Anwalting trauert um Pfarrer Jakob Zeitlmeir
Der beliebte Priester ist im Alter von 91 Jahren gestorben. In einem emotionalen Video nahm er zuvor Abschied
AffingAnwalting In Anwalting und Umgebung sprachen die Menschen vom „Jakob“, und jeder wusste, gemeint war der Ruhestandsgeistliche Bischöflich Geistlicher Rat Jakob Zeitlmeir. Am vergangenen Dienstag ist seine prägnante Stimme für immer verstummt. Doch nicht ganz, denn in einem Kurzvideo nahm er Abschied von allen, die ihn kannten und schätzten.
„Ich bin ja, wie Ihr wisst, im Altenwohnheim - aber ich war lieber daheim und in der Seelsorge tätig. Das war die schönste Zeit, da denke ich gern daran zurück“, sagt er in dem Video, das die Pfarreiengemeinschaft Nördlingen nach seinem Tod im sozialen Netzwerk Facebook veröffentlichte. „Aber es kommt nun einmal die Zeit, wo das vorbei ist. Und das ist bei mir jetzt der Fall. Also viele Grüße und alles, alles Gute!“Er wurde 91 Jahre alt.
Pfarrer Zeitlmeirs Predigten sprachen die Jugendlichen direkt an, denn mit ihnen unterhielt er sich auf Du und Du. Er holte sie ab in ihren jeweiligen Lebenssituationen, brachte sie zu seinen Gottesdiensten. Nicht mit dem erhobenen Zeigefinger, vielmehr kraft seiner Ausstrahlung und mit seinem weithin bekannten Humor.
Da waren Gottesdienste in Festzelten, bei denen nach der Predigt Applaus aufbrandete. Die seelsorgerische Arbeit von Jakob Zeitlmeir ist für die Menschen rund um Affing über jede Kritik erhaben. Bischof Bertram Meier drückt dies so aus: „Mit Pfarrer Jakob Zeitlmeir verliere ich einen Mitbruder, mit dem ich seit Jahrzehnten eng verbunden bin. Wer dem begeisterten Seelsorger begegnete, spürte, dass er bis ins hohe Alter die Menschen gern hatte und an ihrem Leben Anteil nahm. An seinen Wirkungsorten begleitete er Familien über Generationen hinweg. Immer war es sein Interesse, das Evangelium anzubieten. In den letzten Jahren und Monaten seines Ruhestandes, den er in seiner Heimat verbringen durfte, strahlten seine großen dunklen Augen diese Güte und Herzlichkeit aus.“
Pfarrer Zeitlmeir war und blieb immer Mensch. Als gelernter Hufund Wagenschmied besuchte der gebürtige Anwaltinger als Geselle die Spätberufenenschule, holte das Abitur nach und trat dann ins Dillinger Priesterseminar ein. Nach seiner Priesterweihe am 29. Mai 1960 begann er seine seelsorgerische Tätigkeit als Kaplan in St. Salvator in Nördlingen. In der dort neu errichteten Pfarrei St. Josef wurde er 1964 zum Pfarrer ernannt. Nach mehr als 20 Jahren im Ries wechselte er ins Dekanat Landsberg, nach Denklingen in die Pfarrei St. Michael, wo er fast zwei Jahrzehnte blieb. 1999, nach seiner Emeritierung, kehrte er in seinen Heimatort Anwalting zurück, von wo aus er fast 22 Jahre lang Ehen schloss, Kinder taufte, heilige Messen in Kirchen und auf Festen feierte, mit allen Menschen ins Gespräch kam, sich ernsthaft für ihre Lebenssituation interessierte - und, nicht zu vergessen, jede Schafkopfrunde bereicherte. Ein Typ wie der Jakob ist für eine Region ein Segen. Sein Tod reißt eine Lücke.
Am Donnerstag, 16. September, ist um 17.30 Uhr die Aussegnung in Anwalting, parallel dazu wird in allen Kirchen der Pfarreiengemeinschaft Affing der Rosenkranz für den Verstorbenen gebetet. Das teilt Pfarrer Max Bauer mit. In Aulzhausen entfällt die Messe. Am Freitag, 17. September, besteht in Anwalting die Möglichkeit, sich von 8.30 bis 13.30 Uhr am Sarg von Pfarrer Zeitlmeir zu verabschieden. Um 14 Uhr sind in der Filialkirche St. Andreas Rosenkranz und Requiem. Beides wird auch nach draußen übertragen, vor der Kirche werden für das Gebet Bänke aufgestellt. In der Kirche herrscht Maskenpflicht. Für Requiem und Rosenkranz fährt um 13.30 Uhr ein Bus von Gebenhofen (Haltestelle „Ortsmitte“) nach Anwalting. Er fährt anschließend auch zurück nach Gebenhofen, wo Zeitlmeir im Priestergrab auf dem Friedhof beerdigt wird.