sortiment aufgenomme­n? „Weil es von überragend­er Bio-Qualität und fairtrade ist. Es sind keine Zusatzstof­fe enthalten und wird sehr untypisch im Mehrweggla­s geliefert“, nennt Wollny den eigentlich­en Grund. Weil er das Etikett zudem „witzig“fand, veröffentl­ichte er ein Foto in den Sozialen Medien.

Dass der Beitrag gleich eine Debatte

auslösen und deutschlan­dweit von den Medien aufgegriff­en würde, damit hatte der 50-Jährige nicht gerechnet: „Das Gendern liegt uns eigentlich fern. Wir wollen niemandem etwas vorschreib­en. Wer gendern will, soll das tun. Wer es nicht möchte, auch in Ordnung.“Um dieser Haltung Ausdruck zu verleihen, veröffentl­ichte Wollny einen zweiten Facebook-Beitrag. Diesmal allerdings nicht über den offizielle­n Account des Marktes, sondern auf einem eigens für satirische Beiträge angelegten Profil. Dort heißt es: „Liebe Kunden, wie mehrere Medienunte­rnehmen übereinsti­mmend berichten, haben wir in einer Nachtund Nebelaktio­n das Studentenf­utter umbenannt. Es muss ab sofort gegendert werden und heißt jetzt Student*innen Futter. In den nächsten Wochen werden wir noch weitere Lebensmitt­el und Artikel des täglichen Bedarfs umbenennen, die dann ebenfalls gegendert werden müssen.“Dafür gab es mehr als 500 Likes und mehr als 100 Kommentare. Wollny: „Damit wollten wir zeigen, wie absurd diese ausgelöste Debatte aus unserer Sicht ist.“

Mehrere Nutzer hatten Wollny zuvor in den Sozialen Medien aufgeforde­rt, das Produkt wieder aus dem Sortiment zu nehmen. „Die Nachfrage entscheide­t über unser Sortiment und nicht irgendwelc­he Kommentare auf Facebook“, macht er klar. Die Meinungen gehen auseinande­r. „Nicht deren Ernst .... Für mich ist dieses *innen ein Kriterium, das Produkt nicht zu kaufen“, schreibt ein Nutzer. Ein anderer schreibt: „Ganz originell – passt gerade in diese Zeit. Man muss das einfach mit einem zwinkernde­n

Auge verschenke­n.“Wollny: „Es hält sich die Waage. Wir haben viele Unterstütz­er, müssen aber auch viel Kritik einstecken. Wir haben auch schon beleidigen­de Kommentare gelöscht. Irgendwo ist die Grenze.“Der 50-Jährige will sie aber nicht überbewert­en. „90 Prozent kommen von Menschen, die nie in unserem Markt waren oder sein werden. Ich finde es schon lustig, wenn die dann drohen, unseren Laden zu boykottier­en.“

Bereits im vergangene­n Jahr sorgte der Friedberge­r Supermarkt­inhaber für hitzige Diskussion in den Sozialen Medien. Mit einer Corona-Satire landete der Dasinger einen Facebook-Hit. Auch der bekannte Corona-Leugner Attila Hildmann bekam davon Wind und rief umgehend zum Boykott des Friedberge­r Supermarkt­s auf.

Das neue Produkt wird Michael Wollny auch weiter im Sortiment haben, auf einen heiklen Beitrag auf Facebook wird er aber erst einmal verzichten: „Das ist gerade ganz schön viel, weshalb sich die Wogen erst einmal glätten sollten. Mal schauen, was mir dann als nächstes einfällt.“

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Fotos: © fairfood Freiburg/Maximilian von Linden (Archivbild) Der Supermarkt­inhaber Michael Wollny (rechts) hat mit diesem Produkt (links) eine Gender‰Debatte ausgelöst.
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