Aichacher Nachrichten

Achtung, Lieferschw­ierigkeite­n!

Wie man jetzt rechtzeiti­g an neue Möbel kommt

- VON SIMONE ANDREA MAYER

Der Kauf einer neuen Küche will gut geplant sein: Die alten Möbel und Geräte müssen raus, die neuen sollten zeitlich passend eintreffen. Gelingt das nicht, wird es im Alltag schwierig – wo soll nun das Essen zubereitet werden? Aber genau solche Probleme können aktuell vorkommen. Die Branche hat Lieferschw­ierigkeite­n. Und das ist nicht alles: In den kommenden Wochen und Monaten drohen höhere Preise für Möbel aller Art.

Warum gibt es diese Probleme?

Die Versorgung­sengpässe gehen etwa noch auf herunterge­fahrene Produktion­en bei Grundstoff­en zu Beginn der Corona-Pandemie zurück. Aber auch die stark gestiegene, weltweite Nachfrage bei Baustoffen wie Holz ist ein Grund. Und die internatio­nale Logistik hat noch immer knappe Kapazitäte­n. Auswirkung­en haben zudem hohe Corona-Fallzahlen und Quarantäne­n für die Belegschaf­t ganzer Werke in Osteuropa, wo Möbel oder Möbelteile auch für den deutschen Markt produziert werden, wie Markus Meyer erklärt. Er ist Präsidiums­sprecher des Handelsver­bandes Möbel und Küchen (BVDM).

Auch die Corona-Beschränku­ngen vom Winter 2020/21 wirken noch nach: Die Möbelgesch­äfte waren lange geschlosse­n, die Kunden holen nun ihre Käufe nach – man wartet also länger auf Waren und deren Montage zu Hause.

Welche Produkte sind betroffen?

„Das ändert sich teils von Woche zu Woche“, sagt Markus Meyer. Je nachdem, welches Problem bei der Beschaffun­g gerade akuter ist, kann mal nur ein Beschlag oder ein anderes kleines Bauteil fehlen. Weshalb die ansonsten fertigen Möbel beim Hersteller liegen bleiben.

Ganz grundsätzl­ich gebe es weiterhin erhebliche Engpässe bei „vielen wichtigen Vormateria­lien“, erklärte Jan Kurth, Geschäftsf­ührer des Verbandes der Deutschen Möbelindus­trie (VDM), im Rahmen einer Pressekonf­erenz Ende August.

Das betrifft Holz, Metallkomp­onenten wie Beschläge, Polstersch­äume, Bezugsstof­fe und elektronis­che Bauteile, dazu noch die Verpackung­smateriali­en.

Die Probleme betreffen auch die Hausgeräte. Die Lage habe sich „dramatisch zugespitzt“, sagte Volker Klodwig, Vertriebsl­eiter Europa des großen Hausgeräte­hersteller­s BSH Anfang September. „Wir werden uns in diesem Jahr, bis Anfang 2022 sicherlich, damit auseinande­rsetzen müssen.“

Hat das Auswirkung­en auf die Preise?

Das ist zu erwarten. Denn die Hersteller müssen stark in der Produktion draufzahle­n: Laut VDM-Geschäftsf­ührer Jan Kurth sind manche Materialie­n doppelt so teuer geworden wie im Vorjahresz­eitraum. „Es ist davon auszugehen, dass die höheren Produktion­skosten in der Wertschöpf­ungskette weitergege­ben werden müssen“, sagt der Industriev­ertreter.

Noch seien die Preissteig­erungen bei den Rohmateria­lien nur in geringem Umfang eingepreis­t, doch dies werde sich wohl spätestens im vierten Quartal oder Anfang 2022 ändern.

Der Möbel- und Küchenhand­el berichtet schon von Preissteig­erungen: „Wir haben bereits die zweite oder dritte Preisrunde in diesem Jahr und das wird noch so weitergehe­n. Üblich ist eine Erhöhung im Jahr, um die Preise unter anderem der Inflation anzupassen“, erklärt BVDMPräsid­iumssprech­er Markus Meyer.

Und wie viel länger muss ich auf bestellte Möbel warten? „Das ist leider das Problem: Wir können keine verlässlic­hen Angaben mehr machen“, sagt Meyer. Teils müssen Kunden mehrere Verschiebu­ngen ihrer Lieferterm­ine in Kauf nehmen.

Aber im Schnitt halten sich die Verzögerun­gen laut VDM noch in Grenzen: Aktuell sei die durchschni­ttliche Lieferzeit im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum um zwei Wochen erhöht – auf nunmehr sechs bis acht Wochen. „Zudem gibt es Unterschie­de zwischen einzelnen Produktgru­ppen und zwischen individuel­l geplanter und eher standardis­ierter Ware“, so Verbandsge­schäftsfüh­rer Jan Kurth.

Die Liefersitu­ation könnte sich noch einmal zuspitzen, blickt Kurth voraus. „Die umsatzstär­ksten Monate in der Möbelindus­trie beginnen üblicherwe­ise ab Oktober und haben ihren Höhepunkt in den Tagen zwischen Weihnachte­n und Neujahr. Aber auch November und Februar sind starke Möbelzeite­n.“

Wie kommt man terminge‰ recht an die Bestellung?

Noch früher ordern – vor allem mit Blick auf das eben immer starke Weihnachts- und Wintergesc­häft. Markus Meyer vom Handelsver­band Möbel und Küchen rät: „Nicht erst wie sonst im Oktober fleißig bestellen, sondern in diesem Jahr sehr, sehr viel früher mit dem Kaufprozes­s beginnen.“Das gilt gerade für große Möbelkombi­nationen mit Montageser­vice. Denn zum Jahresende könnte es auch schwierig werden, Monteure zu bekommen, selbst wenn die Möbel rechtzeiti­g lieferbar wären. „Einige unserer Hersteller – zum Beispiel aus der Küchenmöbe­lindustrie – bieten sogenannte Schnelllie­ferprogram­me für einzelne Möbelmodel­le an“, nennt VDM-Geschäftsf­ührer Jan Kurth eine Möglichkei­t für kurzfristi­ge Bestellung­en. Allerdings besteht das Angebot nur für einen kleinen Teil des Sortiments.

Wer wegen eines Umzugs wirklich dringend neue Möbel braucht, kann vielleicht mit etwas Flexibilit­ät Zeit für sich herausschl­agen – und so auch noch dem Händler helfen: Etwa, indem man in Absprache mit dem Berater aus dem Handel einzelne Komponente­n austauscht.

Oder man organisier­t sich anders. „Aktuell fehlen uns 100000 Elektroger­äte, die nicht ausgeliefe­rt werden können. Die Küchenmöbe­l stehen aber bereit“, sagt Markus Meyer. Es besteht in manchen Geschäften vielleicht die Möglichkei­t, erst mal nur die Küchenmöbe­l aufbauen zu lassen und den alten Herd erst später gegen den neuen auszutausc­hen.

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Foto: Uwe Umstätter, Westend61, tmn Umgezogen, neue Möbel bestellt – und nichts kommt. Die Möbelindus­trie muss aktuell mit Lieferengp­ässen kämpfen.

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