Aichacher Nachrichten

Winnetou kämpft trotz Corona gegen Bösewichte

Die Süddeutsch­en Karl-May-Festspiele 2021 in Dasing starten am Samstag. Gespielt wird in diesem Sommer „Rückkehr zum Silbersee“. Aufführung­en laufen im zweiten Jahr im Pandemie-Modus. Ein Spektakel wird es trotzdem

- VON MARLENE VOLKMANN

Dasing Endspurt bei den Karl-MayFestspi­elen in Dasing. Die letzten Proben vor der Premiere am Samstag laufen. „Sag ich meinen ganzen Text?“, ruft Wolfgang Berger alias Old Shatterhan­d hoch zur Tribüne. „Ja, den ganzen!“, kommt es zurück. Nicht nur kleine Holperer wie dieser machen die Proben für das Stück „Die Rückkehr zum Silbersee“dieses Jahr schwierig.

Der Wilde Westen war schon immer ein Ort der vielen Völker, deshalb sprechen die Akteure ihren Heimatdial­ekt. So werden diejenigen, die in die Western City kommen, von einem Old Shatterhan­d begrüßt, der auch mal „Ja mei“sagt und trotzdem mit seiner Jacke mit Fransen aussieht wie in einem alten Westernfil­m. Und die Mutter des Pfarrers spricht junge Frauen mit „Mädle“an, obwohl sie doch Kakteen neben der Haustür stehen hat. Winnetou wird vom 24. Juli bis 29. August wieder von Matthias M. gespielt, der schon im 17. Jahr dabei ist. Die Spiele seien mit der Zeit gewachsen, sagt er im Gespräch mit unserer Redaktion. Es gab aber auch Einschläge. Vor einigen Jahren brannte die Western City fast völlig nieder. Erst wenige Jahre zuvor war der Gründer Fred Rai gestorben. Trotzdem gab das Team nie auf. Und nicht nur die Spiele, auch Matthias M.s Rolle hat sich verändert. Sie sei „erwachsene­r“geworden, weil immer neue Ideen dazukamen, meint er. Aber eins bleibt: der Kampf Gut gegen Böse. Der macht ihm besondere Freude – vor allem, weil das Gute immer gewinnt. Außerdem vermittle Karl May Werte, betont M. Beispielsw­eise sind die Helden Winnetou und Old Shatterhan­d echte Freunde, die zueinander­halten und ehrlich sind. Für M. ist Karl May einer der wichtigste­n deutschen Schriftste­ller, auch wenn viele das anders sehen.

Die Handlung von „Rückkehr zum Silbersee“(Autor ist Wolfgang Berger) beginnt auf der Ranch von Old Surehand. Der wird von Regisseur Sven Kramer gespielt und erfüllt seiner Mutter, der Indianerin Kolma Puschi, ihren letzten Wunsch. Unterwegs zum Silbersee trifft er auf die Helden des Stücks und schließt sich ihnen an. „Man fühlt sich wie ein kleiner Junge, wenn man mit Winnetou durch die Prärie reitet“, beschreibt er vor Beginn der Probe das Gefühl. Während der Probe am

ist die Tribüne noch leer, aber trotz Corona wird es ab kommendem Wochenende voll in der Western City, die Premiere am 24. Juli ist schon ausverkauf­t. Dieses Jahr wird nur „Die Rückkehr zum Silbersee“gespielt. Eigentlich war auch noch Winnetous Kampf gegen Kapitän Kaiman eingeplant, der geht aber wegen der Pandemie erst nächstes Jahr über die Bühne. Für ein so großes Stück bräuchte es mehr Leute – bei „Die Reise zum Silbersee“kann der Indianerst­amm auch von ein paar Darsteller­innen und Darsteller­n symbolisie­rt werden. Die Planungssi­cherheit habe gefehlt, so Kramer: „Die Planungen fanden in einem

Zeitraum statt, in dem es kaum Vorgaben gab.“Außerdem ist das Ensemble dieses Jahr nicht so groß – es wird mit drei Profis gespielt, der Rest sind Laien. In dem Stück haben zwölf Leute eine Sprechroll­e, und es gibt neun Statisten, zwei Pferde und einen Hund. In den vergangene­n Jahren haben manchmal bis zu 50 Statisten und Statistinn­en mitgemacht, dazu kommen Leute hinter der Bühne, die sich um alles kümmern.

Old Surehand erzählt in einer Probenpaus­e weiter von Festspiele­n unter schwierige­n Vorzeichen. Normalerwe­ise finden zum Beispiel zwei Vorführung­en pro Spieltag statt. Weil sich dann aber die BesucherSo­nntagnachm­ittag

ströme treffen würden, wurde der Spielplan auf eine Vorführung abgespeckt. Auch das Proben war nicht so einfach. Als die Proben im April begannen, waren nur Einzelprob­en möglich. Manuel Schwirtz, er spielt den Bösen Diego Barera, stand dann alleine auf der Bühne – und Kramer saß auf der Tribüne. Erst seit letztem Maiwochene­nde kann das Ensemble gemeinsam üben. Die Corona-Regeln haben auch Einfluss auf das Spiel: Es gibt keine Kampfszene­n und Schießerei­en.

„Die Rückkehr zum Silbersee“ist ohnehin ein Stück für die ganze Familie, bei dem sich niemand erschrecke­n muss. Das heißt aber nicht, dass

es keine Action gibt. In dem Stück kommt es fast zum Kampf zwischen Winnetou und Wiscasa-Zuya, einem Häuptling, der den Apachen nicht gerade wohlgesonn­en ist. Banditen bedrohen die Guten, und Old Surehand, Old Shatterhan­d und Winnetou werden fast von verfeindet­en Indianern getötet. Aber es wäre nicht Karl May, wenn am Ende nicht alles gut würde: So siegen Old Shatterhan­d, Old Surehand und Winnetou mit ihren Verbündete­n über die Bösen, die Indianer entführen und als Sklaven verkaufen. Und auch der Regisseur ist am Ende der Probe glücklich – alles ist bereit für die große Premiere.

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Foto: Marlene Volkmann Winnetou und Old Shatterhan­d – zwei alte Freunde kämpfen in der Western City wieder für das Gute. Am Wochenende feiern die Süddeutsch­en Karl‰May‰Festspiele 2021 Pre‰ miere in Dasing.

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