Stadtrat stimmt für Luftfilter in Klassenzimmern
Die Beschaffung von 750 Geräten für die Augsburger Schulen ist jetzt beschlossene Sache. Allerdings hält sich die Euphorie ziemlich in Grenzen
Der Augsburger Stadtrat hat am Donnerstag die Anschaffung von Luftfiltern für Klassenzimmer der Jahrgangsstufe 1 bis 6 gebilligt, auch wenn sich Stadtregierung und Fraktionen teils skeptisch zeigen, was die Wirksamkeit betrifft. Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) sagte, man müsse sich an den wissenschaftlichen Studien orientieren, die allerdings unterschiedliche Aussagen zur Wirksamkeit treffen. Gleichwohl wolle man das Risiko nicht eingehen, dass der Freistaat im Winter bei höheren Inzidenzen Klassen wegen fehlender Filter womöglich nach Hause schicke.
„Wir wollen uns nicht den Vorwurf machen lassen, etwas nicht gemacht zu haben. Das ist der Hauptgrund für das Vorgehen“, so Weber. Man wisse außerdem, dass das Thema für Eltern und Schüler sensibel sei, so Bildungsbürgermeisterin Martina Wild (Grüne). Die Ankündigung von Ministerpräsident Markus Söder (CSU), dass zum Schuljahresanfang in jedem Klassenzimmer ein Luftreiniger stehen soll, habe Erwartungen geweckt. Gleichwohl habe man bisher schon viel für die Sicherheit getan. „Kitas und Schulen sollen so lange wie möglich offen bleiben und so sicher wie nötig sein“, so Wild.
Wie berichtet möchte die Stadt nach der Ankündigung von Ministerpräsident Markus Söder (CSU), dass zum Schuljahresanfang in jedem Klassenzimmer ein Luftreiniger stehen soll, um die 750 Geräte vorzugsweise leasen. Die Kosten liegen bei 2,45 Millionen Euro, wobei der Freistaat bis zu 50 Prozent fördern wird. Grünen-Stadträtin Marie
Rechthaler sagte, die Luftfilter-Frage sei komplexer als sie dargestellt werde, unter anderem wegen des Lärms der Geräte. „Populistische Forderungen nach einer schnellen Anschaffung sind jedenfalls fehl am Platz“, so Rechthaler. Gleichwohl stimme man dem Vorgehen zu, auch wenn das Lüften nach wie vor als effektivste Maßnahme gelte.
Auf Nachfrage von Margarete Heinrich (parteilos) sagte Wild, dass Kommunen womöglich in Haftung genommen werden könnten, wenn es Infektionsfälle in Klassen gebe und dort keine Filter stehen. „Dieses Thema treibt uns seit Monaten
kommunaler Ebene um“, so Wild. Eindeutig geklärt sei das alles nicht, die Kommunen stünden aber wohl am Ende der Verantwortungskette. Die Sozialfraktion begrüßte das Vorgehen der Stadt am deutlichsten. „Luftfilter sind kein Allheilmittel, aber ein Baustein“, so Tatjana Dörfler. Auch wenn Lüften wohl tatsächlich am besten sei, zeige die Erfahrung, dass im Winter trotz klarer Regelungen eben nicht in allen Klassen stoßgelüftet werde. „Im Alltag läuft das nicht perfekt.“Insofern seien die Luftfilter eine gute Ergänzung, auf die Eltern gewartet hätten. Die Stadt habe sich zu spät bewegt. Weber konterte, dass die Filter bei falscher Handhabung auch den gegenteiligen Effekt haben könnten. „Meine Befürchtung ist, dass bei vielen jetzt die Meinung herrscht: Alles ist gut. Aber das ist nur eine gefühlte Sicherheit durch die Filter“, so Weber. Wenn die Lüftungsdisziplin darunter leide, werde das Infektionsgeschehen in Schulklassen im Herbst womöglich massiv sein.
Auch wenn man noch offene Fragen sehe, die der Freistaat bisher nicht ausgeräumt habe, so Wild, werde man infolge des Stadtratsbeschlusses sofort in die Ausschreiauf bung gehen. Man habe erste Gespräche mit Herstellern geführt, doch dass man zum Schuljahresanfang soweit sei, glaube sie nicht. „Wenn vom Freistaat verkündet wird, dass zum Anfang des Jahres überall Geräte stehen sollen, müsste der Freistaat sich darum kümmern“, so Wild. Es sei aber Eile geboten, weil andere Bundesländer auch Förderprogramme auflegen. Das werde die Nachfrage steigern. Gegen die Pläne stimmte die AfD. Solange es keine eindeutigen wissenschaftlichen Nachweise zur Wirksamkeit gebe, lehne man die Filter ab, so Markus Striedl.