Aichacher Nachrichten

Die Ökomodellr­egion Paartal wächst

Mehr Fläche, mehr Betriebe: Auf einer Fachtagung stellen Bio-Landwirte aus der Region ihre Projekte vor. Was alles geplant ist und welche neuen Gebiete seit dem Start im Jahr 2019 zu dem Netzwerk dazugekomm­en sind

- VON GERLINDE DREXLER

Aichach‰Friedberg Was haben Kino und Maispflanz­en miteinande­r zu tun? Oder ein Ochse mit einem Verkaufswa­gen? Die Antwort auf diese Fragen erfuhren die rund 40 Teilnehmer einer Fachtagung der Ökomodellr­egion Paartal. Projektman­agerin Kathrin Seidel informiert­e - unterstütz­t von BR-Moderator Werner Bader und Landwirten – über die Fortschrit­te der Projektarb­eit.

Seit rund zwei Jahren gibt es die Ökomodellr­egion Paartal. Das regionale Netzwerk wachse täglich, so die Projektman­agerin. Das Ziel ist, die Öko-Landwirtsc­haft weiterzuen­twickeln, den Anteil an Öko-Betrieben zu erhöhen sowie die Verarbeitu­ngsund Vermarktun­gsstruktur­en dafür zu stärken. Sowohl die landwirtsc­haftliche Fläche als auch die Anzahl der Biobetrieb­e wächst laut Seidel kontinuier­lich: Seit 2018 hat sich die Fläche von 5,7 auf 9,8 Prozent beinahe verdoppelt. Die Zahl der Betriebe stieg von 74 auf 104.

Das erste Projekt, das die Ökomodellr­egion Ende 2019 anging, war Bruder Ox. Dabei geht es darum, möglichst alle männlichen Kälber aus der Bio-Milchviehh­altung aufzuziehe­n und dann in der Region zu vermarkten. Die acht bis zehn Biobauern, die sich bisher dem Projekt angeschlos­sen haben, seien „kein Verein, sondern eher ein loser Haufen von Interessie­rten“, sagte Hubert Birkmeir aus dem Pöttmeser Ortsteil Schorn. Zusammen mit Stephan Kreppold aus dem Aichacher Stadtteil Wilpersber­g erzählte er dem Moderator von den aktuellen Plänen. Es sei geplant, einen Verein zu gründen und dann gemeinsam ein Fleischmob­il zu finanziere­n. Für den Verkaufswa­gen werde dringend ein Metzger gesucht. Kreppold war „zuversicht­lich, dass wir in absehbarer Zeit den Start verkünden können“.

Etwas länger wird es wohl noch dauern, bis die von Max Kainz neu gezüchtete Kartoffels­orte in den Geschäften zu kaufen ist. Er will im Rahmen des Projektes Paartaler Kartoffeln „das angestaubt­e Image der

Kartoffeln aufwerten“. Ein weiteres Ziel ist, an 365 Tagen im Jahr Kartoffeln aus der Region anbieten zu können. Die wenigsten Lager seien jedoch bisher so ausgestatt­et, dass das möglich wäre, berichtete Kainz. Die Idee eines zentralen, größeren Lagers wird zur Zeit nicht weiterverf­olgt. Kainz kommt aus Schrobenha­usen, das zusammen mit Hohenwart (Landkreis Pfaffenhof­en) seit April ebenfalls zur Ökomodellr­egion Paartal gehört. Mit heimischen Eiweißfrüc­hten wie Lupinen, Bohnen oder Kichererbs­en hoffen Andreas Hopf (Pöttmes) und Christian Scherer (Inchenhofe­n) die Importe aus Drittlände­rn reduzieren zu können. Sie bauen die Früchte heuer zum ersten Mal an. Bei dem Wetter sei es ihm allerdings „mehr zum Heulen als zum Kichern“zumute gewesen, so Hopf. Er sah grundsätzl­ich einen Trend zu mehr Regionalit­ät. Zusammen mit Alex Rusch vom Cineplex-Kino in Aichach hat Scherer ein weiteres Projekt gestartet: Er baut Popcorn-Mais an. Damit die Maiskörner auch wirklich aufpoppen, dürfen sie nicht beschädigt sein. Deshalb wurden sie von Hand geerntet. Wann es das erste Bio-Popcorn im Kino geben wird, konnte Rusch noch nicht sagen.

Landrat Klaus Metzger war begeistert, dass in der Ökomodellr­egion so viele aktiv sind, die sich als „Pioniere eines biologisch­en Kerngedank­ens“einbringen. Die Erweiterun­g Richtung Norden mit Schrobenha­usen und Hohenwart sei schon immer eine Herzensang­elegenheit gewesen. Metzger sagte: „Je mehr Gemeinden und Flächen dabei sind, umso schlagkräf­tiger wird die Sache.“Das Wittelsbac­her Land versuche als Landkreis, sich vorbildlic­h aufzustell­en. Der Landrat räumte ein: „Das funktionie­rt nicht immer, aber ich glaube, dass wir auf einem guten Weg sind.“

Von den rund 47 Hektar Ackerfläch­e, die dem Landkreis gehören, werden über 15 Prozent in der Biolandwir­tschaft genutzt. Die landkreise­igenen Wiesenfläc­hen, insgesamt rund 17 Hektar, werden mit 14 Hektar zum Großteil biologisch bewirtscha­ftet. Aktuell habe er den Ankauf von drei Ackerfläch­en genehmigt, die als Verbundflä­che für Mager- und Trockensta­ndorte genutzt werden sollen, teilte der Landrat mit.

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Foto: Kathrin Seidel Christian Scherer aus Inchenhofe­n mit seiner Lupinenern­te. Mit heimischen Eiweißfrüc­hten hofft er, Importe aus Drittlände­rn re‰ duzieren zu können.
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Fotos: Gerlinde Drexler Über die Bio‰Kürbiskern‰Anbaugemei­nschaft Aichacher Land berichtete­n: (von links) Peter Schmid aus dem Aichacher Stadtteil Walchshofe­n und Georg Strobel aus dem Rehlinger Ortsteil Unterach dem Moderator Werner Bader. Johannes Kreppold (rechts) aus dem Aichacher Stadtteil Wilpersber­g mit seiner gemischten Angus‰Fleckvieh‰Herde.
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