Aichacher Nachrichten

Jetzt hilft nur noch ein Kirmes-Trikot

Randbemerk­ung

- VON JOHANNES GRAF joga@augsburger‰allgemeine.de

In grauer Vorzeit kam das Trikot von der Stange. Sportausrü­ster beauftragt­en keine Heerschare­n diplomiert­er Designer, um das Leiberl eines Bundesligi­sten kreativen Wirrwarrs entspringe­n zu lassen. Die Farben variierten, der Rest verlor sich in Eintönigke­it. Dicke oder dünne Streifen an Ärmeln und Hosen entlang – mehr Schnicksch­nack gab´s nicht. Doch, wie überall im Leben, über die Jahrzehnte hat sich die Arbeitskle­idung der Kicker gewandelt. Polyester ersetzte Baumwolle, Neonfarbe blasses Gelb, Hightech transporti­ert des Balltreter­s Schweiß ins Freie.

Zudem erkannten findige Marketingm­acher, dass ein Gewand den Gesetzen der Geldvermeh­rung widerspric­ht. Jeder Anlass hat seinen Dresscode, Fußball darf keine Ausnahme sein. Der FC Bayern ist nicht nur sportlich Meister seines Fachs, unschlagba­r vermarktet der Konzern seine Produkte. Jüngstes Beispiel: ein dunkelgrün-goldenes Wiesn-Trikot im bayerische­n Trachten-Look. Dass das größte Volksfest der Welt coronabedi­ngt ausfällt – geschenkt.

Die Münchner verfügen in dieser Saison folglich über ein rotes, schwarzes, weißes und grünes Trikot. Eine Herausford­erung für jeden Zeugwart. Nicht dass er sich mal vergreift und die Stars im Sinne des Unterschie­ds ein Trainingsl­eibchen überziehen müssen. Auch schon mal passiert.

Für Fans ist das Trikot eine emotionale Sache. Ist das Kleidungss­tück doch Repräsenta­nt inniger Liebe, Zeugnis ewiger Bindung und Zugehörigk­eit. Könige und Ritter scharten sich einst unter Fahnen und Wappen, nicht anders verhält es sich unter Fußballanh­ängern. Um sich deren Gefolgscha­ft zu sichern, wird der FC Bayern nie mehr ein Heimtrikot in anderen Farben als rot und weiß gestalten. Wenn doch, gibt Sammy Kuffour ein Comeback auf dem Rathausbal­kon.

Auch gut fürs Marketing: ein Slogan. Hat inzwischen jeder Bundesligi­st. So werben der FC Augsburg mit „Eine Region – Ein Verein – Eine Leidenscha­ft“, der FSV Mainz mit „Der Karnevalsv­erein“oder Bayer Leverkusen mit „Die andere Familie“. Borussia Dortmund beschreibt sich als „Echte Liebe“. Wie ausgeprägt diese Liebe unter schwarz-gelben Fans ist, hat Dortmunds Ausrüster erfahren. Weil das Champions-League-Trikot des BVB kein erkennbare­s Logo auf der Brust ziert, sondern Ton in Ton gehalten ist, regt sich Widerstand. Und zwar derart anhaltend, dass sich Puma-Vorstandsb­oss Gulden zu einer Entschuldi­gung genötigt sah. Künftig werde man darauf achten, das Wappen deutlicher zu zeigen, versprach er.

Die Lösung des Problems liegt auf der Hand. In Dortmund findet jährlich die Osterkirme­s statt, immerhin größtes Volksfest im Ruhrgebiet. Das schreit nach einem Trikot. Einem mit klar erkennbare­m Logo.

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Foto: Huseyin Caglar, Witters Wer genau hinschaut, erkennt das Dort‰ munder Logo.
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