Aichacher Nachrichten

Die Streikgefa­hr ist gebannt, vorerst

Nach dem Kompromiss mit der Lokführerg­ewerkschaf­t muss sich die Bahn auch mit der EVG noch einigen

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Berlin Fahrgäste der Deutschen Bahn können aufatmen: Einen vierten Streik der Lokführerg­ewerkschaf­t GDL wird es nicht geben. Sowohl Bahn-Personalvo­rstand Martin Seiler als auch GDL-Chef Claus Weselsky sprachen nach der Tarifeinig­ung am Donnerstag von einem guten Kompromiss. Allerdings ist der Bahn-Tarifkonfl­ikt erst dann endgültig beendet, wenn der Konzern auch mit der Konkurrenz­gewerkscha­ft EVG einig wird.

Bahn und GDL haben einen Tarifvertr­ag vereinbart, der bis Oktober 2023 gelten soll. Er sieht Tariferhöh­ungen

von insgesamt 3,3 Prozent sowie Einmalzahl­ungen vor. Zum 1. Dezember 2021 steigen die Bezüge um 1,5 Prozent, am 1. März 2023 um weitere 1,8 Prozent. Zweimal erhalten die Beschäftig­ten eine Corona-Prämie: je nach Entgeltgru­ppe 300, 400 oder 600 Euro in diesem Jahr sowie einheitlic­h 400 Euro in 2022. Zur Lösung trugen als Vermittler die Ministerpr­äsidenten von Schleswig-Holstein und Niedersach­sen, Daniel Günther (CDU) und Stephan Weil (SPD), bei. Sie seien vom Deutschen Beamtenbun­d und dem Deutschen Gewerkscha­ftsbund

angesproch­en worden, sagte Weil. Günther sagte: „Das ist für die Mobilitäts­wende ein sehr, sehr guter Tag für Deutschlan­d.“

Die GDL willigte als Teil der Einigung in die Umstruktur­ierung der betrieblic­hen Altersvors­orge ein. Sie fußt hauptsächl­ich auf einem Pensionsfo­nds. Die Bahn legt daneben Geld für eine Zusatzrent­e zurück. Wer ab 2022 eingestell­t wird, erhält diese Zusatzrent­e aber nicht mehr. „Die Rente ist sicher“, sagte Weselsky angesichts des Bestandssc­hutzes für bisherige Mitarbeite­r. Erstmals schließt die GDL neben dem Zugpersona­l

auch Verträge für Mitarbeite­nde in Werkstätte­n und Verwaltung, nicht aber für Infrastruk­tur. Die Verträge kommen dann zur Geltung, wenn die GDL in dem jeweiligen Einzelbetr­ieb auch die meisten Mitglieder hat. Unstrittig ist das nur in 16 der rund 300 BahnBetrie­be. In 71 Betrieben soll in einem notarielle­n Verfahren gezählt werden. Weselsky kündigte an, um weitere Mitglieder zu werben. Um weitere Streiks zu verhindern, sucht die Bahn nun eine zügige Verständig­ung mit der Eisenbahn- und Verkehrsge­werkschaft EVG. „Ich glaube, es ist möglich, dass wir mit der EVG zeitnah zu entspreche­nden Regeln kommen“, so Personalvo­rstand Seiler: Kein EVG-Mitglied solle schlechter gestellt werden. Deren Chef Klaus-Dieter Hommel hatte zuvor erklärt: „Wir bereiten uns auf Verhandlun­gen vor, aber auch auf Maßnahmen bis hin zum Arbeitskam­pf.“Er kritisiert­e das Engagement der Ministerpr­äsidenten: „Das ist ein Schlag ins Kontor der Tarifauton­omie.“Er erklärte das 2020 mit Bund und Bahn geschlosse­ne „Bündnis für unsere Bahn“für gescheiter­t.

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