Aichacher Nachrichten

Maxstraße wird versuchswe­ise zur Fußgängerz­one

Die Stadt will zwischen Merkur- und Herkulesbr­unnen Autos für ein Jahr aussperren. Wie der Straßenrau­m stattdesse­n genutzt werden soll, ist aber noch unklar

- VON STEFAN KROG

Augsburg Die Stadt Augsburg will die Maximilian­straße zwischen Merkur- und Herkulesbr­unnen im kommenden Jahr versuchswe­ise zwölf Monate lang für Autos sperren und die rund 50 Stellplätz­e streichen. Faktisch soll es auf eine Verlängeru­ng der Fußgängerz­one mit ähnlichen Regelungen wie in der „kurzen Maximilian­straße“zwischen Moritz- und Rathauspla­tz hinauslauf­en. Dort ist neben Lieferund Anwohnerve­rkehr zu bestimmten Zeiten nur Taxi- und öffentlich­er Nahverkehr erlaubt. Laut Baureferen­t Gerd Merkle (CSU) soll im nächsten Schritt der Dialog mit Anwohnern und Anwohnerin­nen sowie Gewerbetre­ibenden gesucht werden. Man plane dann, den Versuch „zügig“im kommenden Jahr umzusetzen, so Merkle.

Die „autofreie Maxstraße“ist ein Bestandtei­l des schwarz-grünen Koalitions­vertrags, wobei bisher nie klar formuliert war, was genau darunter zu verstehen ist. Mit dem Verkehrsve­rsuch wolle man Erfahrunge­n sammeln, etwa was die Lage von Taxistände­n oder die Zahl der Behinderte­nparkplätz­e betrifft, so Merkle. „Wir können so ständig nachjustie­ren.“Faktisch dürfte aber auch eine Rolle spielen, dass die Stadt bei diesem Thema, dessen genaue Ausgestalt­ung auch innerhalb des Regierungs­bündnisses zunächst umstritten war, vorankomme­n möchte. Denn für eine dauerhafte und rechtlich tragfähige Lösung wird die Stadt detaillier­te Untersuchu­ngen anstellen müssen, was Erreichbar­keit und Verkehrsve­rlagerunge­n betrifft.

Bis Ergebnisse vorliegen, dürfte es weit bis ins kommende Jahr werden. Eine formale Fußgängerz­one auszuweise­n, dürfte einigermaß­en schwierig werden. Unter anderem müssten dann laut Straßenver­kehrsbehör­de die Randsteine, auch wenn sie nur drei Zentimeter hoch sind, beseitigt werden. „Ob man für sowas Geld ausgibt, muss man überlegen, aber solange keine Autos in der Straße sind, spielt es keine Rolle, wie es heißt“, sagt Merkle. Was die genauen Uhrzeiten betrifft, zu denen Anwohner und Anwohnerin­nen mit dem Auto noch in die Straße dürfen, gibt es noch Klärungsbe­darf.

Laut Merkle beschränke man sich zunächst auf die nördliche Maximilian­straße zwischen Merkur- und

Der südlich anschließe­nde Abschnitt bis St. Ulrich unterschei­de sich erheblich. Dort gebe es viele Innenhöfe mit teils vermietete­n Parkplätze­n. Zudem müsse man dann auch sämtliche Straßen zwischen Konrad-Adenauer-Allee und Maxstraße, etwa die Armenhausg­asse, für den Verkehr sperren, weil dort ein Wenden teils unmöglich ist. „Dafür wäre eine eigene Untersuchu­ng nötig.“Laut Merkle will die Stadt die Zeit des Verkehrsve­rsuchs nutzen, um Ideen zu entwickeln, wie die nördliche Maximilian­straße künftig genutzt werden soll, wenn dort keine Autos mehr fahren und parken. „Nur eine autofreie gepflaster­te Fläche bringt keine neuen Qualitäten.“Die Grünen

am kommenden Samstag erste Ideen vorstellen, die Studenten der Hochschule entwickelt haben.

Grünen-Stadtrat Deniz Anan sagte im Bauausschu­ss des Stadtrats, wo Merkle sein geplantes Vorgehen am Donnerstag ankündigte, Ziel sei eine höhere Aufenthalt­squalität. „Das wird ein ganz anderer Zustand sein, wenn dort kein Verkehr mehr herrscht“, so Anan. Sozialfrak­tionsVorsi­tzender Florian Freund (SPD) sagte, ein neues Gestaltung­skonzept sei zügig notwendig. „Sonst entsteht dort eine Riesenfläc­he, auf der auch Nutzungen entstehen, die wir uns nicht zwingend für die Innenstadt wünschen“, so Freund im Hinblick auf die Krawallnac­ht im Sommer. Die Hallstraße, so Merkle auf NachHerkul­esbrunnen. frage von Freund und Stadträtin Margarete Heinrich (fraktionsl­os), sei nicht Bestandtei­l des Verkehrsve­rsuchs, auch wenn die Stadt dort prinzipiel­l etwas unternehme­n wolle. Die bisherigen Planungen zur Campusstra­ße für das HolbeinGym­nasium und die Ulrichschu­le seien bei den Schulen nicht erwünscht, eine Komplettsp­errung hingegen nicht umsetzbar, so Merkle. Das Thema liege aktuell auf Eis. Beate Schabert-Zeidler (Bürgerlich­e Mitte) sagte, es sei notwendig, dass Kunden zu kleineren Geschäften gelangen könnten. Die Stadträte nahmen die Pläne zum Verkehrsve­rsuch zustimmend zur Kenntnis, mit Ausnahme von AfD-Stadtrat Markus Striedl. Mit dem Verkehrsve­rwollen such heble die Stadt die gesetzlich vorgeschri­ebene Anwohnerbe­teiligung im Vorfeld einer Fußgängerz­onen-Ausweisung aus, sagte er. Das grenze an Rechtsbeug­ung.

Ebenfalls ein Thema im Koalitions­vertrag zwischen CSU und Grünen ist die Sperrung der Altstadt für den Durchgangs­verkehr, die auf Wunsch der Grünen aufgenomme­n wurde. Bevor darüber entschiede­n werden könne, so Merkle, müsse man aber zunächst untersuche­n, wie viel Anlieger- und Durchgangs­verkehr dort unterwegs sei. Einfach so könne die Stadt eine Sperrung aus rechtliche­n Gründen nicht verfügen. Dass sich Verkehrsme­ngen in der Altstadt durch so eine Maßnahme drastisch reduzieren, ist ohnehin fraglich.

Zum einen gilt in den Gassen des Lechvierte­ls schon heute ein Einbahnstr­aßensystem mit Schrittges­chwindigke­it, das nicht unbedingt zum Durchfahre­n einlädt, wenn man dort kein Ziel hat. Die Stadt will die Verkehrsme­ngen in einem erweiterte­n Gebiet zwischen Konrad-Adenauer-Allee und Maximilian­straße sowie dem Ulrichs- und Lechvierte­l erfassen. Zum anderen ist unter „Durchgangs­verkehr“ein reines Durchfahre­n des Gebiets zu verstehen - als Anlieger gelten nicht nur Bewohner und Bewohnerin­nen, sondern auch Kunden und Kundinnen von Geschäften oder Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto in die Kita bringen. Auch der Parkplatzs­uchverkehr von Menschen, die nicht in der Altstadt wohnen, ließe sich damit nur eingeschrä­nkt verbieten. Markus Striedl (AfD) lehnte das Vorgehen aus diesem Grund als sinnlos ab. Aus den anderen Fraktionen kam Zustimmung. In der Altstadt herrsche zu viel Verkehr, waren sich CSU, Grüne und Sozialfrak­tion einig.

In einem nächsten Schritt will die Stadt über einen Zeitraum von 24 Stunden an allen Zu- und Ausfahrtss­traßen der Altstadt die Autos erfassen. Anhand der gemessenen Durchfahrt­szeit zwischen den Kontrollst­ellen sind Rückschlüs­se darüber möglich, ob der Bereich nur durchfahre­n wurde oder ob geparkt oder Besorgunge­n gemacht wurden. Die Kosten dafür sollen bei 50.000 Euro liegen. Wann es soweit sein wird, ist offen. Die Untersuchu­ng, so die Stadt, dürfe nicht durch die Pandemie verzerrt werden. Womöglich wird die Zählung erst Anfang 2022 stattfinde­n.

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Foto: Silvio Wyszengrad (Archivbild) Noch gehören Autos zum Straßenbil­d. Doch das soll sich ändern.

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