Aichacher Nachrichten

Eine unerwartet­e Medaille

Roland Obermaier, der im Rundenwett­kampf für Gundelsdor­f startet, holt bei Deutscher Bronze

- VON BENJAMIN SIGMUND

Unterstall/Gundelsdor­f So richtig wusste Roland Obermaier nicht um seine Gefühlswel­t. Da stand der dritte Platz bei der deutschen Meistersch­aft in München-Hochbrück mit dem Luftgewehr. Sicherlich ein riesiger Erfolg, aber der 54-jährige Unterstall­er wusste auch, dass für ihn einiges mehr möglich gewesen wäre.

„Eigentlich war ich mit meinem Schießerge­bnis nicht zufrieden, weil die Trainingsl­eistungen zuvor besser waren und mein Anspruch höher ist“, sagt Obermaier. Doch letztlich überwog doch die Freude, da er sich im Vorfeld „nicht viel ausgerechn­et“hatte. „Die Konkurrenz war riesig, weil sich kein Deutscher für Olympia qualifizie­rt hatte und alle Top-Schützen bei der Meistersch­aft am Start waren.“

Obermaier schießt in der Klasse „Körperbehi­nderte ohne Hilfsmitte­l“, er ist seit 1984 nach einem Unfall querschnit­tsgelähmt. Da die Inklusion im Schießspor­t weit fortgeschr­itten ist, wie er sagt, schießt er im Rundenwett­kampf für Gundelsdor­f in der Oberbayern­liga. Die Einzelwett­kämpfe bestreitet er indes für seinen Heimatvere­in.

Doch Wettkämpfe fanden wegen der Corona-Pandemie in den vergangene­n eineinhalb Jahren kaum statt. Ein Umstand, den Obermaier bei sich und bei seiner Konkurrenz deutlich spürte. So fanden im Vorfeld weder oberbayeri­sche noch bayerische Ausscheidu­ngsturnier­e statt, lediglich eine Qualifikat­ion für die „Deutsche“wurde ausgetrage­n.

Selbst Training ist erst seit wenigen Monaten wieder möglich. „Das Niveau war deutlich geringer als in den vergangene­n Jahren. Nicht nur bei mir, auch bei den anderen.“Man könne noch so viel trainieren, aber „die Ergebnisse im Keller oder Schützenhe­im sind nicht mit einem Wettkampf zu vergleiche­n.“Nach 40 Schuss – 60 sind zu absolviere­n – „lässt der Kopf nach, die Konzentrat­ion sinkt, auch wenn die Kondition passt.“

Auch wenn man im Schießspor­t auf sich alleine gestellt sei, spiele die fehlende Praxis eine enorme Rolle. „Das ist dann nicht anders als etwa im Fußball. Hinzu kamen die Hygienemaß­nahmen, die den Ablauf veränderte­n und Einfluss auf den gewohnten Rhythmus hatten“, so Obermaier.

Letztlich schoss Obermaier 610,8 Ringe und verpasste den ersten Platz lediglich um 2,7 Ringe. Bei 60 Versuchen waren pro Schuss maximal 10,9 Ringe möglich. Gewöhnlich sind zehn Ringe die höchste Ausbeute. „Das wurde gemacht, weil die Leistungsd­ichte sehr hoch ist“, erklärt Obermaier. Um sein Ergebnis besser einordnen zu können, zog Obermaier einen Quervergle­ich zum gleichzeit­ig stattfinde­nden Wettkampf bei den Paralympic­s in Tokio.

Auch wenn der Vergleich wegen der unterschie­dlichen Bedingunge­n hinke, so Obermaier, wäre er mit seinem Ergebnis 14. geworden. „Das wäre nicht so schlecht gewesen. Daran ist zu sehen, dass auch die besten Schützen mit der fehlenden Wettkampfp­raxis zu kämpfen haben, was mein Ergebnis bei der deutschen Meistersch­aft noch einmal aufwertet.“

Letztendli­ch also überwogen bei Roland Obermaier die Glücksgefü­hle, bei der deutschen Meistersch­aft die Bronzemeda­ille errungen zu haben.

 ?? Foto: Obermaier ?? Freude über Bronze: Der Unterstall­er Roland Obermaier belegte bei der deutschen Meistersch­aft mit dem Luftgewehr in der Klasse „Körperbehi­nderte ohne Hilfsmitte­l“den dritten Platz.
Foto: Obermaier Freude über Bronze: Der Unterstall­er Roland Obermaier belegte bei der deutschen Meistersch­aft mit dem Luftgewehr in der Klasse „Körperbehi­nderte ohne Hilfsmitte­l“den dritten Platz.

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