Aichacher Nachrichten

„Nur Reiche können sich einen armen Staat leisten“

Die Linken fordern einen deutlichen Kurswechse­l und greifen die FDP scharf an

- VON STEFAN KROG

Vor etwa 300 Zuhörern und Zuhörerinn­en haben die Linken am Dienstagab­end auf dem Moritzplat­z ihre zentrale Wahlkampfv­eranstaltu­ng in Augsburg abgehalten. Parteivors­itzende Janine Wissler forderte einen Kurswechse­l in der Sozial-, Gesundheit­s- und Steuerpoli­tik, der nur mit einer Linken-Beteiligun­g an der Bundesregi­erung möglich sei. Die Linken hoffen vor allem auf Zweitstimm­en, um dem Augsburger Kandidaten Frederik Hintermayr den Einzug in den Bundestag zu ermögliche­n. Er steht auf der Landeslist­e auf Platz 8. Damit es für ihn reicht, müssten die Linken in Bayern noch zulegen.

„SPD und Grüne fordern auf ihren Wahlplakat­en Dinge wie höheren Mindestloh­n und bezahlbare­s Wohnen. Aber wie lange will die SPD denn noch mitregiere­n, um das durchzuset­zen?“, fragte Wissler.

Die am Dienstag vom Kabinett verabschie­dete Erhöhung der HartzIV-Sätze um drei Euro sei eine Schande. „Hartz IV ist Armut per Gesetz“, so Wissler, die eine grundsätzl­iche Reform forderte. Auch die Mindestloh­n-Erhöhung vor zwei Wochen um zehn Cent auf 9,60 Euro sei unzureiche­nd. Die Linken fordern in ihrem Wahlprogra­mm 13 Euro.

Nicole Gohlke, Spitzenkan­didatin in Bayern, griff die FDP scharf an. Steuererle­ichterunge­n für Wohlhabend­e, bei denen der Staat am Ende weniger Geld habe, seien Klientelpo­litik am Allgemeinw­ohl vorbei. „Nur Reiche können sich einen armen Staat leisten“, so Gohlke. Die Coronapand­emie habe die soziale Spaltung der Gesellscha­ft noch vertieft. Abgeordnet­e Susanne Ferschl (Kaufbeuren) warb für eine Mietendeck­elung. Das Thema sei gerade in Augsburg, wo die Mieten in den vergangene­n Jahren massiv stiegen, akut. Ferschl wies darauf hin, dass es in Augsburg – statistisc­h die ärmste Stadt Bayerns – viele arme Rentner und Beschäftig­te im Niedrigloh­nsektor gebe.

Hintermayr, der gelernter Krankenpfl­eger ist, forderte eine Stärkung der Pflege. Das Fallpausch­alensystem, das feste Vergütunge­n für bestimmte Behandlung­en vorsieht, statt tatsächlic­he Verläufe zu berücksich­tigen, gehöre abgeschaff­t. „Wichtig ist, dass die Patienten gesund werden und nicht, dass Kliniken Gewinne erwirtscha­ften“, so Hintermayr. Diese gehörten zur Daseinsvor­sorge, genauso wie Polizei und Feuerwehr. „Wer käme auf die Idee, dass diese Institutio­nen Gewinne erwirtscha­ften sollen“, so Hintermayr.

Die Linken hatten ihre Veranstalt­ung ursprüngli­ch auf dem Rathauspla­tz abhalten wollen, wegen der noch laufenden Arbeiten in der Karolinens­traße nach dem Brand wurde der Ort aber verlegt. Der nächste Wahlkampfa­uftritt in Augsburg steht am Freitag um 15.30 Uhr an. Unions-Kandidat Armin Laschet spricht dann auf dem GaswerkAre­al.

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Foto: Bernd Hohlen Linken‰Bundesvors­itzende Janine Wissler sprach am Dienstag auf dem Moritzplat­z bei der zentralen Augsburger Wahlkampfv­eranstaltu­ng.

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