Friedberger Supermarktinhaber verteidigt sich
Internet Der Edeka-Chef Michael Wollny löst auf Facebook mit „Student*innen Futter“eine Gender-Debatte aus
Friedberg Mit solchen Reaktionen hatte Michael Wollny nicht gerechnet. Nichtsahnend postet der Friedberger Supermarktinhaber das Bild eines neuen Produktes auf Facebook – und löst damit eine Gender-Debatte im Internet aus. Bei der Ware handelt sich um eine Nuss-Mischung, die als „Student*innen Futter“deklariert ist. Dabei hat der 50-Jährige mit dem Gendern gar nichts am Hut. Der eigentliche Grund für die Aufnahme des Produkts ist ein anderer.
„Als ich das Produkt beim Zwischenhändler gesehen habe, musste ich schmunzeln. Ich gebe zu, dass ich wusste, dass das Produkt durch das Etikett für einige Kunden interessant ist.“Nach der Veröffentlichung auf Facebook und der Diskussion – in einer Woche generierte der Beitrag fast 500 Likes und mehr als 300 Kommentare – ist das Produkt, das vor drei Wochen in das Sortiment aufgenommen wurde, ausverkauft: „Wir haben nicht Unmengen bestellt, dennoch bin ich überrascht, dass wir alle verkauft haben. Reich werde ich dadurch aber nicht. Es gab auch Kunden, die ganz speziell danach gefragt haben.“
Warum hat der Supermarktinhaber das Produkt ins Sortiment aufgenommen? „Weil es von überragender Bio-Qualität und fairtrade ist. Es sind keine Zusatzstoffe enthalten und wird sehr untypisch im Mehrwegglas geliefert“, nennt Wollny den eigentlichen Grund. Weil er das Etikett zudem „witzig“fand, veröffentlichte er ein Foto in den Sozialen Medien.
Dass der Beitrag gleich eine Debatte
auslösen und deutschlandweit von den Medien aufgegriffen würde, damit hatte der 50-Jährige nicht gerechnet: „Das Gendern liegt uns eigentlich fern. Wir wollen niemandem etwas vorschreiben. Wer gendern will, soll das tun. Wer es nicht möchte, auch in Ordnung.“Um dieser Haltung Ausdruck zu verleihen, veröffentlichte Wollny einen zweiten Facebook-Beitrag. Diesmal allerdings nicht über den offiziellen Account des Marktes, sondern auf einem eigens für satirische Beiträge angelegten Profil. Dort heißt es: „Liebe Kunden, wie mehrere Medienunternehmen übereinstimmend berichten, haben wir in einer Nachtund Nebelaktion das Studentenfutter umbenannt. Es muss ab sofort gegendert werden und heißt jetzt Student*innen Futter. In den nächsten Wochen werden wir noch weitere Lebensmittel und Artikel des täglichen Bedarfs umbenennen, die dann ebenfalls gegendert werden müssen.“Dafür gab es mehr als 500 Likes und mehr als 100 Kommentare. Wollny: „Damit wollten wir zeigen, wie absurd diese ausgelöste Debatte aus unserer Sicht ist.“
Mehrere Nutzer hatten Wollny zuvor in den Sozialen Medien aufgefordert, das Produkt wieder aus dem Sortiment zu nehmen. „Die Nachfrage entscheidet über unser Sortiment und nicht irgendwelche Kommentare auf Facebook“, macht er klar. Die Meinungen gehen auseinander. „Nicht deren Ernst .... Für mich ist dieses *innen ein Kriterium, das Produkt nicht zu kaufen“, schreibt ein Nutzer. Ein anderer schreibt: „Ganz originell – passt gerade in diese Zeit. Man muss das einfach mit einem zwinkernden
Auge verschenken.“Wollny: „Es hält sich die Waage. Wir haben viele Unterstützer, müssen aber auch viel Kritik einstecken. Wir haben auch schon beleidigende Kommentare gelöscht. Irgendwo ist die Grenze.“Der 50-Jährige will sie aber nicht überbewerten. „90 Prozent kommen von Menschen, die nie in unserem Markt waren oder sein werden. Ich finde es schon lustig, wenn die dann drohen, unseren Laden zu boykottieren.“
Bereits im vergangenen Jahr sorgte der Friedberger Supermarktinhaber für hitzige Diskussion in den Sozialen Medien. Mit einer Corona-Satire landete der Dasinger einen Facebook-Hit. Auch der bekannte Corona-Leugner Attila Hildmann bekam davon Wind und rief umgehend zum Boykott des Friedberger Supermarkts auf.
Das neue Produkt wird Michael Wollny auch weiter im Sortiment haben, auf einen heiklen Beitrag auf Facebook wird er aber erst einmal verzichten: „Das ist gerade ganz schön viel, weshalb sich die Wogen erst einmal glätten sollten. Mal schauen, was mir dann als nächstes einfällt.“