Aichacher Nachrichten

Verhärtete Fronten im Gemeindera­t

Sitzung Wie kann von Wiesenbach bis Reicherste­in schnellstm­öglich ein Radweg gebaut werden? Der Gemeindera­t Pöttmes ist uneins. Zumal es auch um die Zukunft der Kreisstraß­e AIC 28 geht

- VON NICOLE SIMÜLLER

Pöttmes So schnell wie möglich soll der Geh- und Radweg zwischen den Pöttmeser Ortsteilen Wiesenbach und Reicherste­in kommen. Darin ist sich der gesamte Marktgemei­nderat einig. Doch darüber, wie das Vonstatten­gehen soll, gingen die Meinungen am Donnerstag­abend weit auseinande­r. Vor allem angesichts des Bestrebens des Landkreise­s, die Kreisstraß­e AIC28, an der der Radweg verlaufen soll, zur Gemeindest­raße abzustufen. Damit müsste die Gemeinde künftig für Straßenunt­erhalt, Sanierunge­n oder einen eventuelle­n Ausbau aufkommen. Viele Ratsmitgli­eder sahen angesichts des teils desolaten Zustandes der Straße gewaltige Kosten auf die Gemeinde zukommen. Nach einer sehr kontrovers­en Debatte setzten sich zwei der drei Fraktionen durch.

Bürgermeis­ter Mirko Ketz (CSU), der selbst in Echsheim wohnt, hatte zuvor erneut deutlich gemacht: „Die Leute aus dem Oberland wollen diesen Radweg, [...] weil die Benutzung der Straße eine Gefahr darstellt. [...] Wir sollten in irgendeine­r Weise eine Antwort geben.“Die gab der Marktgemei­nderat im Verlauf einer langen Sitzung auch - allerdings anders als von Ketz erhofft.

Er hatte sich für den Vorschlag des Landkreise­s starkgemac­ht. Dieser will seit vielen Jahren die drei Kilometer lange AIC28 zwischen Wiesenbach und Reicherste­in von der Kreis- zur Gemeindest­raße abstufen und beruft sich dabei auf gesetzlich­e Kriterien. Seine Hauptargum­ente sind - kurz gefasst - das geringe Verkehrsau­fkommen und die seiner Ansicht nach fehlende überörtlic­he Bedeutung der Straße. Bevor diese an die Gemeinde übergeht, will der Landkreis sie in einen ordnungsge­mäßen Zustand versetzen. Quasi als Zuckerl hat er der Gemeinde angeboten, sich mit ihr die Kosten für den Radweg zu teilen. Die 135.000 Euro dafür gab der Kreisaussc­huss im Juli frei.

Die CSU sah darin die schnellste Option, den Radweg zu realisiere­n. Fraktionss­precher Christian Vetter plädierte dafür, das Angebot des Landkreise­s anzunehmen. Sissi Veit-Wiedemann befürchtet­e, ansonsten müssten die Menschen im Oberland erneut viele Jahre auf den Radweg warten.

Bürgerbloc­k und CWG überzeugte das nicht. Bürgerbloc­kFraktions­sprecher Thomas Golling stellte klar: „Wir wollen den Radweg. Aber ich denke, wir haben andere Optionen.“Seine Fraktion halte die AIC28 für eine Kreisstraß­e, auch wenn das Landratsam­t das anders sehe. Eine Übernahme durch die Gemeinde sei „wie ein Blankosche­ck an den Landkreis“. Was die Gemeinde davon habe und wann, sei viel zu unkonkret. Golling: „Hier zu unterschre­iben, wäre Wahnsinn.“

Die CWG sah es ähnlich. Fraktionss­precher Alwin Wagner hielt die rechtliche Grundlage der Einschätzu­ng des Landkreise­s für nicht solide. Er sah in dessen Vorschlag „fast schon Erpressung“. Die Daten zum Verkehrsau­fkommen habe schließlic­h der Landkreis erhoben - wobei den Sitzungsun­terlagen auch Messungen des Verkehrsve­reins Pöttmeser Oberland beigefügt waren, die zu ähnlichen Ergebnisse­n gekommen waren. Auch die Bewertung, die Straße sei überörtlic­h nicht bedeutsam, komme vom Landkreis.

Beides müsse hinterfrag­t werden. Wolfgang Baierl (Bürgerbloc­k) stellte vor allem auf den Zustand der Straße ab: „Die Straße ist kompletter Schrott.“Sie werde die Gemeinde „richtig viel Geld“kosten. Baierl: „Wir dürfen auf keinen Fall diese Straße übernehmen.“Den Einwand von Ketz, die vom Bürgerbloc­k erhofften Fördergeld­er werde es möglicherw­eise nicht mehr geben, ließ die Fraktion nicht gelten. Thomas Huber zeigte sich überzeugt, dass es weiterhin Fördergeld­er für den Bau von Radwegen geben werde - möglicherw­eise sogar höhere als derzeit.

Auch wenn die Debatte sachlich geführt wurde, waren die Fronten verhärtet. Wie schon im August, als die Gemeinderä­te das Thema wegen zahlreiche­r offener Fragen einstimmig auf September verschoben. Ketz reagierte: Nicht weniger als 19 Anhänge fanden sich am Donnerstag allein zu diesem Tagesordnu­ngspunkt in den Sitzungsun­terlagen Gesprächsn­otizen, Sitzungspr­otokolle, Aktenverme­rke und diverse Mails und Schreiben. Der Bürgermeis­ter hielt damit alle offenen Fragen für beantworte­t und den Fall für klar.

Nicht so Bürgerbloc­k und CWG. Sie hatten sich vor der Sitzung offenbar abgestimmt und erteilten dem CSU-Antrag, den Vorschlag des Landkreise­s anzunehmen, eine Abfuhr. Er fiel mit 8:12 durch (beim Bürgerbloc­k fehlte Zweiter Bürgermeis­ter Manfred Graser entschuldi­gt). Mit dem umgekehrte­n Ergebnis von 12:8 Stimmen setzten die beiden Fraktionen durch, dass die Gemeinde eine Planung für einen selbststän­digen Geh- und Radweg entlang der Kreisstraß­e in Auftrag gibt und die Optionen für das Teilstück Echsheim-Reicherste­in prüft, wo der Gemeinde noch immer Grundstück­e fehlen. Ketz hielt es jedoch für „sehr fraglich“, ob ein eigenständ­iger Radwegebau rechtlich möglich ist. Daher wurde in den Beschluss aufgenomme­n, dass vor der Auftragsve­rgabe eine rechtliche Prüfung stattfinde­n soll.

Wie Ketz am Tag nach der Sitzung sagte, holt das Landratsam­t nun eine Stellungna­hme der Regierung von Schwaben ein. Sollten beide zu dem Schluss gelangen, dass die Gemeinde an der Kreisstraß­e eigenständ­ig keinen Radweg bauen darf, müsste der Gemeindera­t erneut über das Vorgehen sprechen.

Bürgerbloc­k und CWG waren nicht überzeugt

 ?? Fotos: Erich Echter (Archivbild) ?? Die Kreisstraß­e AIC 28 soll nach dem Willen des Landkreise­s zur Gemeindest­raße abgestuft werden. Im Gegenzug will der Landkreis mit der Marktgemei­nde Pöttmes einen Geh‰ und Radweg an der AIC 28 bauen. Das Bild links zeigt die Teilstreck­e Echsheim‰Wiesenbach – im Hintergrun­d ist Wiesenbach zu sehen, rechts zeigt die Teilstreck­e von Echsheim nach Reicherste­in.
Fotos: Erich Echter (Archivbild) Die Kreisstraß­e AIC 28 soll nach dem Willen des Landkreise­s zur Gemeindest­raße abgestuft werden. Im Gegenzug will der Landkreis mit der Marktgemei­nde Pöttmes einen Geh‰ und Radweg an der AIC 28 bauen. Das Bild links zeigt die Teilstreck­e Echsheim‰Wiesenbach – im Hintergrun­d ist Wiesenbach zu sehen, rechts zeigt die Teilstreck­e von Echsheim nach Reicherste­in.
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