Aichacher Nachrichten

Mister 100 Prozent kommt rein und liefert

Florian Niederlech­ner war gegen Borussia Mönchengla­dbach nicht die erste Wahl. Doch Trainer Markus Weinzierl gelang es, keinen Frust bei seinem Torjäger aufkommen zu lassen. Der dankte es ihm mit dem Siegtreffe­r

- VON ROBERT GÖTZ

So leicht konnte sich Florian Niederlech­ner dann doch nicht in den verdienten Feierabend verabschie­den. Als der Stürmer des FC Augsburg mit Frau Melanie und Sohn Felix am frühen Samstagabe­nd die WWK-Arena verließ, da warteten noch ein paar Dutzend Fans auf ihn. Hier noch ein Selfie, da noch eine Unterschri­ft auf eine AutogrammK­arte oder auf ein Trikot. Geduldig und immer mit einem Lächeln erfüllte Niederlech­ner die Wünsche. Es dauert eben, wenn man an diesem Tag der Held der Fans ist, wenn man mit seinem Tor dem FCA den 1:0 (0:0)-Sieg gegen Borussia Mönchengla­dbach gesichert hat, wenn man mit einem Schuss die Angst vor einem kapitalen Fehlstart in die Saison weggewisch­t hat.

„Es ist ein unheimlich schönes Gefühl, nicht nur, weil ich dieses Tor geschossen habe, sondern weil es für die Mannschaft und den Verein ganz wichtig war, dass wir den ersten Dreier geholt haben“, erzählt Niederlech­ner aufgeräumt auf dem Parkplatz vor dem Stadion.

Dabei musste Niederlech­ner über eine Stunde auf der Bank ausharren. Doch damit konnte der 30-Jährige diesmal leben. Denn Markus Weinzierl hatte ihn am Freitagabe­nd im Mannschaft­shotel zur Seite genommen, war mit ihm in eine ruhige

Ecke im Hotel-Foyer gegangen und hatte ihn in seinen Plan eingeweiht, mit Neuzugang Andi Zeqiri zu beginnen. Eigentlich eine saubere Watschn für Niederlech­ner, doch Weinzierl hatte durchaus Gründe für den Personalwe­chsel in der Offensive und er erklärte sie ihm.

Seit Wochen plagt sich Niederlech­ner mit Adduktoren­problemen, hat Schmerzen beim Schießen und Grätschen, wird täglich behandelt. „Gegen Union war es besonders schlimm“, verriet Niederlech­ner am

Samstag nach dem Sieg. Erst im Laufe der Woche konnte er vor dem Gladbachsp­iel wieder voll ins Mannschaft­straining einsteigen.

Zudem wollte Weinzierl mit frischem Wind die Flaute in der Offensive beenden. Nur ein Tor in vier Spielen schrie nach Veränderun­g. Eine halbe Stunde diskutiert­en die beiden. „Ich habe sofort gesagt, ich kann es verstehen, vor allem wenn man selbst nicht bei 100 Prozent ist. Dafür war das Spiel viel zu wichtig“, erzählt Niederlech­ner, der von

Weinzierls Vorgehensw­eise begeistert war. „Er hat mich ins Boot geholt und wir haben es gemeinsam entschiede­n. Dann hat er gesagt: Du kommst dann rein, machst das Tor und dann hat sich die Sache erledigt.“Weinzierl selbst schlief noch eine Nacht darüber, bevor er seinen Plan in die Tat umsetzte. Das Gemeinwohl vor das Einzelwohl setzte: „Natürlich hätte Flo auch spielen können. Es war eine Bauchentsc­heidung. Dass es so aufgeht, hatte ich mir auch nicht ausgemalt.“

Zumal Zeqiri die Erwartunge­n von Weinzierl nicht erfüllen konnte. Der 22-jährige Schweizer mühte sich bei seinem Startelf-Debüt zwar, Akzente setzte er aber keine. Als er dann nach 66 Minuten einen verheißung­svollen Konter versemmelt­e, brachte Weinzierl seinen Joker.

Und Niederlech­ner lieferte zuverlässi­g. Ob er ihn mit dem Bankplatz gekitzelt habe, wurde Weinzierl später in der virtuellen Pressekonf­erenz gefragt. Wisse er nicht. „Aber er war im richtigen Moment da. So muss ein Torjäger auf jeden Fall agieren.“Jeffrey Gouweleeuw hatte einen weiten Pass aus der Abwehr geschlagen, der Gladbacher Nico Elvedi patzte, Ruben Vargas enteilte und traf in dieser Situation, anders als in einigen Szenen davor, die richtige Entscheidu­ng. Er nahm den Kopf hoch und sah Niederlech­ner im Rücken der Abwehr. Der schoß mit links ins kurze Eck: 1:0. Die zugelassen­en 12500 Zuschauer in der ausverkauf­ten WWK-Arena machten Lärm wie 30 660.

Zwei Tore hat der FCA jetzt geschossen, beide Florian Niederlech­ner. Als er mit „Mister 100 Prozent“angesproch­en wird, muss er schmunzeln: „Ich wäre froh, wenn ein anderer auch mal ein Tor schießen würde.“

Niederlech­ner hat eine schwierige Saison hinter sich. Der damalige Trainer Heiko Herrlich kam mit der offenen Art von Niederlech­ner gar nicht klar und der kam am Ende kaum noch zum Einsatz, bis Markus Weinzierl Herrlich ablöste.

Dass Niederlech­ner diesmal mit seinem temporären Teilzeitjo­b gut umgehen konnte, hat viel mit der Art und Weise der Weinzierl’schen Kommunikat­ion zu tun: „Als Spieler gibt es nichts Schöneres, wenn man so ein Vertrauen bekommt vom Trainer und das habe ich absolut zurückbeza­hlt.“Trotzdem soll das die Ausnahme bleiben. Niederlech­ner: „Zum Glück haben wir es so gemacht, es war genau die richtige Entscheidu­ng. Aber das heißt nicht, dass ich nächste Woche wieder auf der Bank sitzen will.“

Denn dann spielt der FCA am Sonntag (17.30 Uhr) beim SC Freiburg. Seinem Ex-Verein. Es ist das letzte Spiel im Dreisamsta­dion vor dem Umzug in die neue Arena.

 ?? Fotos (2): Ulrich Wagner ?? Florian Niederlech­ner schreit seine ganze Freude nach seinem 1:0‰Siegtreffe­r hinaus. Gladbachs Torhüter beeilt sich, den Ball wieder Richtung Anspielkre­is zu werfen. Es nützt aber nichts mehr. Der FCA gewinnt dank des zweiten Saisontref­fers des Augsburger Stürmers mit 1:0.
Fotos (2): Ulrich Wagner Florian Niederlech­ner schreit seine ganze Freude nach seinem 1:0‰Siegtreffe­r hinaus. Gladbachs Torhüter beeilt sich, den Ball wieder Richtung Anspielkre­is zu werfen. Es nützt aber nichts mehr. Der FCA gewinnt dank des zweiten Saisontref­fers des Augsburger Stürmers mit 1:0.
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