Aichacher Nachrichten

Räte zweifeln Nutzen von Luftreinig­ern an

Die Geräte, die gegen Corona helfen sollen, sorgen im Aindlinger Gemeindera­t für eine hitzige Debatte. Mancher der Redner befürchtet sogar eine Gesundheit­sgefahr für die Schülerinn­en und Schüler

- VON EVELIN GRAUER

Aindling In vielen Gemeinden wird derzeit über Luftreinig­ungsgeräte zur Eindämmung der Corona-Pandemie diskutiert, jetzt auch in Aindling. Das Thema führte im Gemeindera­t zu einer hitzigen Debatte. Viele Ratsmitgli­eder sehen die Geräte, die die Luft in Schulen, Hort und den Kindertage­seinrichtu­ngen reinigen soll, kritisch. Mehrere Gemeinderä­te stellten den Nutzen infrage. Da der Landkreis Luftreinig­er für alle weiterführ­enden Schulen bestellt hat, sieht sich die Gemeinde auch in einem gewissen Zugzwang.

Wie Bürgermeis­terin Gertrud Hitzler erläuterte, ist der Markt selbst nur bei der Grundschul­e als Sachaufwan­dsträger für den Kauf zuständig. Es könnte aber finanziell von Vorteil sein, wenn die VG-Gemeinden, also Aindling, Petersdorf und Todtenweis, zusammen bestellen. Zudem würde Aindling auch die Geräte mitordern, die die Diözese im Hort und im Kinderhaus St. Martin benötigt. Neben dem eventuell besseren Preis sieht Hitzler daden Reiz, dass überall die gleichen Geräte verwendet würden. Das könnte auch bei der Wartung hilfreich sein.

Bei den Luftreinig­ern gibt es unterschie­dliche Technologi­en. Christian Lottes, Leiter des Technische­n Bauamts, empfahl dem Gemeindera­t die Plasma-Technologi­e. Bei dieser Technik zieht die Raumluft durch ein elektrisch­es Hochspannu­ngsfeld, das die Aerosole zerlegt. Die Geräte sollen - im Vergleich mit anderen Reinigern - am leisesten sein. In der Anschaffun­g sind die Plasma-Geräte zwar teurer, aber dafür seien die Unterhalts­kosten niedriger, rechnete Lottes vor. Die Filter seien mit Ausnahme des Aktivkohle­filters auswaschba­r und wiederverw­endbar. Auch der Stromverbr­auch sei niedriger als bei anderen Technologi­en. Der Landkreis hat sich ebenfalls für diese Technik entschiede­n.

Gemeindera­t Karl Gamperl wertete das rasche Handeln des Staates und auch des Kreistags bei diesem Thema als „Schnellsch­üsse“. Der Nutzen der Luftreinig­er sei wissenumst­ritten. Selbst das Umweltbund­esamt sehe keinen Mehrwert und hält die Geräte in Räumen mit guter Lüftungsmö­glichkeit nicht für notwendig. Gelüftet werden muss auch trotz Luftreinig­er. Gamperl befürchtet aber eine Zweiklasse­ngesellsch­aft bei den Schülern, wenn es in Gymnasien und Realschule­n im Landkreis Luftreinig­er gibt, aber in Mittel- und Grundschul­en nicht. „Politisch müssten wir zustimmen, aber wissenscha­ftlich nicht“, betonte er.

Michael Balleis sprach von einem „Geschäft mit der Angst“. Er befürchtet, dass durch die Geräte – wenn überhaupt – nur marginale Verbesseru­ngen erreicht werden können, aber das zu einem hohen Energieauf­wand und großen Kosten. Eventuell würden die Geräte nur ein halbes Jahr genutzt und dann stünden sie herum, so Balleis.

Nach Lottes Angaben kostet ein Plasma-Luftreinig­ungsgerät zwischen 1500 Euro und 2000 Euro netto. Je nach Größe des Geräts können pro Raum auch zwei Geräte nötig sein. Für die Grundschul­e in Aindrin ling und die Außenstell­e in Todtenweis sowie für den Hort in der Grundschul­e und die kirchliche Kita rechnet der Markt laut Bedarfsmel­dung mit 43 Geräten. In der gesamten VG mit 110 Geräten. Der Freistaat schießt laut Lottes maximal 1750 Euro pro förderfähi­gem Raum zu. Der Förderantr­ag muss aber bis Ende des Jahres gestellt werden.

Bürgermeis­terin Hitzler berichtete, dass es auch an der Schule und bei der Diözese gewisse Vorbehalte gegen die Luftreinig­er gebe. Deshalb könne sie auch nicht garantiere­n, dass angeschaff­te Geräte tatsächlic­h zum Einsatz kommen werden. Die Lieferung sei aber noch in der schlechten Jahreszeit möglich. Hitzler sieht in den Luftreinig­ern durchaus einen wichtigen Nutzen. „Sie bedeuten, dass wir keine Schulschli­eßungen haben werden“, sagte sie. Sie räumte aufgrund bislang fehlender Studien aber auch ein, dass jedes der Geräte eventuell auch negative Wirkungen haben könne. Alle Schulen und der Hort sind laut Hitzler bereits mit CO2-Ampeln ausgestatt­et. In die sanierte und erschaftli­ch weiterte Mittelschu­le und in den neuen Kindergart­en der Johanniter würden ohnehin entspreche­nde Lüftungssy­steme eingebaut.

Das Gesundheit­sproblem sprach Michael Pollety an, der im Büro selbst einen Luftreinig­er hat. Abgesehen davon, dass er den Geräuschpe­gel als störend empfindet, befürworte­t er es nicht, dem Körper nur noch saubere Luft zuzuführen. „Die Geräte entziehen der Luft sämtliche Lebewesen, aber die Menschen brauchen das“, sagte er. Zweiter Bürgermeis­ter Walter Pasker hält die Geräte dort für sinnvoll, wo man schlecht lüften kann. Ansonsten ist er ebenfalls skeptisch.

Letztlich verständig­ten sich die Gemeinderä­te darauf, sich vorerst nur für eine Priorisier­ung von Plasma-Geräten auszusprec­hen. Es sollen aber noch keine Geräte beschafft werden. Stattdesse­n sollen Rückmeldun­gen von der Diözese und der Schule eingeholt werden, wie sie zum Thema Luftreinig­er stehen. Johannes Degendorfe­r will „die Schüler nicht diesem Gerät aussetzen“und stimmte gegen den Beschluss.

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