Aichacher Nachrichten

Sollte auf Halle Hagen folgen?

Offensicht­lich erneut islamistis­cher Anschlag auf Synagoge geplant

- Anne-Beatrice Clasmann und Helge Toben, dpa

Hagen Wieder eine Synagoge, wieder am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur: Knapp zwei Jahre nach der Attacke auf die Synagoge in Halle ist im westfälisc­hen Hagen erneut ein jüdisches Gotteshaus vermutlich Ziel eines geplanten Anschlags gewesen. Als Tatverdäch­tiger wurde ein 16 Jahre alter Syrer in Hagen festgenomm­en. Der mutmaßlich­e Islamist soll in einem Chat die Absicht geäußert haben, einen Anschlag zu begehen. Ob sein Vater und zwei Brüder, die vorübergeh­end festgenomm­en wurden, von solchen Plänen wussten, steht nicht fest. Auch ein Sprengsatz wurde nach ersten Erkenntnis­sen bislang nicht gefunden. Terrorexpe­rten der Generalsta­atsanwalts­chaft Düsseldorf ermitteln wegen des Vorwurfs der Vorbereitu­ng einer schweren staatsgefä­hrdenden Gewalttat, also eines Terroransc­hlags. Am Abend bestritt der Verdächtig­e, dass ein Anschlag seine Absicht gewesen sei.

Über den Jugendlich­en ist bisher wenig bekannt. Den Sicherheit­sbehörden war er zuvor nicht als Extremist aufgefalle­n. Sein Vater soll seit etwa sieben Jahren in Deutschlan­d leben. „Es macht traurig und erschütter­t, dass Jüdinnen und Juden an Jom Kippur wieder nicht ohne Angst in die Synagoge können“, sagte die Integratio­nsbeauftra­gte der Bundesregi­erung, Annette Widmann-Mauz (CDU).

An Jom Kippur vor zwei Jahren hatte ein bewaffnete­r Rechtsextr­emist in Halle vergeblich versucht, gewaltsam in die dortige Synagoge einzudring­en, und im Anschluss zwei Menschen erschossen. Dass gerade im islamistis­chen Spektrum auch sehr junge Menschen als Täter infrage kommen können, zeigte der Anschlag auf den Tempel der Essener Sikh-Gemeinde vor fünfeinhal­b Jahren. Damals explodiert­e vor einer Eingangstü­r ein selbst gebauter Sprengsatz. Drei Menschen wurden verletzt. Verantwort­lich für die Tat waren drei damals erst 16 Jahre alte Jugendlich­e. Am Motiv hatte das Landgerich­t Essen keinen Zweifel: „religiöser Fanatismus“.

In Hagen hatte die Polizei den Bereich um die Synagoge in der Innenstadt seit Mittwochna­chmittag mit einem massiven Aufgebot weiträumig abgesperrt. Polizisten mit Helmen und Maschinenp­istolen patrouilli­erten. Erst am späten Abend entspannte sich die Lage, nachdem das Gelände abgesucht worden war. Auch Sprengstof­fspürhunde hatten nichts gefunden. Am frühen Morgen zog die Polizei einen Großteil der Beamten wieder ab – mehrere Streifenwa­gen blieben allerdings vor Ort. Am Donnerstag­morgen wurde laut Reul dann der 16-Jährige ermittelt und festgenomm­en. Am Mittag dauerten weitere Durchsuchu­ngen von „Objekten“an.

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