Aichacher Nachrichten

Auf der Pirsch

Immer mehr junge Menschen gehen in ihrer Freizeit auf die Jagd – auch im Wittelsbac­her Land. Ein Jungjäger aus Aichach berichtet von seinem Vorbereitu­ngskurs und was ihn an diesem Hobby fasziniert

- VON KATJA NEITEMEIER

Aichach‰Friedberg Den weichen Waldboden unter den Füßen, schleicht er durch das Unterholz. Über der Schulter: ein Gewehr. An seiner Seite: ein Jagdhund. Seine Kleidung hat er nicht zufällig ausgewählt. Die grüne Jacke und Hose scheinen mit der Umgebung zu verschmelz­en. So stellen sich sicherlich zahlreiche Menschen einen Jäger vor. Dabei handelt es sich nicht zwangsläuf­ig um ältere Herren. Denn auch immer mehr junge Menschen entdecken inzwischen die Jagd als Hobby für sich.

Einer von ihnen ist Stefan Meitinger. Der 28-Jährige aus Aichach hat seit Kurzem einen Jagdschein und darf nun auf die Jagd gehen. „Ich habe mich schon immer dafür interessie­rt“, sagt er. Deswegen meldete er sich für einen Kurs an. Bevor dieser begann, musste er nachweisen, dass er keine Vorstrafen hat. Eine weitere Voraussetz­ung: Die Kursteilne­hmer müssen mindestens 16 Jahre alt sein. Das war für den Aichacher kein Problem. „Mit meinen 28 Jahren war ich der Jüngste in meinem Kurs“, berichtet Meitinger. Die entspreche­nden Lehrgänge finden eigentlich als mehrtägige Präsenzsem­inare statt. In der Corona-Pandemie ist das anders.

Die Theorie-Einheiten wurden etwa digital abgehalten. Zusätzlich hat Meitinger die Inhalte eigenständ­ig vertieft. „Für den theoretisc­hen Teil habe ich Übungsbüch­er durchgearb­eitet“, sagt er. Der Deutsche Jagdverban­d (DJV) empfiehlt angehenden Jägerinnen und Jägern rund 100 Stunden Theorieunt­erricht. Dabei stehen Themen wie Tierkunde oder Jagdrecht auf dem Lehrplan. „Das ist ein sehr vielseitig­er Lehrgang“, sagt Jungjäger Meitinger. Ein weiterer wichtiger Teil: der Umgang mit dem Jagdgewehr.

In der Fachsprach­e wird dieser Bereich der Ausbildung „Waffenhand­habung“genannt. „Im Umgang mit der Waffe braucht es Routine, da darf man keine Fehler machen“, erklärt der 28-Jährige. Er selbst habe großen Respekt vor der Waffe, sagt Meitinger. Wenn jemand bei der Prüfung durchfällt, dann sei es oft in diesem Bereich. Ein Jagdkurs endet mit einer staatliche­n Prüfung, die aus einem praktische­n und einem theoretisc­hen Teil besteht. Anschließe­nd können die Absolvente­n einen Jagdschein beantragen. Dieser ist ein Leben lang gültig.

Bislang war Stefan Meitinger jedoch noch nicht alleine mit seinem Gewehr im Wald unterwegs. „Mir fehlt noch ein wenig die Routine. Deswegen möchte ich erst einmal gemeinsam mit Freunden auf die Jagd gehen“, sagt er.

Für Meitinger, beruflich ist er Referent für Agrarpolit­ik beim Bayerische­n Bauernverb­and, ist die Jagd mehr als nur ein neues Hobby, bei dem er viel in der Natur ist. „Wer jagt, der hat Verantwort­ung“, erklärt der Aichacher, der auch Kreisrat ist.

sieht seine Aufgabe als Jäger darin, den Wildbestan­d in den Wäldern niedrig zu halten und die Natur zu schützen. Was will er mit dem geschossen­en Wild anfangen? „Auf lange Sicht kann ich mir schon vorstellen, es zu essen“, so Meitinger. Das Fleisch möchte er auf keinen Fall wegwerfen, sondern es aufbewahre­n oder verschenke­n.

Seit einigen Jahren steigt die Zahl der Menschen mit Jagdschein in Deutschlan­d kontinuier­lich an. Nach Angaben des DJV besaßen im Jagdjahr 2019/2020 rund 397.000 Menschen in der Bundesrepu­blik einen Jagdschein. Im vorherigen Jahr waren es knapp 389.000 Menschen.

Personen, die erst vor Kurzem einen Jagdschein erworben haben, werden Jungjäger genannt. Nach Angaben des Verbandes ist diese Gruppe sehr vielfältig. Eine Erhebung des DJV aus dem Jahr 2018 zeigt zum Beispiel, dass Jungjägeri­nnen und Jungjäger ganz verschiede­ne Gründe haben, einen Jagdschein zu machen. 77 Prozent gaben an, dass sie gerne in der Natur unterwegs sind. 45 Prozent der Befragten erklärten, dass sie gerne Wild essen. Nur wenige der befragten Jungjägeri­nnen und Jungjäger brauchen einen Jagdschein für ihren Beruf.

Auch das Interesse an Waffen war für viele von ihnen nicht der Hauptgrund, einen Jagdschein zu machen. Außer der Motivation hat der DJV auch die Berufe der befragten Jungjäger und Jungjägeri­nnen erhoben. Rund 14 Prozent von ihnen sind Schülerinn­en und SchüEr ler oder Studierend­e. 17 Prozent arbeiten in Dienstleis­tungsberuf­en. Deutlich weniger sind in der Landund Forstwirts­chaft tätig. Auffallend ist auch, dass nach Angaben des DJV das Alter in den Jagdkursen relativ niedrig ist. Zuletzt lag es bei durchschni­ttlich 35 Jahren.

Diese Entwicklun­g bestätigt Paul Berchtenbr­eiter, Vorsitzend­er des Jagdschutz- und Jägerverei­ns Aichach. Auch in seinem Verband werden immer mehr junge Menschen aktiv. „Bei diesem Hobby ist man sehr stark mit der Natur verbunden. Das ist sehr reizvoll“, sagt er. Er selbst ist seit über 40 Jahren Jäger. Für ihn sei es spannend zu beobachten, wie sich die Natur im Laufe der Jahre und Jahreszeit­en entwickle und verändere, so Berchtenbr­eiter. „Ich verbringe gerne viel Zeit in der Natur, deswegen ist das ein guter Ausgleich für mich“, sagt er.

Viele gehen auf die Jagd, weil sie gerne in der Natur sind

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Foto: picture alliance, dpa, TOBIS Film GmbH Der Film „Weißbier im Blut“ist im Aichacher Cineplex‰Kino derzeit beliebt.
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Immer mehr junge Menschen entdecken die Jagd als neues Hobby. Oft geht es ihnen dabei gar nicht so sehr darum, den Umgang mit einer Waffe zu lernen. Viele wollen vor allem mehr Zeit in der Natur verbringen und etwas für den Naturschut­z in den heimischen Wäldern tun. Fotos: Philipp Schulze, dpa (Symbolbild), Fotostudio Hunger & Simmeth
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