Aichacher Nachrichten

Aigner fordert Anstand

Landtagspr­äsidentin wählt kritische Worte vor der Sommerpaus­e. In der Maskenaffä­re zeichnet sich nun ein Untersuchu­ngsausschu­ss ab

- VON ULI BACHMEIER

München Normalerwe­ise geht es ja heiter bis lustig zu, wenn der Bayerische Landtag sich in die Sommerpaus­e verabschie­det. Doch nach launigen Worten steht Landtagspr­äsidentin Ilse Aigner (CSU) am letzten Sitzungsta­g nicht der Sinn – nicht nur wegen der Hochwasser­katastroph­en oder der Corona-Pandemie, sondern vor allem wegen des Verhaltens einzelner Abgeordnet­er.

Aigner sorgt sich um den Stil mancher Debattenbe­iträge und um die Wirkung der Maskenaffä­re in der Öffentlich­keit. Zwar lebe die Demokratie „vom couragiert­en Wettstreit der Konzepte, der Ideen und Argumente“, sagt die Präsidenti­n, „aber persönlich­e Beleidigun­gen, haltlose Vergleiche oder gar die Verächtlic­hmachung der Volksvertr­etung und der Demokratie sind inakzeptab­el in diesem Hohen Haus“. Namen nennt sie dabei nicht, aber es ist offenkundi­g, dass ihre Mahnung in erster Linie auf einzelne Abgeordnet­e der AfD zielt.

Auch ihre eigene Partei schont Aigner nicht. Zur Maskenaffä­re, in deren Zentrum der schwäbisch­e Abgeordnet­e und frühere Justizmini­ster Alfred Sauter (CSU) steht, sagt Aigner: „Für genauso inakzeptab­el halte ich, wenn ich zurückscha­ue, das Verhalten einzelner Abgeordnet­er, die inmitten einer dramatisch­en Krise Geld verdienen und Geschäfte machen, während tausende Menschen buchstäbli­ch um ihr Leben kämpfen und unzählige um ihre wirtschaft­liche Existenz.“

Kaum etwas habe sie in den vergangene­n Monaten derart enttäuscht. Und, so Aigner, „es macht mich noch immer wütend, weil dadurch schwerer Schaden entstanden ist am wertvollst­en Gut, das es in der Politik gibt – dem Vertrauen“. Gleichzeit­ig hebt die Präsidenti­n hervor, dass es fraktionsü­bergreifen­d gelungen sei, mit einem strengeren Abgeordnet­engesetz die Konsequenz­en aus der Maskenaffä­re zu ziehen. Die Bürgerinne­n und Bürger müssten sich auf den Landtag verlassen können.

Im Laufe des Donnerstag­abends zeichnete sich dann ab, dass es wohl bei der Aufklärung der Maskenaffä­re auf einen Untersuchu­ngsausschu­ss im Bayerische­n Landtag hinauslauf­en könnte. Das bestätigte Grünen-Fraktionsc­hef Ludwig Hartmann dem BR: „Es wird ein Untersuchu­ngsausschu­ss werden.“Grüne, SPD und FDP kündigten an, nach der Sommerpaus­e einen solchen zu beantragen. Damit der Ausschuss zustande kommt, müsste ein Fünftel der Abgeordnet­en zustimmen.

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Archivfoto: Hildenbran­d, dpa Aigner sorgt sich um den Debattenst­il im Landtag.

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