Wer zu spät kommt, den bestraft die Uefa
Mag sein, dass Oliver Glasner seine Herkunft diesmal zum Nachteil gereicht. Als Österreicher sind ihm die letzten Verwinkelungen der deutschen Geschichte möglicherweise verborgen geblieben. Als Trainer in der Fußball-Bundesliga wird selten historisches Wissen benötigt (wenngleich es natürlich wünschenswert ist, dass einer der sportlichen Feldherren mal darauf verweist, dass er sich bei der Taktik ein Beispiel an Hannibal genommen hat und wie dieser im Zweiten Punischen Krieg die Römer bei der Schlacht von Cannae auf den Flügeln überrumpelte). Nun aber muss Glasner büßen.
Wenn die von ihm trainierte Frankfurter Eintracht am Donnerstag gegen Fenerbahce antritt, sitzt er nicht auf der Bank. Der europäische Fußballverband Uefa sperrte ihn für diese Partie. Der Grund: In der vergangenen Saison kamen die damals von ihm betreuten Wolfsburger nach der Halbzeit drei Mal verspätet zurück auf das Feld. Womit der Bogen zur deutschen Geschichte geschlagen ist. Michail Gorbatschow wird der Satz zugeschrieben, wonach jene vom Leben bestraft werden, die zu spät kommen. Er hatte damals eher die marode DDR im Blick als einen Profiklub – wie viele Sinnsprüche aber lässt sich auch dieser gut auf den Sport übertragen.
Glasner nun wurde nicht vom Leben bestraft, sondern von der Uefa. Pech für ihn. Das Leben ist bei kleineren Regelverstößen nachgiebig. Nicht jedes Bier wird mit einer Leberzirrhose bestraft.
Um weiteren Schaden von seiner Karriere abzuwenden, sollte sich Glasner nun aber schnellstmöglich mit weiteren Redewendungen vertraut machen. Wichtigster Erziehungsleitspruch: Wer nicht hören will, muss fühlen. Bestrafende Peitschenhiebe sind aus der Mode geraten, ein seine Position verlassender Innenverteidiger aber sollte zumindest in der folgenden Partie die harte Ersatzbank (die mittlerweile ja ein gesäßschmeichelnder Sessel ist) spüren.
Wer sich über zu viel Laufarbeit auf dem Feld beschwert, dem sei gesagt, dass man es eben in den Beinen haben müsse, wenn man es nicht im Kopf hat.
Weitaus charmanter aber hat selbstverständlich dann doch wieder ein Österreicher die Eigenart des Erfolgs im Fußball zusammengefasst: Des Glück is a Vogerl.