Viele Arten Raubvögel gefährdet
Etwa 30 Prozent aller Raubvögel weltweit sind in ihrem Bestand bedroht – 166 der insgesamt 557 Arten. Der Großteil ihrer Arten sei nur in einem Land zu finden und habe somit ein begrenztes Verbreitungsgebiet, berichten mexikanische Wissenschaftler in PNAS – und machen Vorschläge, wo und wie die Tiere geschützt werden sollten.
Als Raubvögel werden gemeinhin Vögel mit kräftigem, gebogenem Schnabel und scharfen Krallen bezeichnet, oft werden sie mit den Greifvögeln gleichgesetzt. Doch auch „Falkenartige“und Eulen sind Raubvögel – insgesamt machen sie etwa fünf Prozent aller Vogelarten weltweit aus. 58 Prozent von ihnen jagt am Tag, der Rest nachts. Der größte Vertreter ist mit einem Gewicht von 15 Kilogramm der Andenkondor, der kleinste der Welt wiegt gerade einmal 40 Gramm: das Finkenfälkchen in Südostasien.
Das Verbreitungsgebiet einzelner Arten reicht von 195 Millionen Quadratkilometern beim Wanderfalken bis zu schmalen 16 Quadratkilometern bei der Eule „Otus feae“, die nur auf der zu Äquatorialguinea gehörenden Insel Annobos vorkommt. Die größte Artenvielfalt gibt es in den südamerikanischen Anden, im Himalaya und den indomalayischen Regionen sowie auf einigen Pazifikinseln.
Wie vielen anderen Tieren auch macht in erster Linie der Mensch den Raubvögeln zu schaffen, vor allem durch die Zerstörung ihrer Lebensräume und die Belastung der Umwelt mit Schadstoffen. So habe beispielsweise Abholzung zu einem raschen Populationsrückgang beim größten Adler der Welt geführt, dem Philippinenadler. In Asien litten viele Geier unter der Verbreitung des in der Tierhaltung eingesetzten Schmerzmittels Diclofenac, das sie beim Fressen von Aas aufnehmen. Insgesamt 18 Arten seien vom Aussterben bedroht, 25 stark gefährdet, 57 gefährdet und 66 potenziell gefährdet.
Was kann helfen? „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Konzentration auf Schutzmaßnahmen in bestehenden Schutzgebieten politisch und wirtschaftlich machbarer scheint als die Einrichtung neuer Schutzgebiete“, schreiben die Wissenschaftler von der Universidad Nacional Autónoma de México. Dies gelte insbesondere in Ländern, in denen die Ressourcen für die Erhaltung der biologischen Vielfalt begrenzt seien. Vor allem in China, Indien, der Mongolei, Nepal und Russland sollten Schutzgebiete erweitert oder neu ausgewiesen werden. Die Zeit dränge: „Das Schicksal aller Raubvögel im Besonderen und der biologischen Vielfalt im Allgemeinen hängt von unseren Schutzmaßnahmen in den nächsten zwei Jahrzehnten ab.“Anja Garms