Helfende Hände im Dauereinsatz
Ein junges Paar zieht durch zerstörte Orte
Bad Münstereifel Den Generator im Kofferraum schleppen Leonie Dürnagel und Sascha Kahl sonst immer zu Elektropartys. Drei Tage ist er nun schon im Dauereinsatz. Doch zum Feiern ist dem Pärchen nicht zumute, als es am Sonntagnachmittag auf einem Parkplatz etwas außerhalb von Bad Münstereifel in Nordrhein-Westfalen die Gummistiefel auszieht und sich erschöpft ein belegtes Brot teilt.
Seit Donnerstag ziehen sie durch die von den Fluten zerstörten Dörfer in NRW und Rheinland-Pfalz, um beim Wiederaufbau zu helfen. Durch Ahrweiler, Erftstadt, Bad Münstereifel. „Wir waren in der Realschule und haben dort den Keller ausgeräumt. Der ist bei weitem nicht leer. Es ist furchtbar“, erzählen sie. Über Leonie Dürnagels Unterarme hat sich eine dicke Dreckkruste gelegt. Die beiden sehen aus, als hätten sie sich durch ein Schlammfondue gewälzt.
„Überall der Dreck. Aber es gibt unglaublich viele, die helfen, das ist schon beeindruckend“, sagt Sascha Kahl. Eigentlich wohnt er mit seiner Freundin in Brühl, südlich von Köln. Keine halbe Stunde entfernt von Bad Münstereifel – wären die allermeisten Verbindungsstraßen in den Touristenort nicht wegen ihrer
Sie wissen nicht mehr, wohin mit Sachspenden
Statik oder Bergungsarbeiten gesperrt. So muss man sich nun weiträumig durch die kleinen serpentinenartigen Wege der Eifeldörfer schlängeln.
Dürnagels Familie kommt selbst aus Bad Münstereifel. Sie hätte noch viel zu tun in ihrem privaten Umfeld, sagt sie. Ihre Großmutter wurde in Sicherheit gebracht. Beim Vater ist ein Baum aufs Hausdach gestürzt. Und dennoch hilft sie dort, wo es zunächst am allernötigsten ist.
Die Hilfsbereitschaft in ganz Deutschland ist grenzenlos. Ganztägig schwappen Aufrufe durch die Medien, Hotels beherbergen Flutopfer, Menschen fahren von weit weg in die betroffenen Regionen, um irgendwie anzupacken. Hilfsstellen wissen nicht mehr, wohin mit Sachspenden, bitten stattdessen lieber um Geld.
Auch in Bad Münstereifel wuseln Hunderte durch das Stadtzentrum. Die Bundeswehr hat vor dem Rathaus eine Koordinierungsstelle eingerichtet. Freiwillige werden in Gruppen eingeteilt und dann an verschiedene Einsatzorte verteilt. An zwei Grillstationen gibt es kostenlose Bratwürste, Steaksemmeln und Getränke für die Helfenden. Will man als Reporter dafür zahlen, heißt es: „Bitte kein Geld geben, wir stehen jetzt alle zusammen.“