Bald soll auch im FCAStadion geimpft werden
Augsburg stehe ganz am Anfang einer vierten Corona-Welle, sagt Oberbürgermeisterin Eva Weber. Entscheidend sei auch das Wetter der nächsten Zeit. Beim Impfen will die Stadt neue Wege gehen
Das Gesundheitsamt der Stadt Augsburg bereitet sich auf eine vierte Corona-Welle vor. Man fange jetzt an, das Personal langsam wieder aufzustocken, sagte Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU). Sie stellte in der Stadtratssitzung am Donnerstag fest: „Die Werte gehen langsam wieder hoch, wir stehen ganz am Anfang einer vierten Welle.“In den vergangenen Tagen pendelte der vom Robert-Koch-Institut berechnete Inzidenzwert für die Stadt zwischen 16 und 20, am Donnerstag lag er bei 20,2. Die Stadt setzt darauf, mit ungewöhnlichen Aktionen die Impfquote weiter zu erhöhen. Entscheidend dafür, was in den kommenden Wochen passiert, wird nach Einschätzung des städtischen Gesundheitsamtes aber auch das Wetter sein.
Oberbürgermeisterin Weber erklärte: „Wenn es trocken und heiß ist und die Leute sich draußen aufhalten, hat das Virus wenig Chancen.“Bei schlechtem Wetter müsse man die Situation anders beurteilen. Das Gesundheitsamt geht in einer Prognose für Ende Juli von einer Sieben-Tage-Inzidenz zwischen 30 und 40 aus, für Ende August rechnen die Experten mit 60 und 160. Mit entscheidend werde auch sein, wie sich die Bürgerinnen und Bürger im Urlaub verhalten. „Wer in den Urlaub fährt und wer zurückkommt, soll sich bitte testen lassen“, appellierte Weber. Man könne das
Virus auch übertragen, ohne Symptome zu haben. Über allem stehe nach wie vor das Thema Impfen. „Wir versuchen, alle zu erreichen, die es zu erreichen gilt.“Am kommenden Wochenende wird es im Impfzentrum wieder Impfungen ohne vorherige Terminvereinbarung geben. Bei der Impfaktion von Freitag bis Sonntag kann man auch auswählen, ob man einen mRNAImpfstoff oder den Einmal-Impfstoff von Johnson & Johnson bekommen möchte.
Aktuell sei es „sehr mühsam“, noch Impfwillige zu finden, sagt der städtische Impfkoordinator Bernhard Maurmeir. Von 400 möglichen Terminen täglich am Impfzentrum würden aktuell nur 200 vergeben. Kommende Woche macht ein Impfmobil vor dem Grünen Kranz in Lechhausen Station, um mehr Stadtteilimpfungen zu ermöglichen. In Oberhausen, wo bereits ein Impfmobil vor der Werner-EgkSchule stationiert ist, wird die Impfaktion noch bis 29. Juli verlängert. Dort wurden zuletzt täglich zwischen 60 und 100 Impfungen verabreicht. Die Stadt wertet diese Zahlen als Erfolg.
Anfang August soll es dann auch ein Impfwochenende in der VIPLounge der FCA-Arena geben. „Wir versuchen, etwas Besonderes anzubieten“, so Maurmeir. In der Diskussion seien auch Impfangebote beim Plärrer-Vergnügungspark oder in einem Klub, um möglichst alle Bevölkerungsschichten abzudecken. Man denke über vieles nach, sagt der Impfkoordinator. Allerdings müssten Aufwand und Ertrag in einem vernünftigen Verhältnis zueinander stehen.
Die Quote der Menschen in Augsburg, die mindestens bereits eine Impfdosis erhalten haben, lag zuletzt nach den Zahlen der Stadt bei 55,8 Prozent. Nicht enthalten in der Statistik sind die Impfungen, die in Betrieben stattfinden. Dazu liegen der Stadt aktuell keine konkreten Daten vor. Gehe man aber von geschätzt rund 20 000 Impfungen in den Firmen aus, komme man auf eine Impfquote von 62,5 Prozent. Schaut man nur auf über 20-Jährige, liege man dann immerhin schon bei rund 75 Prozent. „Wir stehen insofern nicht schlecht da, aber hoffen, weiterzukommen“, erklärte Maurmeir.
Gesundheitsreferent Reiner Erben (Grüne) sagte, man müsse trotz der Fortschritte beim Impfen auf die steigenden Inzidenzwerte reagieren. Die Inzidenzwerte seien nach wie vor maßgeblich für die Corona-Regeln, auch wenn in der Augsburger Uniklinik die Situation, was Covid19-Fälle angehe, momentan entspannt sei. Ins Gesundheitsamt sind aktuell 109 städtische Mitarbeiter aus anderen Dienststellen abgeordnet. Bei steigenden Inzidenzwerten müsse man zügig aufstocken. Das werde, erklärte Personalreferent
Frank Pintsch (CSU) zur Folge haben, dass andere städtische Dienststellen ihren Betrieb einschränken müssen oder sogar ganz geschlossen werden. Die Abordnung werde ein „Kraftakt“, weil ohne Lockdown alle Einrichtungen ja grundsätzlich weiter geöffnet bleiben. Das werde Folgen für die Bürger haben. „Wir reden da nicht von Herbst, sondern von den nächsten Wochen“, so Pintsch. Bundeswehrsoldaten, so Erben, könnten erst ab einem Inzidenzwert von 200 zur Unterstützung des Gesundheitsamtes eingesetzt werden. Vor diesem Hintergrund, so Erben, sei auch noch unklar, wie man bei sonstigen Leistungen des Amtes wie etwa Schuleingangsuntersuchungen vorgehen werde.
Die Sozialfraktion aus SPD und Linkspartei übt indes weiter Kritik am Corona-Krisenmanagement der Augsburger Stadtregierung. Der Bericht der Stadt zur Lage sei „eine Worthülse ohne Inhalt“, sagt Fraktionschef Florian Freund (SPD). Die Stadtregierung wolle „mal wieder abwarten“. Freund weiter: „Ich frage mich nur: Auf was? Mit dieser Politik stolpern wir sehenden Auges in die vierte Welle, wie wir es im letzten Herbst bei der zweiten Welle erleben mussten.“Anstatt eigene Initiativen und Ideen im Stadtrat zu besprechen, wolle die Stadtregierung nur das Verwalten, was Bund und Land vorgebe. Das sei keine vorausschauende Politik, sagt der Fraktionschef.