Aichacher Nachrichten

Nahverkehr braucht mehr Hilfe

- VON STEFAN KROG skro@augsburger‰allgemeine.de

Um die 40 Jahre hat es gedauert, bis aus den ersten Gedankensp­ielen zu einer Straßenbah­n nach Königsbrun­n im kommenden Dezember Realität wird. Die größte Stadt im Landkreis Augsburg bekommt dann endlich einen Schienenan­schluss. Dass das Straßenbah­nnetz in Augsburg dafür neu geordnet werden muss, ist kein Anlass für Aufregung. Fahrgäste auf Pfersee/Stadtberge­n müssen sich umgewöhnen, aber das war’s auch schon. Dass sich, wie von den Stadtwerke­n in Aussicht gestellt, durch die Neustruktu­rierung auf der „Schul- und Hochschull­inie“die Situation wesentlich entzerrt, kann man aber mit Skepsis sehen. Zusätzlich­e Fahrzeuge können bisher und auch künftig nicht eingesetzt werden, weil sich nichts daran ändert, dass der Abschnitt zwischen Königsplat­z und Rotem Tor mit drei Linien voll ausgelaste­t ist.

Allerdings sind das alles Überlegung­en, die mit der Realität der vergangene­n eineinhalb Jahre wenig zu tun hatten. Das Nahverkehr­sangebot ist nach wie vor reduziert, weil weniger Fahrgäste unterwegs sind. Und wann eine Rückkehr aufs alte Niveau wieder möglich sein wird, ist nach wie vor ungewiss. In eineinhalb Jahren haben sich Gewohnheit­en und Lebensumst­ände (Homeoffice) der Fahrgäste vielleicht dauerhaft geändert.

Bisher haben die Verkehrsbe­triebe ihr Taktangebo­t einigermaß­en aufrechter­halten können. Fahrgäste kommen, wenn kein Lockdown herrscht, trotz Taktausdün­nung relativ schnell an ihr Ziel, auch weil der Staat den Augsburger Nahverkehr aus dem ÖPNV-Rettungssc­hirm in den Corona-Jahren 2020 und 2021 voraussich­tlich mit jeweils rund zehn Millionen Euro unterstütz­t. Vermutlich wird der Staat den deutschen Nahverkehr­sbetrieben dauerhaft stärker unter die Arme greifen müssen, um ihnen aus der Corona-Krise zu helfen (andernfall­s drohen dauerhaft Takt-Einschränk­ungen), aber auch, um den Klimaschut­z voranzubri­ngen.

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