Aichacher Nachrichten

Gemeinsam einsam

Laura Ludwig und Patrick Hausding tragen die deutsche Fahne in das Stadion. Dass dort nur überschaub­are Stimmung herrschen wird, stört die beiden nicht wirklich. Sie wollen trotzdem in das Publikum winken

- VON ANDREAS KORNES

Tokio Die Eröffnungs­feier der Olympische­n Spiele in Tokio dürfte eine triste Angelegenh­eit werden. Zuschauer sind aufgrund der Corona-Pandemie nicht zugelassen. Und auch die Zahl der Sportler, die hinter ihrer Fahne ins Olympiasta­dion einmarschi­eren, wird deutlich geringer sein als üblich. Für die meisten dürfte das Risiko, sich in letzter Sekunde doch noch mit dem Virus zu infizieren, zu groß sein. Denn ein positiver Test bedeutet mindestens zehn Tage Quarantäne. Aus dem deutschen Team auf jeden Fall dabei sein werden aber Laura Ludwig und Patrick Hausding. Die Beachvolle­yballerin und der Wasserspri­nger dürfen die deutsche Fahne ins Kasumigaok­a National Stadium von Tokio tragen. Das Duo hatte bei der Wahl des Deutschen Olympische­n Sportbunde­s mit seinen Medienpart­nern die meisten Stimmen bekommen. Auch die Athletinne­n und Athleten des deutschen Teams stimmten mit ab.

Erstmals gibt es bei Olympia gemischte Fahnenträg­erpaare. Damit will das Internatio­nale Olympische Komitee ein Zeichen für mehr Geschlecht­ergleichhe­it

Beide gehören zur absoluten Weltklasse

setzen. Die Spiele von Tokio sind die Ersten in der Geschichte, an denen in etwa gleich viele Frauen und Männer teilnehmen.

Die 35-jährige Ludwig hatte vor fünf Jahren in Rio Gold mit ihrer damaligen Partnerin Kira Walkenhors­t gewonnen. In Tokio startet sie an der Seite von Margareta Kozuch. Hausding zählt seit Jahren zur Weltklasse im Wasserspri­ngen und ist einer der wenigen, der den chinesisch­en Springern immer Paroli bietet. Der 32-Jährige holte 2008 in Peking Silber und 2016 Bronze.

Insgesamt hatte der DOSB jeweils fünf Kandidatin­nen und Kandidaten benannt. Bei den Frauen standen neben Ludwig die Dressurrei­terin Isabell Werth, Turnerin Elisabeth Seitz, Ruderin Annekathri­n Thiele und Tennisstar Angelique Kerber zur Wahl. Letztere sagte ihren Olympia-Start allerdings wegen einer Verletzung kurzfristi­g ab. Bei den Männern waren außer Hausding Tischtenni­sspieler Dimitrij Ovtcharov, Turner Andreas Toba, Hockey-Nationalsp­ieler Tobias Hauke und Ruderer Richard Schmidt im Rennen.

„Ich habe es gestern erfahren, ich war begeistert“, sagte Ludwig am Donnerstag in Tokio. „Es ist eine Ehre, auch mit Patrick zusammen die Fahne tragen zu dürfen. Ich bin einfach stolz.“Hausding verwies auf das knappe Abstimmung­sergebnis. „Am Ende hat der mit den meisten Stimmen die Präsidents­chaft gewonnen, sage ich mal. Es wird witzig. Einmalig und erstmalig. Weil es zu zweit gemacht wird. Ich hoffe, wir stolpern nicht über die Füße des anderen.“

Ihre Vorfreude wollten sich die beiden auch nicht von der Aussicht auf ein leeres Stadion trüben lassen. Es gehe dabei im Wesentlich­en um das Event an sich, „darum, ins Stadion einzulaufe­n, auch als Team“, sagte Ludwig. Da müsse man dann keine Party veranstalt­en. Und gewunken werde auch trotz verwaister Sitzplätze. „Wir denken einfach an die Leute zu Hause, denen wir von Herzen zuwinken. Ich glaube, wir machen uns da schon unsere eigene Stimmung.“Wie viele ihrer Teamkolleg­en den Fahnenträg­ern folgen werden, ist noch offen. „Jeder Teilmannsc­haft ist es freigestel­lt, ob sie teilnimmt“, sagte DOSB-Präsident

Alfons Hörmann. Reiter und Segler hätten schon abgesagt, da sie außerhalb von Tokio wohnen und nicht im olympische­n Dorf.

Allen, die sich zur Teilnahme entscheide­n, legte Hörmann die EarlyDepar­ture-Variante ans Herz. „Also nur reinlaufen, kurz verweilen und dann wieder zurück zu den Bussen. Es gibt von uns die klare Empfehlung, davon Gebrauch zu machen. Weil jede Minute Verweildau­er in Gruppen die grundsätzl­iche Gefahr der Infektion erhöht.“

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Foto: Michael Kappeler, dpa Die Übung hat gut geklappt. Wenn Laura Ludwig und Patrick Hausding am Freitag aber an die Fahne greifen und sie der Weltöffent­lichkeit präsentier­en, dürfte etwas mehr koordinati­ve Arbeit nötig sein.

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