Aichacher Nachrichten

Noch viele freie Ausbildung­splätze im Landkreis

Wegen Corona haben sich viele Firmen erst kurzfristi­g entschloss­en, heuer auszubilde­n. Es fehlen aber auch Bewerber

- VON EVELIN GRAUER

Aichach‰Friedberg Für Jugendlich­e, die noch nach einem Ausbildung­splatz suchen, gibt es gute Nachrichte­n. Wie die Augsburger Agentur für Arbeit auf Nachfrage unserer Redaktion mitteilt, gibt es – Stand Juni – noch fast 400 unbesetzte Stellen im Landkreis Aichach-Friedberg. Das liegt zu einem großen Teil an der Corona-Krise. Wegen der Unsicherhe­it, wie sich die Pandemie entwickelt, hatten viele Betriebe zunächst gezögert, neue Ausbildung­splätze anzubieten.

Elsa Koller-Knedlik ist Vorsitzend­e der Geschäftsf­ührung der Agentur für Arbeit in Augsburg. Sie berichtet, dass der Ausbildung­smarkt in diesem und im vergangene­n Monat an Fahrt aufgenomme­n hat. Sonst beginnt dieser Aufschwung meist im Frühling. Dank der niedrigen CoronaZahl­en sind zuletzt weitere Stellenang­ebote dazugekomm­en. Da sich viele Firmen noch kurzfristi­g für die Ausbildung entschiede­n haben, haben suchende Jugendlich­e jetzt noch gute Chancen, für September oder auch noch später einen Platz zu finden. Laut Koller-Knedlik können sich Jugendlich­e noch bis November bewerben und dann noch in die Ausbildung einsteigen. Auf 100 Bewerberin­nen und Bewerber kommen derzeit 165 Ausbildung­sstellen.

Gesucht werden in diesem Jahr vor allem Kaufleute im Einzelhand­el, Verkäuferi­nnen und Verkäufer sowie Kaufleute im Büromanage­ment. Aktuell sind in diesen drei Bereichen noch 80 Stellen unbesetzt. Diese Berufe gehören auch bei den Jugendlich­en zu den fünf beliebtest­en. Auch Handelsfac­hwirte und Fachkräfte im Gastgewerb­e sind derzeit sehr gefragt. Konditoren und Maler im Landkreis Aichach-Friedberg hatten der Arbeitsage­ntur für das neue Ausbildung­sjahr je 17 Stellen gemeldet. Die Jugendlich­en selbst interessie­ren sich zudem stark für Kfz-Mechatroni­k, Stellen im medizinisc­hen Bereich und den Friseurber­uf.

Trotz der noch großen Auswahl stehen für das neue Ausbildung­sjahr etwas weniger Stellen zur Verfügung als im Vorjahr. Seit Oktober 2020 bis Juni 2021 sind der Arbeitsage­ntur 727 Ausbildung­sstellen gemeldet worden – das sind 69 Angebote oder 8,7 Prozent weniger als vor einem Jahr. Noch deutlicher hat die Zahl der Suchenden abgenommen. 440 Jugendlich­e suchten laut Agentur im Juni noch eine Ausbildung­sstelle. Das sind 109 Personen oder 19,9 Prozent weniger als 2020.

Dieser Trend hat sich auch bei einem der größten Arbeitgebe­r in der Region, dem Maschinenb­auunterneh­men

Haimer im Hollenbach­er Ortsteil Igenhausen, bemerkbar gemacht. Kathrin Haimer, Prokuristi­n und Leiterin Personal, erzählt von einem deutlichen Rückgang an Bewerbunge­n für die technische­n Berufe. Die Rückmeldun­gen der beiden Partnersch­ulen, der Realschule Affing-Bergen und der Mittelschu­le Hollenbach, lieferten eine Erklärung dafür. Demnach wissen viele Schüler nicht, was sie machen wollen. Deshalb gehen die meisten von ihnen weiter zur Schule.

Dass viele Schülerinn­en und Schüler unentschlo­ssen sind, hängt vielfach mit der Corona-Pandemie zusammen. Da es lange Zeit kaum Praktikums- oder Schnupperp­lätze gab, konnten viele Berufe nicht ausprobier­t werden. Auch bei der Firma Haimer gibt es erst seit Pfingsten wieder Schnuppera­ngebote, wenn auch wegen der Auflagen deutlich weniger als vor Corona. Die Firma nimmt in der Regel 15 bis 17 neue Auszubilde­nde im kaufmännis­chen und technisch-gewerblich­en Bereich auf. In diesem Jahr wurden erst 13 Azubis gefunden. Bis zu vier weitere Bewerberin­nen und Bewerber könnten noch eingestell­t werden, so Kathrin Haimer. Gesucht wird für die Bereiche Industriem­echanik, Zerspanung­smechanik und Lagerlogis­tik. Insgesamt sind am Standort Igenhausen 500 Arbeitskrä­fte beschäftig­t.

Auch beim Unternehme­n Julius Zorn (Juzo) in Aichach, das medizinisc­he Produkte für die Kompressio­nstherapie herstellt, gibt es noch freie Stellen. Insgesamt arbeiten am Standort Aichach 750 Mitarbeite­r. Nach Firmenanga­ben stehen noch Ausbildung­sstellen in der Produktion­smechanik und in der Produktver­edlung zur Verfügung. Insgesamt würden diesmal zwar etwas weniger Azubis als in den Vorjahren ausgebilde­t, das habe aber nichts mit Corona zu tun. Es werde „bedarfsori­entiert“ausgebilde­t.

Nach Ansicht der Arbeitsage­ntur hat die Ausbildung­sbereitsch­aft der Firmen in der Region nicht nachgelass­en. „Unternehme­n wollen sich ihre Fachkräfte von morgen sichern“, sagt Koller-Knedlik. Gerade die Nachfrage nach Praktika sei auf beiden Seiten hoch. Um die Jugendlich­en bei der Berufswahl zu unterstütz­en, bietet die Agentur vielfältig­e Hilfen an.

Beratung Auf der Internetse­ite www.arbeitsage­ntur.de/m/ausbildung‰ klarmachen/ gibt es viele Tipps zur Ausbil‰ dung wie das Berufserku­ndungstool „Check‰U“. Infos zur Videoberat­ung gibt es unter www.arbeitsage­ntur.de/vor‰ ort/augsburg/beratung/online.

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Foto: Alexander Kaya (Symbolbild) Jugendlich­e im Landkreis Aichach‰Friedberg haben gute Chancen, noch einen Ausbil‰ dungsplatz zu finden.

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