Aichacher Nachrichten

Weiter Kritik aus dem Reitsport am Fünfkampf

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER klan@augsburger‰allgemeine.de

Bei unangenehm­en Themen wird ja gern mal das Vogel-StraußPrin­zip gewählt: lange Zeit den Kopf in den Sand stecken und irgendwann wird das Ungemach dann schon vorbeigezo­gen sein. Hätte man im Reitsport mit dem brisanten Thema „Moderner Fünfkampf“auch machen können. Schließlic­h sind die Olympische­n Spiele in der Regel nur alle vier Jahre. Wenn auch diesmal wegen der Pandemie-Verschiebu­ngen schon in drei – nämlich 2024 in Frankreich.

Vielleicht wäre aber bis dahin der gerade heftig in der Kritik stehende Fünfkampf aus dem Licht der Öffentlich­keit verschwund­en. Vielleicht wären die Bilder der überforder­ten Athletin Annika Schleu, die tränenüber­strömt das ihr zugeloste Pferd mit der Gerte traktiert, weil es verstört die Zusammenar­beit verweigert, verblasst. Vielleicht wäre der Zuruf „Hau mal richtig drauf“ihrer Trainerin und ihr Fausthieb auf das Hinterteil des Pferdes schon vergessen.

Doch gerade die Spezialist­en unter den Pferdespor­tlern wollen das nicht. Diejenigen, die jahrelang mit ihren Tieren trainieren, die eine Bindung aufbauen, die sie züchten, aufziehen, ausbilden und ja, die auch ihr Geld mit ihnen verdienen. Alle diejenigen sehen sich durch die Fünfkampf-Bilder von Tokio nämlich unter Generalver­dacht gestellt, Pferde zu quälen. Dabei wurde bei den Spielen weitaus weniger Beachtung den drei SpezialDis­ziplinen Dressur, Springen und Vielseitig­keit geschenkt, in denen 200 Paare hervorrage­nden Sport zeigten. Allen voran die deutsche Vielseitig­keits-Olympiasie­gerin Julia Krajewski und das DressurTea­m um Jessica von BredowWern­dl, Isabell Werth und Dorothee Schneider. Sie bewiesen mit ihren harmonisch errittenen Goldmedail­len, wie hoch eigentlich das Niveau im deutschen Reitsport ist.

Alle Spezialist­en betonen einhellig, dass das Reiten als nur eine von fünf Sportarten nicht funktionie­rt. Noch dazu, weil es um fremde Pferde geht, die die Sportler nur 20 Minuten kennenlern­en dürfen. Für Hans-Joachim Erbel, den neuen Präsidente­n der Deutschen Reiterlich­en Vereinigun­g FN, eine Sache, die gar nicht geht. „Wir sehen es als unsere Aufgabe an, Druck auszuüben“, unterstric­h er noch einmal beim bedeutungs­vollsten Turnier in Deutschlan­d, dem CHIO in Aachen. Man dränge mit Nachdruck darauf, dass die Disziplin aus dem Fünfkampf genommen werde. „Das sind keine Reiter“, sagte Erbel.

Die FN und der internatio­nale Verband FEI wählen wohl deshalb so drastische Worte, weil sie spüren, dass sich die Fünfkampf-Verbände in dieser Sache überhaupt nicht bewegen. Die halten es lieber mit der Vogel-Strauß-Politik und stecken den Kopf in den Sand.

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Foto: dpa So sieht es aus, wenn Spezialist­en sprin‰ gen: Max Kühner gewann in Aachen den Preis von Europa.
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